Milde Winter und kein passendes Futter sorgen dafür, dass Igel immer mehr vom Aussterben bedroht sind. Weil sie wegen der Wärme früher als sonst aus dem Winterschlaf erwachen, irren sie oft desorientiert durch die Gegend – auf der Suche nach Hilfe. Elisabeth Kastner aus Behamberg (NÖ) fand vor vier Jahren einen Igel vor ihrer Haustüre. Aus Liebe zum Tier betrieb sie schon kurze Zeit später eine Notstelle, in der sie bis zu zehn Igeln mit durchgängiger Pflege betreut. Nun tourt sie auch durch Schulen, um für mehr Aufklärung zu sorgen. Mit der NeuenZeit sprach sie über ihre stacheligen Freunde.
Die immer zunehmende Trockenheit und milden Winter sind eine Gefahr für Igel. Auf der Suche nach Futter werden sie krank, irren desorientiert durch die Gegend und brauchen ganz dringend Hilfe.
Genau so ein Hilfe suchender Igel stand vor ungefähr vier Jahren das erste Mal vor der Haustüre von Elisabeth Kastner. Die ehemalige Gemeinderätin (SPÖ) aus Behamberg in Niederösterreich wusste zuerst nicht, was zu tun ist. Trotzdem kümmerte sie sich liebevoll um das kleine Stacheltier.
Vier Jahre später betreibt sie eine eigene Pflege-Stelle für kranke Igel in ihrem Haus und ist Mitglied in dem Verein „Igelfreunde für ganz Österreich“. Sie tourt durch Schulen, klärt über die vom Aussterben bedrohten Tierchen auf und beherbergt oft bis zu zehn kranke Igel auf einmal. Das Ziel: die Tiere für die nächsten kalten Monate in der Wildnis „winterfest“ zu machen. Mit der NeuenZeit sprach Kastner über die Pflege ihrer Igel – und was dabei unbedingt zu beachten ist.
Parasiten – der Feind von Igeln
Der immer mildere Winter stellt den Igel vor allem in Österreich vor Schwierigkeiten: Durch die Wärme erwacht er früher aus seinem Winterschlaf und macht sich auf die Suche nach Futter, nur leider wird er nichts finden. Am liebsten isst das Stacheltier nämlich Käfer, doch auch die Krabbeltiere verschwinden zunehmend aus der Natur. Also greift er auf Regenwürmer und Schnecken zurück. Die sind aber oft Träger von Parasiten, die sich in den Igeln zu Würmern entwickeln. Dadurch bekommen sie Krankheiten und sterben im schlimmsten Fall sogar.
Die Wildtiere verirren sich oft in Gärten und bleiben aus Schwäche oder Krankheit einfach liegen. Menschen finden sie, geben ihnen Wasser und füttern sie unwissend fälschlicherweise mit Getreide oder Nüssen.
“Wenn ein Igel Getreide isst, stirbt er mit vollem Magen.”
Laut der ehrenamtlichen Igelpflegerin Elisabeth Kastner aus Behamberg (NÖ) der falsche Weg:
„Wir päppeln die Igel mit hochkalorischem Aufbaumittel auf. Ohne Getreide und Nüsse. Das kann der Igel nicht verdauen – er stirbt dann mit vollem Magen. Das wissen die Leute oft aber nicht.“
Elisabeth Kastner ist bei der Igelpflege in ganz Österreich mittlerweile nicht mehr wegzudenken: Als sie vor vier Jahren ihren ersten hilfsbedürftigen Igel fand, wusste sie zuerst nicht, was zu tun ist. Auf eigene Faust erkundigte sie sich und nahm das Stacheltier bei sich auf. Schnell wurden aus einer Igelbox, zehn Außengehege zum Überwintern in ihrem Garten. Jetzt, vier Jahre später, ist sie Mitglied im Verein „Igelfreunde für ganz Österreich“ und beherbergt in ihrer Notfplegestelle oft zehn bis zwölf Tiere auf einmal. Wenn im Umkreis jemand einen kranken Igel findet, ist sie die erste Anlaufstelle, die man anruft.
Ihre Aufgabe ist aber kein reines Vergnügen: Rund um die Uhr fallen Arbeiten an. „Der muss alle zwei Stunden mit einem Teelöffel Futter gefüttert werden. Mehr kann man nicht geben, weil er sonst kollabiert. Dann bekommt er Vitamin B12 Spritzen und Wurmmittel. Das kann oft einige Tage dauern, bis der Igel über den Berg ist.“ Futter-, Medikamenten- und Tierarztkosten werden alle aus eigener Tasche bezahlt.
Schulmädchen konnte wegen Kastner für kranken Igel Pflege garantieren
Um für mehr “Igel-Aufklärung” zu sorgen, tourt Elisabeth Kastner mit einem von ihr „aufgepäppelten“ Igel durch österreichische Schulen. Dort erklärt sie die Abläufe, an wen man sich wenden kann und wie vorzugehen ist, wenn man einen geschwächten Igel findet.
Eine rührende Geschichte blieb ihr besonders im Gedächtnis. Als sie in Steyr in einer Volksschule war, bekam sie wenige Tage später einen „Notfallsanruf“: Die Familie eines Schulmädchens hat einen kranken Igel im Garten gefunden. Erst wussten sie nicht, ob sie ihn überhaupt angreifen dürften. Doch weil eine Frau erst vor Kurzem in der Schule der Tochter war und einen Vortrag gehalten hat, wie man einen Igel richtig pflegt, wusste das Mädchen Bescheid. Es wusste also genau, was zu tun ist, bis Hilfe eingetroffen ist.
„Die Frau in der Schule, das war ich!“, sagt Kastner sichtlich freudig zur NeuenZeit. Auf die Geschichte sei sie besonders stolz, da sie durch ihre Aufklärungsarbeit vielleicht den ein oder anderen Igel retten konnte. Das ist ihr nämlich wirklich ein Herzensanliegen:
Igel gefunden – Was jetzt?
Falls sich bei Ihnen ein Igel verirren sollte, dann kontaktieren Sie den Verein „Igelfreunde für ganz Österreich“. Hier die wichtigsten Erst-Maßnahmen auf einen Blick:
„Es ist schön, wenn man einen schwerkranken Igel hat, eine ganze Woche kämpft und er dann überlebt und bereit für den nächsten Winter ist. Das ist der Grund wieso ich das mache.“