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Fürst Esterházy ließ 1820 Haydns Leiche exhumieren und fand statt dem Kopf nur eine Perücke

Credits: Haydn Geburtshaus Rohrau

1820 ließ Fürst Esterházy die Leiche des „Meisters der Wiener Klassik“, Joseph Haydn, exhumieren. Eigentlich wollte er den Leichnam des Komponisten von Wien nach Eisenstadt überführen. Aber bei der Exhumierung war der Schock groß:  Der Totengräber fand statt des Kopfes nur eine Perücke im Sarg. Wie der Kopf verschwand und erst viel später wieder auftauchte, ist wahrlich ein Krimi.

Kein anderer Komponist hatte mit seinem Todesfall ein solches Aufsehen erregt wie Joseph Haydn. „Der Meister der Wiener Klassik“ verstarb im Jahr 1809. Im Oktober 1820 ließ Fürst Esterhazy den Leichnam von „seinem“ ehemaligen Komponisten exhumieren, um Haydn´s Überreste nach Eisenstadt überführen zu lassen.

Als der Sarg geöffnet wurde, war der Schock beim Fürsten groß: Der Kopf des Leichnams fehlte. Esterházy informierte umgehend den Polizeiminister und richtete folgende Worte an die Bevölkerung: „Alle Naderer (österreichisch für „Spitzel“) wurden in Bewegung gesetzt!“ Aber es sollte fast 150 Jahre dauern, bis Haydns Schädel zurück zu seinen Überresten gebracht werden konnte.

Joseph Haydn war Kapellenmeister bei Fürst Esterházy

Joseph Haydn wurde am 31. März 1732 in Rohrau geboren und zählt bis heute zu den einflussreichsten Komponisten der Musikgeschichte. Als er zu seinen Lebzeiten noch ein unbekannter Komponist war, kam er zu der einflussreichen ungarischen Familie Esterházy. Dort diente er fast dreißig Jahre als Erster Kapellmeister und komponierte während dieser Zeit unzählige Werke.

Im Mai 1809, im Alter von 77 Jahren, starb Joseph Haydn in seiner Wohnung in Wien, in der heutigen Haydngasse 6. Doch drei Tage nach seinem Begräbnis an der „Hundsthurmer Linie“ (heute Haydnpark in Meidling) wurde der Schädel des Komponisten aus seinem Grab gestohlen.  

Gall´sche Theorie: im Schädel erkennt man, wie viel Genie man ist

Wie sich später herausstellte, beschloss Joseph Karl Rosenbaum kurz nach der Beerdigung, Haydns Kopf zu stehlen. Denn Wien war Anfang des 19 Jahrhunderts nicht nur die Hauptstadt der Musik, sondern die Menschen waren ebenfalls fasziniert von der Schädellehre von Franz Joseph Gall. Die Theorie Galls besagte, dass Begabungen und Neigungen sowie Charakter an der Schädelform zu erkennen seien.

Rosenbaum, der frühere Privatsekretär des Fürsten Esterházy, war ein fanatischer Verehrer der Lehren Galls. Zusätzlich zählte er zum engsten Bekanntenkreis von Haydn. Rosenbaum wollte überprüfen, ob sich das Genie von Haydn wirklich in der Schläfenregion lokalisieren lässt.

„Man fand ihn ohne Kopf! Nur mit Perücke!“

Elf Jahre später ordnete Fürst Esterházy die sofortige Exhumierung seines ehemaligen Kapellenmeisters an, da er dessen Leichnam von Wien nach Eisenstadt überführen wollte. Rosenbaum verfolgte das ganze Geschehen mit besonderem Interesse und amüsierte sich bei dem Gedanken, dass der Fürst eine große Überraschung erleben wird.

So soll er am Tag der Ausgrabung in sein Tagebuch geschrieben haben: „Mittags zwei Uhr ließ Fürst Esterhazy Haydns Leichnam im Hundsthurmer Kirchhof ausgraben. Da fand man selben: ohne Kopf! Nur die Perücke!“

Belustigt über den Fürsten, behielt Rosenbaum den Kopf trotzdem bis zu seinem Tod im Jahr 1839. Seine Witwe übergab den Schädel nach seinem Tod dem Arzt Karl Haller. Danach ging der Kopf von Haydn durch zahlreiche Hände, bis er bei der „Gesellschaft der Musikfreunde“ landete.

Am 05. Juni 1954 war es dann letztendlich doch noch so weit: Die Musikreliquie kehrte nach Eisenstadt zurück und das Burgenland bereitete dem Schädel einen triumphalen Empfang. 

 

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