in ,

2 von 3 24-Stunden-Betreuer:innen wollen aufhören. Königsberger-Ludwig fordert bessere Arbeitsbedingungen

Image by Freepik

Zwei von drei 24-Stunden-Betreuer:innen in Österreich wollen ihren Job aufgeben. Sie kritisieren schlechte Arbeitsbedingungen, zu geringe Löhne und fehlende Anerkennung ihrer Arbeit. Außerdem wollen sie nicht mehr so abhängig von den Betreuungsagenturen sein. Seit letztem Jahr bietet die Gewerkschaftsinitiative vidaflex deshalb eine unabhängige Vermittlungsplattform für Betreuer:innen und Menschen, die Pflege brauchen. 

70.000 24-Stunden-Betreuerinnen und -Betreuer arbeiten in Österreich. Allein in Niederösterreich brauchen derzeit 5.000 bis 7.500 Menschen rund um die Uhr ihre Hilfe. Das zeigt eine aktuelle Studie der Universität Wien. Zudem sei „für die nächsten Jahre eine deutliche Nachfrage nach mehr Betreuerinnen und Betreuern zu erwarten“, erklärte die niederösterreichische Gesundheitslandesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig (SPÖ).

Österreich wird bis 2050 mindestens 50.000 neue Pflegekräfte brauchen, darunter auch viele 24-Stunden-Betreuer:innen. Besonders während der Corona-Krise wurde deutlich, dass ohne sie nichts mehr geht. Die Pandemie zeigte aber auch, die Schwächen im heimischen Pflege- und Betreuungssystem. Und die sind gravierend: Momentan überlegen zwei Drittel der Personenbetreuer:innen, ihren Job an den Nagel zu hängen.

Bessere Arbeitsbedingungen und Wertschätzung

Woran das liegt? Das fragten die Studienautorinnen knapp 2.300 Personenbetreuer:innen. Besonders oft wünschten sie sich standardisierte Arbeitsverträge und Informationen auch in ihrer Muttersprache. Außerdem drängen sie auf bessere Kontrolle der Agenturen, der Familien der Pflegepersonen, des Gesundheitszustandes der Pflegepersonen und der Transportbedingungen. Auch ihre Bezahlung müsse sich verbessern. Und nicht zuletzt: die Wertschätzung für ihre Arbeit.

Noch ein Punkt war einem großen Teil der Befragten wichtig: weniger Abhängigkeit von Betreuungsagenturen. Königsberger-Ludwig betonte zwar, die Vorteile von Anstellungsverhältnissen mit der entsprechende sozialen Absicherung. Die SPÖ Niederösterreich plädiert für eine Pflegeanstellung nach burgenländischem Vorbild. Doch sei es eine Tatsache, dass manche Betreuer:innen aufgrund ihrer Lebenssituation lieber als Selbstständige arbeiten. Dabei bräuchte es Unterstützung, so Königsberger-Ludwig. Auf jeden Fall “muss die ausbeuterische Scheinselbstständigkeit endlich ein Ende haben”, stellte die Landesrätin klar.  Außerdem drängt sie auf  “einen neuen gesetzlichen Rahmen mit einheitlichen Qualitätsstandards in der 24-Stunden-Betreuung.”

Plattform für Betreuer:innen und Pflegebedürftige

Dazu zähle “vor allem auch die von den Betreuungskräften gewünschte Verrmittlungsplattform, die mehr Unabhängigkeit für alle schafft.” Eine solche Plattform hat die gewerkschaftliche Initiative vidaflex ins Leben gerufen. Unter www.betreuerinnen.at können Betreuer:innen unabhängig von Agenturen ihre Leistungen direkt den Betreuenden und ihren Familien anbieten.

Ziel sei es, “die Branche fair, sicher sowie vor allem transparent und frei von den üblichen versteckten Provisionen und Knebelverträgen zu machen”, erklärte Christoph Lipinski, Geschäftsführer der vidaflex BetreuerInnen Service GmbH. Sie betreibt die Plattform. Der Präsident des niederösterreichischen Gemeindevertreterinnenverbands Rupert Dworak (SPÖ) betonte auch, dass “bei jeder Vermittlung diplomierte Qualitätsmanagerinnen und mehrsprachige Community-Managerinnen mit Rat und Tat zur Seite” stünden. Das sorge für mehr Zufriedenheit – “sowohl bei den BetreuerInnen als auch Betreuenden.”

 

 

Newsletter bestellen

Mit dem Klick auf "Abonnieren" bestätigen Sie die Datenschutzrichtlinien.
Jetzt auch bei Telegram abonnieren!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

21.9kLikes
1.1kFollow us
1.2kFollower
Abonnieren 
Bild: Screenshot

Doskozil: ÖVP & Grüne kassieren durch Inflation mehr, als sie für Teuerungshilfen ausgeben

SPOÖ-Chef Lindner: Proporz abschaffen, Landeshauptleute direkt wählen