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20 % Mietpreis-Anstieg in einem Jahr: Wohnen ist in Graz sogar schon teurer als in Wien

Österreichweit steigen die Mietpreise dramatisch an. Besonders bedenklich ist die Situation in Graz. Im Schnitt bezahlt man dort bereits 9,59 Euro pro Quadratmeter. Innerhalb eines Jahres stiegen die Kosten um unglaubliche 20 Prozent. Damit ist Wohnen in Graz jetzt teurer als in Wien.

Österreich ist Europameister bei den Kosten für neue Eigentumswohnungen

Eine neue Studie des Beratungsunternehmens Deloitte wirft Licht auf eine überaus unangenehme Wahrheit. Nirgends in Europa ist der Preis für eine neue Eigentumswohnung höher als bei uns. Im Schnitt bezahlt man 4.457 Euro pro Quadratmeter. Alleine im Vergleich zum letzten Jahr bedeutet das einen Anstieg von fast 6 Prozent. Hauptgrund dafür ist die immer größer werdende Attraktivität von Immobilien als Anlageform.

Private Immobilienkonzerne und Spekulanten aller Art pumpen seit Jahren immer mehr Geld in den Wohnungsmarkt. Alleine 2020 wurden 10,9 Bauprojekte pro 1.000 Einwohner initiiert. Europaweit liegt Österreich damit mit großem Abstand vor Rumänien (7,5 Bauprojekte pro 1.000 Einwohner) an der Spitze. Das Ergebnis dieser Fehlentwicklung sind Leerstand und steigende Preise. Für die meisten Menschen wird der Wunsch nach einer Eigentumswohnung daher ein Traum bleiben.

Vergleich mit Wien zeigt die Dramatik der Situation in Graz

Während das Ergebnis der Wohnungsstudie schon im Bezug auf Österreich erschreckend ist, zeigt sich in Graz ein noch tristeres Bild. Vor allem bei den Mietpreisen liegt die steirische Landeshauptstadt deutlich über dem österreichischen Schnitt. Schockierende 9,59 Euro pro Quadratmeter bezahlt man durchschnittlich in Graz. Das ganze Ausmaß der Fehlentwicklung zeigt der Vergleich mit dem Vorjahr. Damals lag der Quadratmeterpreis noch bei 8 Euro. Innerhalb eines Jahres stiegen die Mieten daher um 20 Prozent. Sollte diese Entwicklung so weitergehen, wird Wohnen bald ein Luxus sein.

Im Vergleich dazu lebt es sich in Wien sehr günstig. 8,65 bezahlt man dort pro Quadratmeter. Wie wenig das ist, zeigt ein Vergleich mit anderen europäischen Metropolen. In Paris, der teuersten Stadt Europas, liegt der Quadratmeterpreis bei unfassbaren 28,60 Euro.

Während Wien das leistbare Wohnen fördert, breiten sich in Graz Spekulanten aus

Während laut Untersuchung von Deloitte in nahezu allen europäischen Ländern die Hauptstadt der teuerste Wohnort ist, übersteigen die Grazer Mietpreise jene von Wien deutlich. Die Bundeshauptstadt ist sogar europaweit ein Vorbild. Immobilienexpertin Gabriele Etzl meint dazu: „Das ist vor allem auf den geförderten Wohnbau und das umfassende österreichische Mietrechtsgesetz zurückzuführen“.

Da das Mietrechtsgesetz ja österreichweit gültig ist, liegt der Verdacht nahe, dass die Grazer Situation vor allem auf einen Mangel an gefördertem Wohnbau zurückzuführen ist. Tatsächlich liegt der Anteil von Gemeindewohnungen und Genossenschaftswohnungen in Graz deutlich unter jenem von Wien. Viel mehr machen sich in der steirischen Landeshauptstadt Immobilienspekulanten breit.

Alleine 2019 wurden 250 Millionen aus privaten Mitteln in den Grazer Wohnungsmarkt gepumpt. Dieser Trend hat sich seither nahtlos fortgesetzt. Erst heute wurde bekannt, dass der Investmentfonds “Hamburg Trust” im Stadtteil Reininghaus 133 Wohneinheiten mit einer Gesamtfläche von 6.800 Quadratmetern kaufte. Der Kaufpreis ist geheim.

Anhand eines symbolischen Beispiels zeigt sich das ganze Dilemma der Wohnbaupolitik in Graz. Das Gebäude, in dem die Bau- und Stadtplanungsbehörden residieren, gehört einem privaten Wohnungsfonds. Dieser „Zufall“ verstärkt den ohnehin schon vorhandenen Eindruck, dass die Grazer Wohnungspolitik nicht von der Stadtregierung, sondern von privaten Immobilienkonzernen gelenkt wird. Deshalb hinkt der Gemeindewohnbau weit hinter der Bundeshauptstadt Wien her.

Bemühungen zur Änderung der Lage gibt es vonseiten der Stadtregierung keine. Daher ist es auch nicht verwunderlich, dass ÖVP und FPÖ seit Jahren sowohl Leerstandserhebung als auch Leerstandsabgabe blockieren. Es ist daher anzunehmen, dass die Preise für Mieten und Eigentum in den nächsten Jahren weiter deutlich steigen.

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