Investor und Multi-Milliardär Siegfried Wolf wollte das MAN-Werk in Steyr aufkaufen, 650 Jobs streichen und die Löhne um 15% kürzen. Diesen Plan legten MAN-Konzern und Wolf der Belegschaft zur Abstimmung vor. Andernfalls schließe das Werk, drohte der Konzern. Davon ließen sich die Beschäftigten nicht beirren: Fast zwei Drittel stimmten gegen die Übernahme – die Belegschaft bringt den Investor zu Fall.
Niederlagen ist der Investor Siegfried Wolf nicht gewohnt. Beim LKW-Bauer MAN in Steyr halfen ihm aber diesmal seine Milliarden nicht weiter: Fast zwei Drittel der Beschäftigten stimmten in einer Urabstimmung gegen die Übernahme-Pläne des Investors. Wolf wollte 650 Jobs streichen und die Löhne um bis zu 15% kürzen. Diesen Plänen schob die MAN-Belegschaft einen Riegel vor.
Der deutsche Mutter-Konzern MAN will sein Werk im oberösterreichischen Steyr wie berichtet verkaufen. Das Management verhandelte bisher nur mit einem möglichen Investor: Ex-Magna-Chef Siegfried Wolf. Seine Pläne sehen 650 Kündigungen und saftige Gehaltskürzungen vor. Wolf will nur 1.250 von 1.900 Mitarbeitern der Stammbelegschaft übernehmen. Angestellte sollen um 7,5% weniger Gehalt, Arbeiter um bis zu 15% weniger Lohn bekommen.
Diesen Plan legte Investor Wolf den Beschäftigten in einer Urabstimmung vor. Der Druck auf die Mitarbeiter hätte nicht größer sein können: Entweder ihr akzeptiert Kündigungen und Lohnkürzungen, oder wir schließen das Werk und schmeißen euch alle raus – das kommunizierten Konzern und Wolf. Aber die MAN-Belegschaft in Steyr ließ sich nicht brechen.
63,9% der Beschäftigten stimmten in dieser „friss-oder-stirb“ Abstimmung gegen die Übernahme des Multi-Milliardärs Siegfried Wolf, wie ORF OÖ zuerst berichtete. 34,9% befürworteten die Wolf-Pläne, 1,2% enthielten sich. Insgesamt 2.215 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beteiligten sich an der Urabstimmung. Neben der Stammbelegschaft waren auch Leasing-Arbeiter stimmberechtigt.
Investor Wolf wollte eine Zwei-Drittel-Mehrheit für sein Übernahme-Konzept. Geworden ist es das Gegenteil. Die eindeutige Ablehnung könnte unter anderem an der Strategie des Managements liegen. MAN verhandelte nur mit Wolf, obwohl auch ein zweites Übernahme-Angebot vorliegt. Eine Bietergruppe rund um den Linzer Unternehmer Karl Egger will das Werk in Steyr zu einem „Green Mobility Center“ entwickeln. 1.850 von 1.900 Mitarbeitern der Stammbelegschaft könnten laut Konzept bleiben. Aber der Konzern berücksichtigte das Angebot gar nicht erst.
Dass die MAN-Belegschaft den Plänen des Konzern-Managements skeptisch gegenübersteht, ist auch aus einem zweiten Grund wenig verwunderlich. Das Unternehmen hatte sich erst 2019 mit einer Standortgarantie vertraglich zum Erhalt des Werks in Steyr verpflichtet. Der Vertrag verbietet betriebsbedingte Kündigungen bis 31. Dezember 2030.
Für die Standortgarantie verzichten die Angestellten auf die Auszahlung gewisser Überstunden, die Arbeiter hackeln mehr. Statt 43 oder 44 LKWs produzieren sie jetzt 44 oder 45 Stück pro Schicht – für den gleichen Lohn. Die Beschäftigten fertigen einen LKW pro Schicht gratis, dafür bleiben die Jobs in Steyr. Das war der Deal.
Die Belegschaft hat Wort gehalten, der Konzern nicht: MAN kündigte die Standortgarantie einseitig auf. Mit dem klaren Abstimmungsergebnis gegen die Übernahme von Siegfried Wolf bekommt wohl auch das Management die Rechnung für ihren Vertragsbruch präsentiert.
In der Konzern-Zentrale herrscht laut einer ersten Stellungnahme Unverständnis über die Abstimmung. MAN will jetzt die Pläne zur Werksschließung wieder aufnehmen. Ob das rechtlich trotz Standortgarantie-Vertrag möglich ist, müssen die Gerichte entscheiden.
Klar ist jedenfalls: An der MAN in Steyr hängen mit den Zuliefer-Betrieben österreichweit insgesamt 8.400 Arbeitsplätze. Schließt das Werk, droht außerdem ein BIP-Rückgang von fast einer Milliarde Euro. Jetzt ist auch die Politik gefragt.
Während die Bundesregierung in Wien weiter schweigt, kommt aus Oberösterreich Unterstützung. SPÖ-Landeschefin Birgit Gerstorfer sagt kurz nach der Abstimmung:
„Die Belegschaft in Steyr hat klar gemacht, was sie will. Ich stehe an ihrer Seite!“
Für Gerstorfer sind jetzt Landes- und Bundesregierung gefragt: „Das Aussitzen von Problemen durch Bundeskanzler Kurz und Landeshauptmann Stelzer muss ein Ende haben. Es braucht mehr Zusammenarbeit und Zusammenhalt statt eines weltweiten Standortwettkampfs auf dem Rücken der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer.“
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