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Menasse verteidigt Wien gegen ÖVP – Blümel lässt Kommentar löschen

Robert Menasse hat Gernot Blümels Wahlkampfvideo kritisiert. Der reagiert wie gewohnt: Er versucht das Ganze in einer Erinnerungslücke zu vergraben und löscht das Posting. Bild: Wikicommons/Heike Huslage-Koch

Gernot Blümel kündigt in seinem Wahlvideo an, Wien „wieder nach vorne zu bringen“. Ein durchaus eigenwilliges Ziel bei einer Stadt, die seit Jahren als die lebenswerteste der Welt gilt. Erst heuer hat Greenpeace attestiert, dass Wien auch die klimafreundlichste Stadt Österreichs ist.

Das hat den Autor Robert Menasse neugierig gemacht: Welches Wien soll es gewesen sein, das weiter vorne war? Und hat die ÖVP bisher zu einem besseren Wien beigetragen?

Gernot Blümel – ehemals Minister für Kultur – hat den Kommentar des Schrifstellers mittlerweile gelöscht. Weil wir wissen, dass Blümel und seine Laptops vergesslich sind, haben wir ihn sicherheitshalber für euch gespeichert.

Robert Menasses Kommentar:

„Lieber Gernot Blümel, was meinen Sie mit „Wien wieder nach vorne zu bringen“? Was ist „vorne“? Wo ist dieses „vorne“? Wieso „wieder“? Das bezieht sich offenbar auf die Geschichte der Stadt – wann war Ihrer Meinung nach Wien „vorne“, und daran müsse man nun „wieder“ anschließen?Meinen Sie Zeit VOR dem roten Wien, als die Stadt einen antisemitischen Bürgermeister hatte, von dem Hitler lernte? Können Sie sich bitte konkret ausdrücken?

Ich möchte Sie an Folgendes erinnern: So gut wie alles, was Wien heute so lebenswert macht und international bewundert und von den Wienern geliebt wird, hätte es mit Christdemokratischer bzw ÖVP-Regierung nicht gegeben: Gemeindebauten, sozialer Wohnbau (und dadurch immer noch einigermaßen leistbares Wohnen), denn Christdemokraten haben nie gezeigt, dass sie in Wien bauen können oder wollen, sie haben nur gezeigt, dass sie in Gemeindebauten hineinschießen, weiters: es gäbe keine Fußgängerzonen (ich erinnere mich, wie die ÖVP schon gegen die erste Fußgängerzone, am Graben, mobilisiert hat), es gäbe keine U-Bahn (ich erinnere mich, wie die ÖVP gestänkert hat, dass mit der U1 jetzt Proleten in 10 Minuten in die City kommen können…), es gäbe keine Donauinsel (ich erinnere mich, wie die ÖVP dagegen mobilisiert hat, zum Glück hilflos!), es gäbe keine UNO-City und kein Konferenz-Zentrum (die ÖVP hat ein Volksbegehren gegen Wien als Internationale Metropole gestartet), und es gäbe keine Stadterneuerung (die ÖVP wollte, dass Hauseigentümer abreißen und demolieren können, wenn es Spekulantenprofit verspricht), und und und und – und Sie, Herr Blümel, wagen es, Wien schlecht zu machen und glauben im Ernst, dafür gewählt zu werden?

Sie, als Vertreter einer Partei, die, zum Glück erfolglos, die Entwicklung Wiens zu einer lebenswerten und bunten Metropole bekämpft hat, wollen Wien in ein „vorne“ bringen, das Sie selbst nicht genauer definieren können, das aber nach allen Erfahrungen mit Ihrer Partei näher beim Mittelalter ist als bei den Bedürfnissen der Zeitgenossen. Als Finanzminister wurden Sie auffällig als einer, der sechs Nullen vergisst. Dann waren Sie nicht imstande, ein EU-Formular korrekt auszufüllen. Ich empfehle Ihnen zu schweigen.“

Gernot Blümel vergisst viel. Zum Beispiel, wie Wien dastehen würde, ginge es nach der ÖVP. Bild: neuezeit.at/Anna Fischer
Gernot Blümel vergisst viel. Zum Beispiel, wie Wien dastehen würde, ginge es nach der ÖVP. Bild: neuezeit.at/Anna Fischer

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3 Kommentare

Antworten
  1. Das Netz vergisst nicht
    Der Menasse-Beitrag auf Blümels Facebook-Account ist die „Frau Gertrude“ des Wien-Wahlkampfs. Er wirkt nachhaltig. Mit diesem Beitrag ist die schöne Schaumkrone der Türkis-Tolle-Politik-Botschaft in sich zusammengefallen. Die Türkisen sind auf den Boden der Realität geholt.

    Auf diesen Beitrag wussten sie keine Antwort. Jedes Wort ein Keulenschlag. Also ließen sie ihn verschwinden, nichtsahnend, dass das Netz nichts vergisst. Internet ist nicht die Zeitung von gestern, die sofort in Vergessenheit gerät.
    Aber, anstatt einen Fehler zuzugeben, versucht man Herrn Menasse zum Sündenbock zu stempeln, was die Lage gleich noch einmal verschlimmert.

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