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„Liebevoll unterentwickelt“: Waldviertler watschen Mikl-Leitner und die ÖVP-NÖ ab

Bild: Duke of W4 / Wikipedia - CC BY-SA 4.0

2019 wollte Johanna Mikl-Leitner wissen, was die Waldviertler über Verkehr und Infrastruktur in der Region denken. Die Antworten waren nicht nur lustig: Sie lieferten auch eine Todo-Liste, was die Landesregierung in der Region machen sollte. So genau hat es die Landeshauptfrau dann doch nicht interessiert: Sie ließ die Studie verschwinden.

Eigentlich wollte Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) 2019 nur wissen, was die Waldviertlerinnen und Waldviertler von der Waldviertel-Autobahn halten. Die Landeshauptfrau plante sie damals gemeinsam mit Ex-Verkehrsminister Norbert Hofer (FPÖ). Deshalb beauftragte sie eine Studie bei Sophie Karmasin. Und sagen wir so: dass nur eine knappe Mehrheit der Waldviertler nur so ein bisschen dafür und 38 Prozent entschieden gegen die Autobahn waren, war wohl Mikl-Leitners kleinstes Problem. Aber erst mal von vorne.

Waldviertel: „Die Politik hat schon lange versagt“

Nach „spontanen Assoziationen“ zum Waldviertel befragt, kam beispielsweise diese Antwort: „Das Internet wird schneller, aber alles andere langsamer.“ Oder: „Die Politik hat schon lange versagt.“ Und: „Auf die öffentliche Seite kann man sich nicht verlassen, man muss sich in der Region selbst organisieren.“ Von der Infrastruktur her sei die Region „liebevoll unterentwickelt“. Die Waldviertlerinnen und Waldviertler nehmen es also mit Humor.

„Das Internet wird schneller, aber alles andere langsamer.“

Begeisterung klingt anders – aber zumindest ein gutes Haar ließen die Befragten dann doch an der Politik der Landesregierung: „Das Kulturangebot ist gut im Waldviertel …“ – wenigstens ein Punkt für Johanna Mikl-Leitner? Naja … Der ganze Satz lautete nämlich: „Das Kulturangebot ist gut im Waldviertel, hier hat sich Erwin Pröll sehr eingesetzt.“

Baustellen bei Bildung, Kinderbetreuung, Infrastruktur und Öffis

Unzufrieden sind die Waldviertlerinnen und Waldviertler vor allem mit den Bildungseinrichtungen, der Gesundheitsversorgung, der Infrastruktur und dem öffentlichen Verkehr. So lautete eine Antwort: „Kleinkindbetreuung wird kaum angeboten und ist sehr teuer, sodass es sich für Frauen nicht auszahlt, früh wieder arbeiten zu gehen.“ Außerdem hätten viele Schulen zugesperrt. Ärzte gäbe es auch zu wenige. Die Befragten kritisierten auch das „Schließen von Ämtern, Infrastruktur, Abteilungen in Krankenhäusern“.

„Kleinkindbetreuung wird kaum angeboten und ist sehr teuer, sodass es sich für Frauen nicht auszahlt, früh wieder arbeiten zu gehen.“

Und der öffentliche Verkehr? „Ich muss mein Leben der Franz-Josephs-Bahn unterordnen“, lautete die Kritik eines Studienteilnehmers. Die Menschen in der Region sind aber trotz allem optimistisch und sehen das Positive: „Von Eggenburg komme ich mit der Bahn leichter nach Rom als nach St. Pölten.“ Immerhin.

„Ich muss mein Leben der Franz-Josephs-Bahn unterordnen.“

Wenig überraschend gibt es in keiner anderen Region Österreichs so viele Autos. Der Bezirk Waidhofen an der Thaya hat mit 760 PKW pro 1.000 Einwohner:innen die Nase vorn. Auf den Plätzen 2 bis 4 folgen die Bezirke Zwettl, Gmünd und Horn. Das passt zu einem zweiten Rekord Niederösterreichs: in keinem anderen Bundesland wurden mehr Lokalbahnen eingestellt.

Im Waldviertel wünscht man sich mehr Zugverbindungen. Landeshauptfrau Mikl-Leitner will nichts davon wissen.

Studie: das brauchen die Waldviertler von der Politik

So lustig die Antworten auch sein mögen: Sie zeigen, wie viel die Landesregierung im Waldviertel zu tun hätte. Denn aus der Studie geht auch klar hervor, was die Menschen in der Region brauchen:

  1. Förderungen für mehr Betriebsansiedlungen und mehr Arbeitsplätze
  2. Ansiedelungshilfe für Hausärzte und Fachärzte
  3. Ausbau des Schienennetzes
  4. Bessere Bildungsangebote
  5. Ausbau der Kindergärten, Horte und Pflegeeinrichtungen

Das hätten sich Mikl-Leitner und die ÖVP natürlich zu Herzen nehmen können. Die Studie liefert ihnen eine Todo-Liste. Doch die Landeshauptfrau und die niederösterreichischen Schwarzen haben sich anders entschieden: Sie ließen die Erhebung in einer Schublade verschwinden. Hätte das Profil nicht eine Anfrage nach dem Auskunftspflichtgesetz gestellt, wäre sie auch dort geblieben.

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