Steiermark

„Man sollte immer zu sich selbst stehen“: Der Grazer Starmania-Finalist Fred Owusu im Interview

Der Grazer Musiker Fred Owusu steht im Finale der ORF-Castingshow Starmania. Im Interview erzählt er, dass der Weg dorthin nicht immer leicht war. Aus seinen Erfahrungen mit Rassismus hat Fred Owusu gelernt, immer zu sich selbst zu stehen. Für Starmania wollte sich der Grazer, der Fanta liebt, erst gar nicht anmelden – seine Freunde mussten ihn überreden.

Das Interview führt Hans Jürgen Miggl von Popmagazin.at

Vor dem Starmania-Finale: Fred Owusu im Interview

Fred, du stehst im Starmania-Finale! Einer der Songs, der dich dorthin gebracht hat, war die Ballade „Ich lass für dich das Licht an“ von Revolverheld. Welche Verbindung hast du zu dieser Band?

Fred Owusu: Diesen Song kennen alle, ich selbst habe ihn schon so oft im Radio gehört! Ich habe diese Band auch davor schon öfters gehört, kenne natürlich auch einige ihrer Songs. Deutschsprachige Musik höre ich ansonsten nur von Andreas Bourani, Tim Bendzko und Chima.

Wie gehst du generell mit Kritik der Jury um?

Fred : Zuerst war ich komplett überrascht von den positiven Feedbacks. Dass die Energie, die ich versuche auf der Bühne zu geben, angekommen ist, war sehr, sehr toll für mich. Vor allem freute ich mich über Tim Benzkos Feedback. Wie gesagt: Ich höre seine Musik. Und das schon seit etwa zehn Jahren. Ich war richtig in Tranche. Das ist echt der Wahnsinn!

Wie heißt dein Lieblingssong von Tim Bendzko?

Fred : Da gibt es so viele! Es gibt zwei spezifische Songs von ihm, die mir richtig gut gefallen. „In dein Herz“ ist das erste Lied überhaupt, das ich vor knapp zehn Jahren von ihm gehört habe. Das war aber eher aus einer negativen Emotion heraus. Ich war superverknallt in eine Person und dann hat es halt nicht geklappt. Dann bin ich eben auf Tim Bendzko und dieses Lied gestoßen. Es hat genau die Geschichte von uns beiden erzählt. Er sprach mir einfach aus der Seele. Ansonsten gefällt mir „Hoch“ von ihm. Dieser Song motiviert mich jedes Mal aufs Neue!

Du machst ja schon ziemlich lange Musik. Was war deine Motivation dahinter?

Fred: Mit 14 Jahren habe ich meine ersten Zeilen notiert. Zuerst waren es einfache Texte und Gedichte. Mit 16, 17 Jahren ging es dann los mit dem eigentlichen Songwriting. Davor hatte ich schon einen Zugang zur Musik mit dem Gospelgesang. Wir wurden sehr christlich erzogen. Da geht man halt jeden Sonntag in die Kirche. Dann kommt noch dazu, dass man Gospellieder singt und diese wirklich lebt. Das hat sich bei mir einfach zusammengefügt. Vom Hören und der Begeisterung der Musik. Ich möchte einfach meine eigene Geschichte erzählen – durch die Musik!

Du lebst in Graz. War Rassismus in dieser Stadt jemals ein Thema? Hast du Erfahrungen damit machen müssen?

Fred: Ja, da gab es ganz, ganz viele. Ich habe wahnsinnig tolle Eltern, die da mich immer herausgezogen haben aus dieser – wie soll ich sagen – Trauer und diesem Erschöpftsein, als das passierte. Ich hatte tolle Freunde, die mir gezeigt hatten, dass es auch anders geht. Wenn man jetzt nicht unbedingt wie ich aussieht, also People Of Color, in diesem Sinne. Dass man auch mit reinem Herzen mit mir befreundet sein kann. Das hat mir schon geholfen.

Aber abseits davon gab es schon ganz schlimme rassistische Fälle, die mich getroffen haben. Du wirst dann halt mit Bananen angeworfen und kriegst Sachen gehört wie „Raus aus dem Land!“ und so weiter. Das sind Sachen, die man nicht verstehen kann. Ich bin hier geboren, kenne kein anderes Land so gut wie Österreich.

Eines meiner Lieblingsgerichte ist zum Beispiel das Schnitzel! Ich kenne halt nichts anderes so gut wie die österreichische Kultur. Wenn man dann so etwas Negatives hört, dann ist es schon schwierig, das zu verarbeiten. Es ist auch gar nicht verständlich. In meiner Jugendzeit sind wir in einen anderen Stadtteil von Graz übersiedelt, aber auch dort war es ganz schlimm. Dort gab es auch körperliche Fälle, sage ich mal, wo du auch physisch angegriffen wirst und man richtig Angst hat am Abend rauszugehen. Wo dich Leute aufgrund deines Aussehens verfolgen. Ich weiß nicht, was sie wirklich machen wollten. Das war in meiner Jugendzeit natürlich ganz schlimm. Alles, was passierte, war für mich alles in allem aber eine Vorbereitung auf „Jetzt“. Genau diese Sachen haben mich stark gemacht und machten mich zu dem, der ich heute bin!

