Steiermark

“Kinder können nichts für Ungleichheit”: Grazer Brennpunktschulen bekommen künftig mehr Geld

Die Sitzung des Grazer Gemeinderats stand im Zeichen der rot-rot-grünen Offensive für Kinder und Jugendliche. Als Teil des Planes sollen Schulen in Graz mehr Gelder erhalten. Vor allem “Brennpunktschulen” werden davon profitieren. Ein entsprechender SPÖ-Antrag wurde schließlich vom Gemeinderat angenommen.

Das hat der Grazer Gemeinderat in seiner Sitzung am 20. Jänner 2022 beschlossen.

Offensive für Kinder und Jugendliche in Graz

Die Folgen der Corona-Krise haben die Jüngsten in unserer Gesellschaft besonders stark getroffen. Die Zahl der psychischen Erkrankungen von Schülerinnen und Schülern stieg auf ein Rekordhoch. Durch die planlose Bildungspolitik der Bundesregierung wurden die ohnehin großen Problem noch verschlimmert. Um sich zu wehren, organisierten Schülerinnen und Schüler sogar einen Schulstreik.

In Graz hat die neue rot-rot-grüne Stadtregierung schon zwei Monate nach Amtsantritt reagiert und ein umfassendes Paket für die Jüngsten geschnürt. Sie sollen mehr Geld und Mitspracherecht erhalten. Darüber hinaus ist auch eine Entlastung der Eltern geplant. So sollen Kinderbetreuungseinrichtungen langfristig gratis werden.

Mehr Geld für Brennpunktschulen in Graz

Herzstück der rot-rot-grünen Reform ist die Verbesserung des schulischen Angebots. Um Schülerinnen und Schülern überall in der Stadt die besten Bildungsmöglichkeiten zu bieten, sollen sogenannte Brennpunktschulen mehr Geld bekommen. Die traditionell bestehenden, ökonomisch bedingten Unterschiede im Bildungsangebot zwischen Ost- und Westteil von Graz sollen so beseitigt werden.

Um das zu bewerkstelligen, ist die Erhöhung der schulautonomen Mittel geplant. Vor allem Brennpunktschulen sollen davon profitieren. Als Grundlage für die Umverteilung der Bildungsgelder dient der Sozialindex. Er erfasst unter anderem die Alltagssprache der Schülerinnen und Schüler sowie den Bildungshintergrund der Eltern. Dieses Modell hat sich in Deutschland bewährt. In Hamburg werden Finanzmittel für Schulen bereits seit 1996 auf Basis des Sozialindex verteilt. Aufgrund des Erfolgs des Modells zogen Berlin und Bremen nach.

Gemeinderat stimmt SPÖ-Antrag mit großer Mehrheit zu

Die Idee, Finanzmittel für Schulen auf Basis eines Sozialindex zu verteilen, ist auch in Österreich nicht neu. In Graz stellte die SPÖ bereits 2014 einen Antrag zugunsten von Brennpunktschulen. Er wurde von der ÖVP abgelehnt. In der Zwischenzeit haben sich die Mehrheitsverhältnisse jedoch geändert. Im Rahmen der Bildungsoffensive stellte SPÖ-Gemeinderätin Schlüsselberger daher wieder einen entsprechenden Antrag. Sie betonte dabei, dass Kinder “am wenigsten für die Ungleichheit im Bildungssystem können, aber am meisten darunter leiden”. Grüne und KPÖ schlossen sich dem SPÖ-Antrag an.

Die ÖVP zeigte sich anders als 2014 offen für den Antrag der Koalition. Ein türkiser Zusatzantrag, der sich vor allem auf die Aufrechterhaltung der besseren Finanzausstattung für bisher bevorzugte Schulen abzielte, fand keine Mehrheit.

Wenig überraschend lehnte die FPÖ den Antrag insgesamt ab und verwies auf schlechte Deutschkenntnisse in Brennpunktschulen. Die Blauen vergaßen dabei aber offensichtlich, dass vor allem diese Schulen von der rot-rot-grünen Reform profitieren, was zwangsläufig auch zu einer Verbesserung der Deutschkenntnisse führt.

Letztlich nahm der Gemeinderat den Antrag der Rathauskoalition gegen die Stimmen der FPÖ an. Als nächster Schritt erfolgt die Erstellung des Sozialindexes für Graz. Schülerinnen und Schüler können sich also in Kürze auf mehr Geld und Bildungschancen freuen.

Martin Amschl

Ähnliche Artikel

  • Gesellschaft

Fenninger: Woran man bei der Bekämpfung von Kinderarmut gescheitert ist 

Wie kann es sein, dass sich in einem der reichsten Länder der EU, die Zahl…

17. Mai 2024
  • Allgemein

Fünf Jahre Ibiza – Ein Urlaub mit Folgen in 5 Akten

Wo waren Sie am 17. Mai 2019? Eine Frage, die viele Östereicher:innen beantworten können, denn…

16. Mai 2024
  • Burgenland

Von Second Hand-Ware bis zum Übersiedlungsservice: Gemeinnütziges Jobprojekt „Mein Laden“ wird 15

Mattersburg: Seit 2009 fanden rund 550 langzeit-arbeitssuchende Menschen bei "Mein Laden" eine Beschäftigung - viele…

16. Mai 2024
  • International

Teure Züge, billige Flüge: 33 Prozent scheitern bei Buchung von grenzüberschreitender Zugreise

Immer mehr Menschen in Österreich sehnen sich nach einem umweltbewussten Urlaub. Doch Fliegen bleibt in…

16. Mai 2024
  • Niederösterreich

Pleite-Gemeinden in Niederösterreich: Weil Land versagt, soll jetzt EU einspringen

Jeder zweiten Gemeinde in Österreich geht das Geld aus. Was in Oberösterreich schon lang erkennbar…

16. Mai 2024
  • Klimakrise

Verdacht des Amtsmissbrauchs: Welche Rolle spielte Umweltanwalt in Ohlsdorf-Skandal?

Der Ohlsdorfer Bauskandal rund um 19 Hektar Wald, die für eine Schottergrube zerstört wurden, ist…

13. Mai 2024