Österreich

Studie zum Leben im türkis-grünen Österreich: Jeder 3. hat Einkommen verloren, jeder 2. ist besorgt

Das Sozialministerium veröffentlicht eine Studie zur Lebenssituation der Österreicher:innen in Zeiten extremer Teuerung und den Krisenfolgen der Coronapandemie. Über die Hälfte der Menschen blicken besorgt in die Zukunft: Sie fürchten, dass sich die eigene und die Lage der österreichischen Wirtschaft verschlechtern wird. Viele können laufende Miet-, Neben- und Betriebskosten nicht mehr rechtzeitig bezahlen. Die Regierung müsse endlich handel, fordert AK OÖ Präsident Andreas Stangl.

Die Menschen in Österreich blicken besorgt in die Zukunft. Das geht aus einer neuen Studie des Sozialministeriums hervor. Die “So gehts uns heute” Studie ist eine regelmäßig durchgeführte Befragung, die die soziale Lage der Österreicher:innen in unsicheren und herausfordernden Zeiten erhebt.

Die „So gehts uns heute“ Studie wird jedes Quartal von der Statistik Austria durchgeführt – zuletzt Ende 2021. So kann man recht deutlich sehen, welchen Einfluss zum Beispiel die Pandemie oder die Teuerung auf das Befinden und die Lebenssituation der Menschen in Österreich haben.

Studie-Fazit: Einkommensverluste und finanzielle Schwierigkeiten

Rund ein Drittel der Befragten – das sind hochgerechnet immerhin 2 Millionen Menschen – klagen über einen Einkommensverlust. Gründe dafür gibt es viele: So kam es während Coronapandemie zu starken Arbeitszeitreduktionen, zu Jobverlusten, zu Jobwechseln oder Unternehmenspleiten. Auch die Kürzung der Sozialleistungen wird als Ursache genannt. Kein Wunder: Weder die Regierung von Sebastian Kurz noch die Regierung von Karl Nehammer hat die Sozial- und Familienleistungen an die Teuerung angepasst. 

Gründe für Lohnverluste: Das sagen die Befragten. (Quelle: Studie „So geht’s uns heute“  (2022) – Statistik Austria)

Die steigenden Lebensmittelkosten, die hohen Energiepreis und der Verfall des Geldwerts durch die Teuerung verschlimmern die Situation vieler Österreicher:innen noch weiter. Viele haben heuer weniger Geld zur Verfügung als noch vor 12 Monaten. Deshalb fordert Arbeiterkammer Oberösterreich Präsident Andreas Stangl die Regierung erneut zum Handel auf:

 „Der längst überfällige nächste Schritt muss nun sein, die Preise zu senken, insbesondere die Energiepreise“, so Stangl.

Stangl verweist dabei auf Länder wie Italien oder Griechenland, die die übermäßigen Gewinne der Energiekonzerne bereits abschöpfen, um die Bevölkerung zu entlasten.

Zukunftssorgen der Österreicher:innen: Ein Fünftel fürchtet sich vor weiteren Lohneinbußen

Die Österreicher:innen sind besorgt: Ganze 27 Prozent der Befragten geben an, sich unerwartete Ausgaben von über 1.300 € nicht mehr leisten zu können. Weitere acht Prozent können die Miete, die Nebenkosten und oder laufende Kredite nicht mehr zahlen.

Die Österreicher:innen fürchten, dass sich die eigene und die Lage der österreichischen Wirtschaft verschlechtert. (Quelle: Studie „So geht’s uns heute“ (2022) – Statistik Austria)

Generell lässt sich sagen: Die Befragten fürchten sich vor den finanziellen Herausforderungen der kommenden Monate. Über die Hälfte glaubt, dass sich die wirtschaftliche Lage Österreichs wesentlich verschlechtern wird.

Etwas Hoffnung gibt es dann doch: Im Vergleich zur letzten Befragung (Ende 2021), blicken die Menschen optimistischer in die Zukunft – auch wenn die Schwarzmalerei immer noch überwiegt. Die Auswirkung des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine lassen sich jedoch noch nicht aus der Studie ablesen. 

„So gehts uns heute“ Studie: Alleinerziehende, Großfamilien und arbeitslose Menschen sind besonders gefährdet

Die Folgen der Coronapandemie und der Teuerung treffen nicht alle gleich. Die am stärksten betroffene Gruppe sind arbeitslose Menschen oder Menschen, die im Niedriglohnsektor arbeiten. Darüber hinaus gibt es weitere Faktoren, die zu einer erhöhten Gefährdung in die Armut zu abzurutschen beitragen: Wer alleinerziehend ist oder mehr als drei Kinder versorgen muss, ist besonders gefährdet. Auch Menschen, die nicht in Österreich geboren wurden, sind eher von den sozialen Folgen der Pandemie und der Teuerung betroffen als Menschen, die in Österreich geboren wurden.  

Ingo Geiger

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