Schlimm, dass Rassismus heute noch so verbreitet ist. Was würdest du einer Person raten, die aktuell Ähnliches erlebt, wie du es durchgemacht hast?

Fred: Es ist schon länger her bei mir, als das alles passierte. Natürlich dauert es extrem lange, bis man das alles irgendwie verarbeitet. Ich würde einfach sagen: Das Wichtigste ist, dass man das nicht persönlich nimmt. Die meisten Sachen sind gar nicht direkt an dich gerichtet, sondern entstehen aus einer Unsicherheit dieser Person. Man sollte immer zu sich selbst stehen und das Beste aus dem machen, das man hat!

Fred Owusu auf der Starmania-Bühne. Foto: ORF/Hans Leitner. Copyright: ORF

Zurück zur Musik: Wie groß war deine Überwindung, bei Starmania21 mitzumachen? Wie gut konntest du deine anfängliche Schüchternheit ablegen?

Fred (lacht): Natürlich geht es mir nun leichter damit. Aber bei gewissen Sachen bin ich noch immer schüchtern. Ich glaube, dass sich das einfach entwickelt hat. Die größte Überwindung war, mich überhaupt bei Starmania21 anzumelden. Meine Freunde haben mich dazu gedrängt. Nun bin ich superfroh, dass ich dabei bin! Wenn man mich heute so sieht, denkt man: „Der ist ja gar nicht so schüchtern!“ Aber vor zehn Jahren war ich furchtbar weird drauf – in sozialer Hinsicht! Ich habe nie gesprochen, konnte nie mit anderen Menschen kommunizieren, weil ich das sonst auch nicht gemacht habe. So bin ich mit wenigen Wörtern durch die ganze Welt gegangen. Dann fing ich an zu schreiben. Eben, weil ich so schüchtern war. So konnte ich das irgendwie verarbeiten und auch zu mir selbst helfen.

Was ist deine beste Eigenschaft?

Fred: Empathie. Das finde ich generell sehr wichtig. Das ist eine Stärke von mir. Ich kann mich immer in eine andere Person hineinversetzen. Oder in die Lage oder die Sicht einer anderen Person. Wenn ich diese Person wäre, was würde mir gefallen? Was würde ich machen? Wenn man diese Fragen für sich selbst beantwortet, dann ist das Zusammenleben oder generell das Kommunizieren mit der anderen Person einfach viel leichter. Eventuell auch diese Energieübertragung, die ich mache. Ich höre oft so, wenn ich mich mit jemanden unterhalte, dass diese Person sagt, es ginge ihr nun viel besser als vorher.

Foto: ORF/Hans Leitner

Welches Laster hast du?

Fred: Ich kann manchmal extrem faul sein. Faul in diesem Sinne, dass ich ohnehin alle Mittel dazu habe, etwas zu machen, aber es dann doch nicht mache. Weil mir dieser Ass-Kick einer externen Person fehlt. Im Endeffekt mache ich es doch ohnehin, aber ich brauche immer diese eine Person, die mich pusht! Das muss ich einfach noch ändern. Das ist auch auf der Uni so beim Lernen. Da sind aber ohnehin meine Eltern dafür „zuständig“, dass ich etwas mehr mache. Und in der Musik vielleicht auch, dass ich mich mit anderen Musikschaffenden zusammensetze und wir gemeinsam etwas machen.

Foto: ORF/Hans Leitner

Steckbrief: FRED OWUSU

Lebt in Graz.

Lieblingsspeisen: Schnitzel mit Pommes und Salat mit Kürbiskernöl; Tortellini

Lieblingsgetränk: Fanta.

Lieblingsreiseziel: Da gibt es ganz viele Ziele. Wenn ich es nennen muss, dann Südafrika!

Hobbies: Fußball („Ich bin ein Fan von Arsenal London“), Musik machen, Basketball („Die Los Angeles Lakers“).

Angenommen du hast nur fünf Euro für einen tollen Abend zur Verfügung: Wofür gibst du das Geld aus? FRED: „Ich hole mir zuerst ein Fanta. Und dann eine Packung „Nimm2-Lachgummi“ und dann wahrscheinlich irgendetwas zum Essen. Abschließend mache ich einen Spaziergang, so ganz klassisch.“

Hier gehts zu weiteren Popmagazin Interviews mit Anna-Sophie und Simone Kopmajer.

NeueZeit Redaktion

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