Tirol, Südtirol und Bayern haben den Aufbau eines digitalen Verkehrsmanagements für die Brennerroute beschlossen. Ein Slot-System, in dem LKW-Fahrer:innen ein kostenloses Zeitfenster buchen, könnte den Verkehr zwischen den drei Ländern am Brenner besser koordinieren. Die Bau- und Sanierungsarbeiten rund um den Brenner Basistunnel laufen noch bis 2032. „Der Brennerkorridor könnte mit einem digitalen Verkehrsmanagement für Transit-LKW eine Vorbildregion werden“, meint auch Tirols Verkehrslandesrat René Zumtobel von der SPÖ.
Auf der Brennerautobahn herrscht seit Jahren ein wahres Verkehrs-Chaos. Im Winter sorgen oft starke Schneefälle für eine mehrstündige Totalsperre der Nord-Süd-Transitachse. In den Sommermonaten stehen die Fahrzeuge wegen der Urlaubszeit stundenlang bei hohen Temperaturen im Stau. Unter den Folgen des Verkehrs leiden nicht nur die Anrainergemeinden, sondern auch unter LKW-Fahrer:innen macht sich zunehmend Unmut breit.
Um den LKW-Verkehr in Zukunft besser koordinieren zu können, haben Tirol, Bayern und Südtirol ein gemeinsames digitales Verkehrsmanagement für den Güterverkehr auf der Brennerlinie vereinbart. Dafür trafen sich Tirols Verkehrslandesrat René Zumtobel (SPÖ), der Bayerische Staatsminister Christian Bernreiter (CSU) und Südtirols Mobilitätslandesrat Daniel Alfreider (SVP) in Bozen.
„Der Brennerkorridor könnte mit einem digitalen Verkehrsmanagement für Transit-LKW eine Vorbildregion werden, von dem die belastete Bevölkerung wie auch die Transportwirtschaft gleichermaßen profitieren wird“, so Zumtobel.
Bau von Brenner Basistunnel bis 2032 fertig
Österreich, Italien und die EU haben bereits erste Schritte für eine Entlastung der Brenner-Autobahn gesetzt. Es soll ein Tunnel zwischen Österreich und Italien entstehen, um den Verkehrsinfarkt zu verhindern. Zehn Milliarden kostet der Ausbau des Brenner Basistunnels. Durch den sollen dann Personen- und Güterzüge zwischen Innsbruck und Franzenfeste (Südtirol) durchs Gebirge fahren. Gemeinsam mit der bestehenden Umfahrung Innsbruck soll er eine Länge von 64 km erreichen und wäre somit die längste unterirdische Eisenbahnverbindung der Welt.
Die Bau- und Sanierungsarbeiten werden aber voraussichtlich erst im Jahr 2032 fertiggestellt sein, also muss bis dahin eine andere Lösung her. Um den Brenner-Verkehr schon in naher Zukunft zu entlasten, haben Tirol, Südtirol und Bayern beschlossen, den Güterverkehr länderübergreifend digital zu managen.
Slot-System für LKW-Fahrer:innen
Eine Gruppe aus Expertinnen und Experten hat für die Umsetzung mehrere Vorschläge erarbeitet. Tirols Verkehrslandesrat René Zumtobel hat diese dann gemeinsam mit seinen Amtskollegen in Bozen diskutiert. Ein sogenanntes „Slot-System“ wäre zum Beispiel eine Möglichkeit: Bei diesem können LKW-Fahrer:innen für ihre Speditionen ein Zeitfenster buchen. Daraufhin bekommen sie eine Bestätigung, ob der Slot frei oder bereits besetzt ist. Ganz nach dem Prinzip „First come, first served.“
Auch für Tirols Verkehrssprecher Philip Wohlgemuth (SPÖ) ist das digitale Verkehrsmanagement-System „ein wichtiger Schritt in die Zukunft“.
„Organisation ist das halbe Leben. Gerade auf der verkehrstechnisch schwer belasteten Brennerroute kann nur eine grenzüberschreitend abgestimmte Verkehrslenkung die Belastung für die betroffene Bevölkerung reduzieren“, so Wohlgemuth.
Dringlichkeitsantrag für bessere Abstimmung zwischen den Ländern
Um das Chaos rund um die Bau- und Sanierungsarbeiten des Brenner-Tunnels besser in den Griff zu bekommen, haben SPÖ und ÖVP im Tiroler Landtag einen Dringlichkeitsantrag eingebracht. Es soll eine Koordinationsstelle eingerichtet werden, damit sich betroffene Regionen besser abstimmen und austauschen können.
Auch die Tirolerin und EU-Abgeordnete Theresa Bielowski (SPÖ) hat sich vom Brenner Basis Tunnel ein Bild gemacht und begrüßt die vorgelegten Pläne:
„Ein innovatives und digitales Verkehrsmanagement kann nicht nur für die Region, sondern für ganz Europa wegweisend sein. Der Brenner Basistunnel ist ein europäisches Vorzeigeprojekt. Unter dem aktuellen enormen Verkehrsaufkommen leidet vor allem die Gesundheit der Tirolerinnen und Tiroler.”