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Mogelpackung: Das Klimaticket Oberösterreich ist doppelt so teuer, wie versprochen

Bild: Montage

Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne) hat mit dem oberösterreichischen Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) und dem grünen Landesrat Stefan Kaineder ein halbfertiges „Klimaticket NOW“ präsentiert. Das „bundesweite“ Ticket gilt nur in sechs Bundesländern. Das „Klimaticket Oberösterreich“ wird fast doppelt so teuer, wie versprochen. In den meisten anderen Bundesländern steht noch nicht einmal ein Preis fest.
Warum schon jetzt präsentiert wurde? In Oberösterreich sind ÖVP und Grüne im Wahlkampf.

Das 1-2-3-Ticket sollte Öffifahren in ganz Österreich einfacher und günstiger machen. Doch außer Ankündigungen tat sich lange Zeit wenig. Zum Auftakt des Wahlkampfs in Oberösterreich präsentierte Leonore Gewessler dann plötzlich mit Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) das „Klimaticket NOW“. Ein „österreichweites“ Öffi-Ticket, das nicht in ganz Österreich gilt. Dazu gibt es ein „Klimaticket Oberösterreich“-Ticket, das fast doppelt so teuer ist, wie versprochen. In den meisten anderen Bundesländern laufen noch die Verhandlungen. Das Klimaticket ist alles andere als fertig. Trotzdem präsentierte es Gewessler schon jetzt. Denn ÖVP und Grüne sind in Oberösterreich im Wahlkampf.

1-2-3-Ticket ist gescheitert

1 Euro am Tag für alle Öffis in einem Bundesland, 2 Euro für zwei Bundesländer und für 3 Euro am Tag in ganz Österreich mit allen Öffis fahren: Das hatte Klimaschutzministerin Leonore Gewessler als „1-2-3-Ticket“ versprochen. Es war eines der großen Prestigeprojekte ihres Ministeriums. Doch es ist gescheitert.

Zum Beginn des oberösterreichischen Wahlkampfs präsentierte Gewessler nun stattdessen eine Notlösung: das „Klimaticket NOW“. Das Ticket kostet 1.095 Euro im Jahr – also 3 Euro pro Tag, wie angekündigt. Allerdings gilt es nach bisherigem Stand nur in 6 Bundesländern. Ausgerechnet die Ostregion wird fehlen. Dabei sind 60% der Pendlerinnen und Pendler, die die Öffis nutzen, dort unterwegs.

„Klimaticket OÖ“ zu teuer

Für die Oberösterreicherinnen und Oberösterreicher gab es allerdings noch eine böse Überraschung: Das „Klimaticket Oberösterreich“ kostet statt der versprochenen 365 Euro fast doppelt so viel – nämlich 695 Euro. Für dieses Geld hatte Gewessler eine Netzkarte für alle Öffentlichen Verkehrsmittel in zwei Bundesländern angekündigt. Davon ist nun keine Rede mehr.

Alle, die in ein benachbartes Bundesland pendeln, werden also durch die Finger schauen. Denn das angekündigte Ticket für zwei Bundesländer hat die Klimaschutzministerin offenbar abgeschrieben. Auf Fragen danach geht das Ministerium nicht einmal ein. Auch Linzerinnen und Linzern bringt das Klimaticket wenig. Sie fahren bereits jetzt in der Kernzone Linz um 285 Euro pro Jahr.

Chaos ums Klimaticket

Allgemein herrscht Chaos um die Reste des „1-2-3-Tickets“. Denn wie wird das Klimaticket in den restlichen Bundesländern umgesetzt? Auf der Website des „Klimaticket NOW“ finden sich keine Informationen darüber. Klarheit schaffen erst eine Anfrage beim Klimaschutzministerium und ein Rundruf bei Verkehrspolitikerinnen und Verkehrspolitikern der Opposition.

Die Klimatickets in den Bundesländern werden ein Fleckerlteppich verschiedener Lösungen. Wie der genau ausschauen soll, wird erst ausgehandelt. Die Tickets werden jedenfalls meist deutlich teurer sein, als bisher angekündigt. Oberösterreich bietet wohl einen Vorgeschmack. Dabei ist eine Netzkarte für ein ganzes Bundesland um 1 Euro pro Tag keine Hexerei. Das zeigt Wien: dort gibt es die Netzkarte um 365 Euro pro Jahr schon lange – auch ohne Klimaticket.

Türkis-grüner Paarlauf in Oberösterreich

Das Ganze ist offensichtlich noch nicht fertig. Auf Nachfrage bestätigen die Verkehrsbetriebe in den meisten Bundesländern: Aktuell laufen Verhandlungen, mehr kann man noch nicht sagen. Trotzdem hat die Ministerin das bestenfalls halbfertige Klimaticket in Oberösterreich präsentiert.

Dann dabei ging es weder ums Klima, noch um Pendlerinnen und Pendler – dafür umso mehr um den Wahlkampf in Oberösterreich. Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) und der grüne Landesrat Stefan Kaineder konnten das Klimaticket als Erfolg verkaufen. Leonore Gewessler griff den beiden damit beim Wahlkampfauftakt unter die Arme. Trotz angeblicher Konflikte: Der türkis-grüne Paarlauf funktioniert auch in Oberösterreich.

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