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Heimliche Gasgeschäfte: Energieriesen lobbyieren hinter verschlossenen Türen

Von 27. bis 29. März findet in Wien die Gas-Konferenz statt// Bild: freepik/frimufilms

Bis 29. März findet in Wien das europaweit wichtigste Treffen der globalen Gas-Elite statt: Die Gas-Konferenz. Hinter verschlossenen Türen treffen sich auf Einladung der OMV Energiebosse, Investoren und Politiker:innen aus aller Welt. Die Teilnahmegebühr beträgt saftige 5.000 Euro. Journalist:innen haben keinen Zutritt. Über die Köpfe der Bevölkerung hinweg wird drei Tage diskutiert, wie auch in Zukunft mit Öl und Gas Gewinne eingefahren werden können.

Von 27. bis 29. März findet in Wien die europäische Gaskonferenz statt. Bei dieser Veranstaltung treffen sich einflussreiche Menschen aus der Energie- und Gas-Industrie. Aber auch Vertreter von Banken, Investoren wie der amerikanische Vermögensverwalter Blackrock und Vertreter aus der Politik sind anwesend. Von der EU-Kommission über das deutsche Kanzleramt bis zum österreichischen Energieministerium.

Finanzkonzerne wollen bei der Gas-Konferenz in Wien Gewinne absichern

Die Gaskonferenz wird vom „Energy Council“ ausgetragen. Das ist ein weltweiter Verband von Energieunternehmen, hauptsächlich Öl- und Gaskonzernen. Ihnen geht es darum, auch in Zukunft mit Öl und Gas Gewinne einzufahren. Dazu brauchen sie aber Geld von Investoren. Auf der Homepage des Energy Council heißt es:

Unser Mitgliedsnetzwerk verbindet leitende Führungskräfte im Energiesektor mit Finanz- und Investmentexperten, um den Zugang zu Kapital zu ermöglichen und Geschäfte zu erleichtern.

Man könnte die Gaskonferenz auch als Lobby-Treffen der globalen Öl- und Gasindustrie bezeichnen. Denn es finden auch Treffen zwischen Politiker:innen und Vertreter:innen von Energiekonzernen statt. Neben internationalen Politikern ist das österreichische Energieministerium ebenso vertreten wie das Wirtschaftsministerium, das Finanzministerium und die Wirtschaftskammer. Wer genau aus den österreichischen Ministerien an der Gaskonferenz teilnimmt, ist nicht bekannt. Man weiß nur, dass der stellvertretende Generaldirektor für Energie der europäischen Kommission Matthäus Baldwin an der Konferenz teilnehmen wird.

Gas-Konferenz in Wien für Global 2000 “völlig aus der Zeit gefallen”

Die Gaskonferenz wird von heftigen Protesten begleitet. Doch auch viele Expert:innen und NGOs kritisieren die Veranstaltung. Zum Beispiel Johannes Wahlmüller, Klima- und Energiesprecher von Global 2000: Statt die Klimakrise durch den Ausbau der Gasinfrastruktur noch mehr anzuheizen, fordert Wahlmüller, den Ausbau erneuerbarer Energien voranzutreiben. Für Global 2000 ist die Wiener Gas-Konferenz „völlig aus der Zeit gefallen und völlig deplatziert“.

Doch worüber wird hier überhaupt verhandelt? Es geht um die zukünftige Energieversorgung Europas: Die EU hat ein Interesse daran, ihre Abhängigkeit von Gaskonzernen aus Russland zu verringern. Sie will allerdings nicht komplett aus Öl und Gas aussteigen. Stattdessen will sie in Zukunft Gas von vielen verschiedenen Lieferanten kaufen, um das Ausfallrisiko zu minimieren. Österreich zum Beispiel erhielt vor dem Ukraine-Krieg bis zu 80 Prozent seiner Gasversorgung aus Russland und war damit extrem abhängig von einem einzigen Land.

Energiekrise: Soll umstrittenes Fracking die Lösung sein?

Eine Alternative zu russischem Gas, die auf der Gaskonferenz Thema ist, ist Flüssiggas. Das wird mit großen Tankschiffen zum Beispiel aus den USA nach Europa verfrachtet. Dafür braucht es eigene Anlagen zum Entladen der Tankschiffe, die an ein Gasnetz angeschlossen sind, sogenannte LNG-Terminals.

Um neue LNG-Terminals und andere Infrastruktur zu bauen, braucht es Investitionen. Hier kommen dann die Banken und Finanzkonzerne ins Spiel. Sie erhoffen sich aus den Investitionen hohe Profite. Der Bau dieser LNG-Terminals zahlt sich aber nur aus, wenn sie über viele Jahre genutzt werden. Die Herstellung und der Transport von Flüssiggas braucht enorm viel Energie. Es ist daher sehr viel umweltschädlicher als Gas, das über Pipelines geliefert wird. 

Bisher gibt es nur wenige solcher LNG-Terminals. Denn bis vor Kurzem war Flüssiggas wegen der umstrittenen Fördermethode, dem Fracking, in Europa verpönt. Mittlerweile sieht die Sache aber anders aus.

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