Niederösterreich

ÖVP-Finanzskandal in Stadt Haag: Ex-ÖVP-Stadtrat wegen schweren Betrugs angezeigt

In der Stadt Haag flog in den letzten Monaten ein ÖVP-Skandal nach dem anderen auf: Ein ÖVP-Stadtrat hat der Stadt um 66.000 Euro zu viel verrechnet. Der nächste ÖVP-Politiker bekommt regelmäßig Aufträge ohne Ausschreibung. Ganz nebenbei haben die ÖVP-Bürgermeister über die Jahre auf 400.000 Euro Kanalgebühren “vergessen”. Jetzt ist die Justiz am Zug. Gegen einen einstigen ÖVP-Stadtrat wird wegen schwerem Betrugs ermittelt. 

Es waren einfach zu viele Skandale, die die Bürgerliste “Für HaaG” in der tiefschwarzen Stadt Haag aufgedeckt hat. Die NeueZeit hat bereits mehrmals berichtet: Zuerst kam zum Vorschein, dass die Stadt bei Dutzenden Gebäuden keine Kanalgebühr verrechnet hatte – oft über Jahrzehnte hinweg. Dann wurde bekannt, dass auch zu wenig Grundsteuer verrechnet worden ist. Später deckte die Bürgerliste auf, dass ÖVP-Stadtrat Christian M. “versehentlich” um 66.000 Euro zu viel verrechnet und auch von der Stadt erhalten hat. Und zu (vorerst) guter Letzt flog auch noch auf, dass einem anderen ÖVP-Politiker seit Jahren regelmäßig Aufträge ohne Ausschreibung zugeschanzt worden waren. Bürgermeister Lukas Michlmayr wollte die Skandale ursprünglich klein halten. Sein Kollege zahlte die 66.000 Euro, die er zu viel verrechnet hatte, an die Stadt zurück und gab sein Amt als Stadtrat auf. Für Michlmayr war die Sache damit gegessen.

Haag: Opposition verhindert Vertuschung

Aber der Druck der Opposition im ÖVP-dominierten Gemeinderat und vor allem Öffentlichkeit wurde einfach zu groß. Mitte Februar suchten Vertreter der SPÖ, der Liste “Für HaaG” und sogar der ÖVP die örtliche Polizeistation auf, um Anzeige wegen schweren Betrugs gegen den zurückgetretenen ÖVP-Stadtrat und den Elektroprüfer Rudolf P. zu machen. Rudolf P. wird vorgeworfen, als von der Stadt bestellter Prüfer die falschen Rechnungen einfach abgesegnet zu haben.

 “Jetzt wird endlich die Justiz ermitteln und entscheiden”, gibt sich “Für HaaG”-Gemeinderat Thomas Stockinger zufrieden. Übrigens: es wird in der Stadt von weiteren Rechnungen gemunkelt, die zulasten der Stadt aufgetaucht sind. Und: der angezeigte ÖVP-Politiker ist zwar kein Stadtrat mehr, aber Vizechef der Haager ÖVP ist er schon noch.

Gerd Millmann

Ähnliche Artikel

  • Gesellschaft

Fenninger: Woran man bei der Bekämpfung von Kinderarmut gescheitert ist 

Wie kann es sein, dass sich in einem der reichsten Länder der EU, die Zahl…

17. Mai 2024
  • Allgemein

Fünf Jahre Ibiza – Ein Urlaub mit Folgen in 5 Akten

Wo waren Sie am 17. Mai 2019? Eine Frage, die viele Östereicher:innen beantworten können, denn…

16. Mai 2024
  • Burgenland

Von Second Hand-Ware bis zum Übersiedlungsservice: Gemeinnütziges Jobprojekt „Mein Laden“ wird 15

Mattersburg: Seit 2009 fanden rund 550 langzeit-arbeitssuchende Menschen bei "Mein Laden" eine Beschäftigung - viele…

16. Mai 2024
  • International

Teure Züge, billige Flüge: 33 Prozent scheitern bei Buchung von grenzüberschreitender Zugreise

Immer mehr Menschen in Österreich sehnen sich nach einem umweltbewussten Urlaub. Doch Fliegen bleibt in…

16. Mai 2024
  • Niederösterreich

Pleite-Gemeinden in Niederösterreich: Weil Land versagt, soll jetzt EU einspringen

Jeder zweiten Gemeinde in Österreich geht das Geld aus. Was in Oberösterreich schon lang erkennbar…

16. Mai 2024
  • Klimakrise

Verdacht des Amtsmissbrauchs: Welche Rolle spielte Umweltanwalt in Ohlsdorf-Skandal?

Der Ohlsdorfer Bauskandal rund um 19 Hektar Wald, die für eine Schottergrube zerstört wurden, ist…

13. Mai 2024