Margit Maurer pflegt seit 15 Jahren ihren schwer beeinträchtigten Mann. Sie kann sich weder „Urlaub“ von ihrer Pflegetätigkeit nehmen, noch bekommt sie einen Lohn für ihre Pflege-Arbeit. „Niemand spricht über die Rolle der pflegenden Angehörigen und die materielle und rechtliche Hilfe für sie“, schreibt Maurer. Im Leserinnenbrief an die NeueZeit fordert sie mehr staatliche Unterstützung für Menschen, die ihre Angehörigen pflegen.
Alle finden es notwendig, etwas radikal und möglichst bald im System der Pflege von schwerkranken und älteren Menschen zu ändern. Man spricht von der Notwendigkeit, die Zahl der Pflegekräfte und ihre Gehälter zu erhöhen.
Aber niemand spricht über die Rolle der pflegenden Angehörigen und die materielle und rechtliche Hilfe für sie.
Ich pflege seit über 15 Jahren meinen schwerbehinderten Mann mit der Pflegestufe 6. Noch nie haben wir auf fremde Hilfe zurückgegriffen, weil mein Mann es für überflüssig hält. Nach dem Gesetz habe ich ein Recht auf einen 28-tägigen Urlaub, aber ich kann dieses Recht überhaupt nicht in Anspruch nehmen.
Mein Mann will nicht bei Fremden und nicht einmal bei Verwandten bleiben, weil man dafür bezahlen muss. Und er zahlt weder mir noch anderen. Nach dem Gesetz muss ich für meine Arbeit bezahlt werden, da es den ehelichen Beistand übersteigt, aber tatsächlich bekommt mein Mann das Pflegegeld – und er hat das Recht, es zu verwalten. Es gibt kein Gesetz, das ihn zwingen würde, mich für meine Arbeit zu bezahlen.
Auch der Staat hält es nicht für notwendig, meine Arbeit zu bezahlen oder sich um meinen Erholungsurlaub zu kümmern. Es gibt keine staatliche Kontrolle, um das Leben der pflegenden Angehörigen zu verbessern.
Wenn es zur Scheidung kommt, dann müssen die pflegenden Angehörigen gerichtlich ihr Recht auf Abgeltung von Pflegeleistungen nachweisen. Das Gesetz ist da, aber nur wenige Anwälte wissen davon. Außerdem kosten Gerichte und Anwälte viel Geld, Energie, Zeit und Nerven, die die pflegenden Angehörigen nicht haben.
Das heißt, sie werden für ihre jahrelange unentgeltliche Arbeit weder gefördert noch belohnt.
Der einzige Vorteil ist die Rentenversicherung für den pflegenden Angehörigen. Aber was ist, wenn man die einem zustehende Rente erhält und weiterhin kostenlos für den Ehemann oder andere Verwandte sorgen soll? An wen soll ich mich wenden? Wer vertritt die Sache der pflegenden Angehörigen?
Immerhin gibt es das burgenländische Modell: Im Burgenland werden die pflegenden Angehörigen für ihre Arbeit bezahlt. Sie können sich anstellen lassen und bekommen für ihre Pflegetätigkeit 1.700€ pro Monat.
Aber ich wohne leider nicht im Burgenland! Im vergangenen Jahr erwähnte unser damaliger Kanzler Kurz den 1.500-Euro-Bonus für pflegende Angehörige. Aber auch das wurde sicher vergessen.
Alle machen sich Sorgen darum, wer in naher Zukunft die Alten und Kranken betreuen soll. Alle hoffen auf Pflegekräfte aus Osteuropa. Aber stattdessen sollten endlich die pflegenden Angehörigen unterstützt und gefördert werden, die seit Jahrzehnten gratis und unbefristet schuften. Die rechtliche und finanzielle Unterstützung pflegender Angehöriger könnte vielen Pflegebedürftigen den Aufenthalt in Pflegeheimen ersparen. Dadurch braucht man auch weniger Pflegepersonal.
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