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Reiches Land, arme Kinder: Jedes 5. Kind in Österreich ist armutsgefährdet

Jedes fünfte Kind in Österreich wächst in einer Familie auf, für die unerwartete Ausgaben, wie etwa für eine neue Waschmaschine, nicht leistbar sind. Das ist die bittere Realität vieler Kinder, obwohl sie in einem der reichsten Länder der Welt aufwachsen. Organisationen wie die Volkshilfe oder die Kinderfreunde fordern seit langem Maßnahmen wie eine Gesamtschule, verbesserte psychosoziale Unterstützung oder auch Vermögensumverteilung, um allen Kindern die gleichen Chancen zu ermöglichen.

Armut wird anhand der Armutsgefährdungsschwelle gemessen. Derzeit liegt sie für eine Alleinerziehende mit zwei Kindern bei einem Nettomonatseinkommen von 2.193,60 Euro. Obwohl Österreich eines der reichsten Länder der Welt ist, sind 17 Prozent der österreichischen Bevölkerung armutsgefährdet, 23 Prozent sind Kinder. In Haushalten, in denen es nur einen Elternteil gibt, ist sogar die Hälfte der Kinder – nämlich 46 Prozent armutsgefährdet.

Keine Freunde nach Hause einladen können und ungesunde Lebensmittel verdrücken: Das macht Arm sein mit Kindern

Zwei Drittel der armutsgefährdeten Kinder leben mit ihren Familien in zu kleinen Wohnungen. Viele der Kids können deswegen ihre Freundinnen und Freunde nur selten oder gar nicht zu sich nach Hause einladen. Ein funktionierendes soziales Netz aus Freund:innen hat aber auch langfristige Auswirkungen auf die Gesundheit von Heranwachsenden. Wenn dieses Netz fehlt, können Kinder krank werden.

Auch Medikamente, Therapien oder gesunde Lebensmittel fehlen häufig in armen oder armutsgefährdeten Familien. Von einem „Rattenschwanz“ an Nachteilen, sprechen auch Psycholog:innen, Sozialarbeiter:innen und Kinderschutzeinrichtungen. Denn arme Kinder sind vorbelastet. Oft können sie ihre Fähigkeiten und Interessen weder im schulischen noch im außerschulischen Bereich zeigen und somit auch nicht entsprechend gefördert werden. Wer arm ist, hat andere Sorgen als Klavierunterricht, Tennis spielen oder auch Nachhilfe.

Kinder verzichten auf „nicht leistbare“ Wünsche

An Kindern geht die Armut nicht spurlos vorbei. Sie bemerken, dass in ihrem Leben etwas „anders“ ist. Die finanzielle Situation des Elternteils oder der Familien ist den Kindern meist bewusst. Deswegen verzichten sie schon „vorbeugend“ auf vermeintlich nicht leistbare Wünsche. Gleichzeitig haben Superreiche durch die Corona-Pandemie ihr Vermögen gesteigert. In Österreich etwa können Milliardäre nun noch einmal 14,6 Milliarden Euro mehr auf ihrem Konto verbuchen.

Um ein gutes Leben zu führen, hat die Schuldnerberatung ein Referenzbudget erstellt. Dieses besagt, dass eine Alleinerzieherin mit zwei Kindern monatlich 3183 Euro für einen guten Lebensstandard braucht. Dazu zählt zum Beispiel auch, dass man sich Hobbys und Taschengeld leisten kann. Seit Corona klafft die Lücke zwischen arm und reich noch stärker auseinander und während die einen Golf spielen oder teure Luxusschlitten fahren können, müssen Kinder weiter frieren.

Armutsgefährdet: Wie viel kostet ein gutes Leben für Kinder?

Die Kinderfreunde und die Volkshilfe setzen sich seit langem gegen Kinderarmut ein und fordern unter anderem eine Kindergrundsicherung. Diese soll der Höhe des Referenzbudgets – also bei einem Elternteil und zwei Kindern 3183 Euro – entsprechen. In der Grundversorgung bekommt ein:e Alleinerzieher:in mit zwei Kindern gerade einmal 790 Euro im Monat. Als Mindestsicherungsberechtige:r bekommt man monatlich 1.506,02 Euro. Beide Beträge liegen weit unter der Armutsgefährdungsschwelle von 2.193,60 Euro. Die geforderte Kindergrundsicherung soll allen Kindern ein gutes Leben ermöglichen.

Wege aus der Armut: Eine Schule für alle

Im Bildungsbereich fordern Expert:innen eine gemeinsame Schule für alle 10- bis 14-Jährigen. Die frühe Trennung wird dadurch verhindert und die Bildungschancen von Kindern aus Arbeiterfamilien verbessern sich. Bildung wird in Österreich nämlich noch immer vererbt. In Ganztagsschulen können Kinder beim Lernen und bei den Hausübungen unterstützt werden. Ihr Schulerfolg würde nicht mehr ausschließlich vom Börserl – Stichwort Nachhilfe – oder der verfügbaren Zeit der Eltern abhängen.

Mehr gratis Therapieplätze: Jedes Kind soll glücklich sein! 

Armut stellt für Kinder eine psychische Belastung dar. In einer Studie der Volkshilfe und Ärztekammer geben 90 Prozent der befragten Kinderärzt:innen an, dass armutsgefährdete Kinder häufiger psychisch krank sind als Kinder aus finanziell abgesicherten Familien. In Österreich gibt es zwar Kassenplätze für Psychotherapie, auf so einen Platz wartet man aber sehr lange. Kinder, deren Familien sich keine Therapie leisten können, schauen durch die Finger. Damit jedes Kind glücklich sein kann, fordert auch die gesetzlich verankerte Bundesjugendvertretung den Ausbau der Kassenplätze für Therapie.

Jana Anita Hackl

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