Das österreichische Unternehmen „Bitpanda“ führt ein neues Modell für den Urlaub ein: Ab April können sich die Angestellten unbegrenzt frei nehmen, so viel sie möchten und brauchen. Der Trend stammt aus den USA und soll durch bessere Arbeitsbedingungen mehr Personal anlocken. Außerdem haben Jungeltern Anspruch auf 20 Wochen bezahlten Urlaub.
Die Wiener Investmentplattform Bitpanda wählt einen ungewöhnlichen Ansatz: Ab 1. April dürfen alle rund 1.000 Angestellten nach eigenem Ermessen unbegrenzt Urlaub nehmen.
Bitpanda wurde 2014 von Eric Demuth, Paul Klanschek und Christian Trummer gegründet. Das Unternehmen zählt mehr als drei Million Nutzerinnen und Nutzer. Diese können über die Bitpanda-Plattform im Internet Kryptowährungen, Edelmetalle und Wertpapiere handeln. Nun will das Unternehmen noch bessere Arbeitsbedingungen schaffen und sicherstellen, „dass alle die Möglichkeit bekommen, sich nach arbeitsreichen Zeiten eine Auszeit zu nehmen“, so Mitgründer Eric Demuth.
Zusätzlich führt das Unternehmen zwei „Recharge Breaks“ ein. Es handelt sich um zwei Auszeiten von jeweils vier oder fünf Tagen, in denen bis auf ein paar Angestellte, die die Stellung halten (und danach einen Zeitausgleich erhalten) die gesamte Firma zusperrt.
Bitpanda soll der Ort sein, „der den Mitarbeiter:innen alles bietet, was sie brauchen, um professionell sowie persönlich zu wachsen und mit einer der sich am schnellsten verändernden und anspruchsvollen Branchen Schritt zu halten“, erklärt Demuth in einer Aussendung. Der neue Ansatz bringt auch Vorteile für das Unternehmen: Bessere Mitarbeiterbindung, ohne gegebenenfalls an der Gehaltsschraube drehen zu müssen.
Unbegrenzter Urlaub – Beschäftigte verzichten aus Angst um die Karriere
Dieses „unendlicher Urlaub Prinzip“ ist ein Modell aus dem USA, das bei Firmen wie „Netflix“ schon lange Standard ist. So traumhaft es aber zunächst klingen mag, ist es mit einigen Schwierigkeiten verbunden. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Angestellten die Freiheit der Urlaubsplanung übermäßig ausnutzen, ist sehr gering. Tatsächlich haben andere Beispiele gezeigt, dass die Mitarbeitenden nicht deutlich mehr – sondern in vielen Fällen eher weniger Urlaub nehmen als Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mit festem Urlaubsbudget. Zu groß ist die Angst, dass sich zu viele Urlaubstage negativ auf die eigene Karriere auswirken könnten.
So hat beispielsweise das Berliner Unternehmen „Travis CI“ als eines der ersten den unbegrenzten Urlaub in Deutschland etabliert. Doch schon nach kurzer Zeit wurde die Regelung zurückgezogen. Der Grund sei, dass viele nicht wüssten, wie viele Urlaubstage in Ordnung seien oder ihren Urlaub gar nicht genommen hätten, erklärte damals einer der Unternehmensgründer. Daher legte die Firma eine Mindestanzahl an Urlaubstagen fest, um dem in Deutschland gesetzlich vorgeschriebenem Mindesturlaub von 20 Tagen gerecht zu werden.
Neben unbegrenztem Urlaub: Bitpanda führt auch „arbeiten von überall“ ein
Zurück zu Bitpanda. Neben einer geschlechterneutralen Elternzeit, die sowohl Müttern als auch Vätern 20 Wochen bezahlte Elternzeit zusichert, führt das österreichische Unternehmen auch das „Work from anywhere“-Prinzip ein. Den Angestellten wird ermöglicht, bis zu 60 Arbeitstage pro Jahr von einem Ort ihrer Wahl aus zu arbeiten. Das kann am Strand in Spanien, im Büro in Amsterdam oder zu Hause am Schreibtisch sein. Die einzige Voraussetzung ist, dass sich 80% der täglichen Arbeitszeit mit jener des jeweiligen Teams überschneiden (Stichwort: Zeitverschiebung). So soll weiterhin eine effektive Zusammenarbeit gewährleistet werden.