Oberösterreich

Racheakt in Kirchdorf? ÖVP, FPÖ und Grüne wollen Bürgermeisterin aus Amt kicken

Engagierte Bürgermeisterinnen sucht man in Österreich wie die Nadel im Heuhaufen. Nun wollen ausgerechnet die Grünen gemeinsam mit ÖVP und FPÖ die amtierende Frau an der Spitze von Kirchdorf an der Krems, Vera Pramberger (SPÖ), mit einem Misstrauensvotum aus dem Bürgermeisteramt kicken. Vorangegangen waren Unstimmigkeiten in Bezug auf das Gemeindebudget. Die Parteien hatten den Budgetvorschlag der SPÖ abgelehnt, konnten in persönlichen Gesprächen aber keinen Gegenvorschlag präsentieren.

Mit nur drei Stimmen Vorsprung gewann Vera Pramberger (SPÖ) in der Stichwahl gegen Alexander Hauser (ÖVP). 2021 wurde sie direkt von den Bürgerinnen und Bürger der Stadtgemeinde Kirchdorf an der Krems ins Bürgermeisteramt gewählt. Jetzt besteht die Gefahr, dass sie frühzeitig aus dem Amt gekickt wird. Ausgerechnet ihr ehemaliger Gegner, Alexander Hauser (ÖVP) und der Fraktionsvorsitzende der ÖVP Wolfgang Dilly stacheln nun gemeinsam mit der FPÖ und den Grünen eine Hetzjagd gegen die rote Bürgermeisterin an. Als Opposition haben sie sich zusammengetan und ein Misstrauensvotum gegen die Bürgermeisterin eingebracht. Ein Mittel, das eigentlich nur bei schweren Vergehen (wie zum Beispiel Steuerhinterziehung u.Ä.) eingesetzt werden sollte.

Doppelmoral: Opposition lehnt SPÖ-Budget-Vorschlag für Kirchdorf ab, bringt aber keinen Gegenvorschlag ein

In Oberösterreich stecken gerade viele Gemeinden und Städte aufgrund der Teuerung in Schwierigkeiten. Jede zweite Gemeinde in Österreich könnte heuer zur sogenannten Abgangsgemeinde werden – also eine Gemeinde, die nicht genug finanzielle Mittel für den laufenden Gemeindehaushalt zur Verfügung hat. Auch Kirchdorf an der Krems ist dem nicht entkommen. Pramberger hat es trotzdem geschafft, einen zukunftsweisenden Budgetvorschlag einzubringen.

Diesen haben die anderen Parteien im Gemeinderat allerdings abgelehnt. Vorgeworfen wird ihr jetzt ihre “Macht missbraucht und durch eine Blockadetaktik Druck ausgeübt” zu haben. Tatsächlich soll es aber genau andersrum gewesen sein, wenn man sich in der 5.000-Einwohner-Gemeinde umhört. In den von Pramberger initiierten folgenden Gesprächen mit allen Parteien habe sie versucht, das Gemeindebudget doch noch auf einen Nenner zu bringen. Konkrete Änderungsvorschläge zum Budget gab es von Schwarz, Grün und Blau aber keine. Im zweiten Anlauf  konnte das Budget dann doch einstimmig beschlossen werden. Zwei Tage danach folgte das Misstrauensvotum.

Misstrauensvotum: Angriffe gegen Frauen keine Seltenheit

Das war aber nicht die erste Misere, die man Pramberger in ihrer Amtszeit einbrocken wollte. Am 10. Oktober 2021 hatte sie die Stichwahl mit nur drei Stimmen Vorsprung gegen Alexander Hauser (ÖVP), dem jetzigen Vizebürgermeister, gewonnen. Die ÖVP dürfte diese Niederlage wohl nicht ganz verdaut haben, munkeln so manche Bewohner von Kirchdorf.  Nun versuche man, Neuwahlen zu erzwingen.

Angriffe gegen Frauen in der Politik sind keine Seltenheit. Von Einschüchterungstaktiken bis hin zum Misstrauensvotum. Dass ausgerechnet die Grünen beim “Rachefeldzug” gegen Vera Pramberger mitmachen, dürfte Wählerinnen und Wähler überraschen. Ist der Anspruch der Öko-Partei doch landauf landab bekannt: Frauen gehören in politischen Positionen gestärkt. Dass man nun am Bürgermeisterinnensessel sägt, sorgt für Irritationen.

Bürgermeisterin Pramberger: “Ich habe einen guten Kontakt zu den Bürgerinnen und Bürgern”

Vera Pramberger kommentiert die Sache so: “Der Misstrauensantrag wurde von langer Hand vorbereitet.” Wenn die Gemeinderäte der Oppositionsparteien am 30. April wirklich gegen sie stimmen sollten, wird es eine Volksabstimmung geben. “Ich gehe mit Zuversicht in eine Abstimmung durch die Bevölkerung. Ich habe einen guten Kontakt zu den Bürgerinnen und Bürgern, und bin überzeugt, dass sie diese Intrige nicht gut heißen..”

NeueZeit Redaktion

Share
Veröffentlicht von
NeueZeit Redaktion
Tags: Bürgermeisterin Misstrauensvotum Rache

Ähnliche Artikel

  • Klimakrise

Kommentar: Wie wir Linz bis 2040 klimaneutral machen und damit Millionen Euro sparen

Wenn wir nichts gegen die Klimakrise unternehmen, kostet sie uns über sechs Mal mehr, als…

8. Mai 2024
  • International

1.500 Medikamente fehlten – Wie Europa die Produktion aus Asien zurückholt

2023 gab es 1.515 Meldungen zu Arzneimitteln in Österreich, die gar nicht oder nicht ausreichend…

8. Mai 2024
  • Fokus Arbeit

Erneut Ermittlungen gegen Martin Ho – Hat Kurz-Freund Ho seine Firma “leergeräumt” und in Konkurs “geschickt”?

Man meint, wer Wein um 550 Euro pro Flasche serviert, könne auch seine Schulden zahlen.…

7. Mai 2024
  • Österreich

From Russia With Love: Russland, Putin und die FPÖ

2016 schloss die FPÖ einen "Freundschaftsvertrag" mit dem jetzigen Kriegstreiber Putin ab, 2024 versinkt sie…

6. Mai 2024
  • Niederösterreich

35.000 Euro Spesen für Koza? Prüfbericht in Vösendorf sorgt vor Neu-Wahl für Sprengstoff

Ein Prüfbericht mit Sprengkraft: Der steht seit Dienstagabend auf der Gemeindewebseite von Vösendorf. Laut dieses…

3. Mai 2024
  • Oberösterreich

Lindner (SPÖ) zum 1. Mai: Heuer schreiben wir Geschichte!

Es wird Geschichte geschrieben – es bleibt noch offen, von wem. Am nächsten 1. Mai…

1. Mai 2024