Burgenland

Schlechter Lohn & 13h-Schichten: Jetzt will SPÖ Burgenland 1.700€ Mindestlohn für alle Postler:innen

Schwere Pakete bis zu 31,5 kg, zu große Zustellgebiete und bis zu 13 Stunden lange Schichten – das sind die Arbeitsbedingung der „Postler:innen“. Während bei den Zustellerinnen und Zustellern gespart wird, haben die Vorstände der Post ihre Gagen um 25% erhöht. Die SPÖ Burgenland stellt der POST AG jetzt einen „blauen Brief“ aus: Die Post solle ihren Angestellten als teilstaatliches Unternehmen den burgenländischen Mindestlohn von 1.700€ netto zahlen. Alles andere „sei eine sozialpolitische Schande“, so SPÖ Landesgeschäftsführer Roland Fürst.

Es ist kein Geheimnis, dass man als Postzustellerin oder Postzusteller keine „feinen“ Arbeitsbedingungen genießt. Immer mehr Postangestellte werfen das Handtuch und kündigen. Der Grund: Beim Personal wird eingespart, wo´s nur geht, die Zuständigkeitsbereiche für die einzelnen Mitarbeiter:innen sind viel zu groß und für Einzelpersonen oft nicht mehr stemmbar. Ständig Überstunden machen lautet hier das Motto.

Fotocredits: Österreichische Post AG/Christian Stemper

Während der Pandemie war es vielen Menschen nicht möglich, vor Ort in Geschäften einzukaufen. Viele stiegen auf Online-Bestellungen um. Das heißt auch, dass die Pakete nicht nur immer mehr wurden – sie wurden auch immer schwerer. Post-Personalvertreter Kurt Holzer zeigt sich besorgt: „Die Gewichtsbelastung mit Paketen bis zu 31,5 kg ist für unsere Kolleg:innen fast nicht mehr zu schaffen.“ Ein einziger Postzusteller muss am Tag bis zu 300 Pakete zustellen, was oft in einer 12-13 Stunden Schicht endet.

Viele Kündigungen und frühzeitige Pensionsanstritte in den letzten Jahren

Dieses „Nicht-mehr-schaffen“ macht sich jetzt bemerkbar: Im Burgenland gibt es aktuell rund 350 Postzusteller:innen. 36 von ihnen haben im vergangenen halben Jahr aufgrund der genannten Gründe entweder gekündigt oder sind in die frühzeitige Pension gegangen.

Für den burgenländischen SPÖ-Landesgeschäftsführer Roland Fürst sind diese Arbeitsbedingungen nicht mehr zu vertreten: „Im Bezirk Güssing musste die Personaleinsparung sogar gestoppt werden, weil die Zustellbezirke in acht Stunden nicht schaffbar waren. Das ist ein Missmanagement der POST AG, die von der türkis-grünen Bundesregierung gebilligt, vermutlich sogar forciert wird.“

Sollten diese Personaleinsparungen in dieser Geschwindigkeit voranschreiten, komme „es zu einer Unterversorgung im gesamten Burgenland“, so der Vorsitzender des Vertrauenspersonenausschusses der Post, Manfred Oderits.

Post-Personalvertreter Kurt Holzer, SPÖ Landesgeschäftsführer Roland Fürst und Vorsitzender des Vertrauenspersonenausschusses der Post, Manfred Oderits, senden einen „blauen Brief“ an die Post und fordern bessere Arbeitsbedingungen. // Fotocredits: SPÖ Burgenland

Die Post ist ein teilstaatliches Unternehmen – die Regierung könnte eingreifen und bessere Arbeitsbedingungen schaffen

Die Österreichische Post AG ist ein teilstaatliches Unternehmen. Der Staat hält über die Österreichische Beteiligungs AG (ÖBAG) knapp 53 % am Unternehmen. Obwohl die Arbeitsbelastung in den letzten Jahren ständig anstieg, kündigte die Post jeden fünften Beschäftigten.

Die Unternehmensführung versprach zwar 1.500 neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – doch bis jetzt sind die „versprochenen Stellen“ leer geblieben. Die Kosten für Fremdpersonal sind gleichzeitig um 25 % gestiegen.

Besonders brisant: Auch die Vorstandsgehälter sind um 25 % gestiegen. Die Vorstände der Post zählen mittlerweile zu den Spitzenverdiener:innen in Österreich. Alleine im Jahr 2020 erhielten sie jeweils 2,4 Millionen Euro.

„Das ist eine sozialpolitische Schande“

Für SPÖ Burgenland Landesgeschäftsführer Fürst sind diese Zustände innerhalb der Post untragbar. Fürst fordert höhere Gehälter für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Post und appelliert an die türkis-grüne Bundesregierung, den burgenländischen Mindestlohn von 1.700 Euro netto im Monat umzusetzen – in ganz Österreich.

Die Landesregierung überlegt nun angesichts der Teuerungen sogar ein Volksbegehren oder einen Volksentscheid zum Mindestlohn zu initiieren.

„Ein Vorstand verdient mit mehr als 46.000 Euro pro Woche mehr als ein Briefträger im Durchschnitt im Jahr, das ist hochgradig ungerecht und ein Skandal. Die Vorstände bekommen daher einen blauen Brief von uns, wir fordern faire Arbeitsbedingungen und den Mindestlohn von 1.700 Euro netto nicht nur bei der Post AG, sondern in allen teilstaatlichen Unternehmen“, so Fürst.

In der Chefetage der Post kann man die Vorwürfe hingegen „ganz und gar nicht nachvollziehen.“ In einer Stellungnahme heißt es, eine entsprechende Personalreserve im Burgenland sei gegeben. Eine postalische Unterversorgung des Burgenlands entbehre jeder Grundlage.

NeueZeit Redaktion

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