Lehrlinge in der überbetrieblichen Ausbildung sollen nächstes Jahr um nur 3 Prozent mehr verdienen als heuer. Im ersten und zweiten Lehrjahr bedeutet das 11 Euro zusätzlich, im dritten und vierten 25 Euro. Im November lag die Inflation in Österreich bei 10,6 Prozent. Die Jugendlichen und jungen Erwachsenen werden also nächstes Jahr effektiv weniger verdienen als heuer. Zuständig ist Arbeitsminister Martin Kocher. Sein Gehalt steigt nächstes Jahr um 13.440 Euro.
Politikergehälter steigen nächstes Jahr um 5,3 %. Die Ministerinnen und Minister verdienen deshalb ab Jänner 2023 um 960 Euro mehr – und zwar 14 Mal. Ganz anders schaut das für junge Lehrlinge in der überbetrieblichen Ausbildung aus. Sie bekommen nächstes Jahr nur 11 Euro mehr pro Monat als heuer – allerdings nur 12 Mal. Gerade einmal 3 % Inflationsabgeltung gönnt ihnen Arbeitsminister Martin Kocher. Lehrlinge in der überbetrieblichen Ausbildung müssten 2023 also 3 Monate arbeiten, um das zu verdienen, was Kocher in einem Monat zusätzlich kassiert.
Sie erhalten nämlich kein Lehrlingseinkommen, sondern eine so genannte Ausbildungsbeihilfe. Und das macht einen großen Unterschied, denn die gibt es nur 12 Mal pro Jahr, statt 14 Mal. Außerdem wird die Ausbildungsbeihilfe vom Gesetzgeber valorisiert – also vereinfacht gesagt an die Inflation angepasst. Die heurige Valorisierung? Sie beträgt gerade einmal 3 %, das bedeutet im ersten und zweiten Lehrjahr 11 Euro mehr pro Monat. Im dritten und vierten Lehrjahr 25,80 Euro. Die Lehrlinge in der überbetrieblichen verdienen nächstes Jahr also effektiv deutlich weniger als zuvor, denn die Inflation lag zuletzt bei knapp 11 %.
Bereits 2019 hatten ÖVP und FPÖ den volljährigen Lehrlingen in der überbetrieblichen Ausbildung die Ausbildungsbeihilfe im ersten und zweiten Lehrjahr von 753 Euro auf 325 Euro monatlich gekürzt. Die Grünen machten bisher keine Anstalten, daran zu rütteln. Nach den Valorisierungen der letzten Jahre beträgt die Ausbildungsbeihilfe nun im ersten und zweiten Lehrjahr nun 361,50 Euro. Zum Vergleich: Lehrlinge im Handel oder im Metallgewerbe bekommen im ersten Lehrjahr 800 Euro.
Dabei liegt die die Armutsgefährdungsschwelle bei 1.371 Euro monatlich für einen Ein-Personen-Haushalt. Davon können Lehrlinge in der überbetrieblichen Ausbildung nur träumen. Doch für den zuständigen Minister Martin Kocher ist das offensichtlich genug für die jungen Erwachsenen.
Viele haben daher keine andere Wahl, als ihre Lehre abzubrechen. Sie wechseln in Hilfsjobs, denn kurzfristig bedeutet das oft den dreifachen Lohn. So wird aus Jugendarmut recht zuverlässig Altersarmut. Die einzige Alternative dazu ist, neben der Lehre in der überbetriebliche Ausbildung geringfügig zu jobben. Am Ende verdienen sie mit 2 Jobs weniger als ihre Kolleginnen und Kollegen mit nur einem. So erfahren sie schon früh, welchen Platz ihnen ÖVP, FPÖ und scheinbar auch Grüne in der Gesellschaft zudenken.
Dabei sollte die überbetriebliche Ausbildung für Lehrlinge einst ein Meilenstein in der Beschäftigungspolitik für Jugendliche und junge Erwachsene werden. Denn sie ist ein wesentliches Element der Ausbildungsgarantie bis 25. Deren ambitioniertes Ziel: kein junger Mensch soll ohne Ausbildung dastehen. Deshalb bekommt jede und jeder Jugendliche unter 25 einen Lehrplatz in der überbetrieblichen Ausbildung. Voraussetzung dafür ist nur, dass sie oder er sich beim AMS als lehrstellensuchend meldet und keine über den Pflichtschulabschluss hinausgehende Ausbildung hat.
Die Maßnahme war der ÖVP von Anfang an ein Dorn im Auge. Deshalb kürzte sie auch bei der ersten Gelegenheit gemeinsam mit der FPÖ die Ausbildungsbeihilfe. Mit nur 3 % Valorisierung trotz über 10% Inflation machen ÖVP und Grüne nun weiter.
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