Am Sonntagnachmittag ist es in der Silvretta-Gruppe am Fluchthorn zu einem massiven Felssturz gekommen. Ein Bergretter hat das “enorme Ereignis”, bei dem keine Menschen verletzt wurden, mit dem Handy aufgenommen. Der Südgipfel ist weggebrochen und hat eine zwei Kilometer lange Mure ausgelöst. Der Felssturz scheint eine Folge der Erderhitzung zu sein.
Galtür/Landeck: Das Fluchthorn war ursprünglich 3.398 Meter hoch. Nun dürfte es rund 100 Meter niedriger sein. Der komplette Südgipfel ist am Sonntag Nachmittag gegen halb 4 in die Tiefe gedonnert. Ein Video zeigt das Naturspektakel, bei dem glücklicherweise keine Menschen zu Schaden gekommen sind.
Beim Felssturz dürfte es sich laut Bergretter Patrick Schöpf, der das Video aufgenommen hat, um eine Folge der Klimakrise handeln. Weil Permafrost schmilzt, verlieren Felsen ihren Kitt und stürzen ins Tal. Das zeigt auch das fast 90-sekündige Video. Schöpf schätzte, dass rund eine Million Kubikmeter Gestein abgebrochen war.
2-Kilometer-Mure, keine Meldung über Verletzte
Felsgrollen an der Nordwestflanke am Südlichen Fluchthorn im Gemeindegebiet von Galtür. Binnen weniger Minuten ist der Wirbel vorbei. Zurück bleibt ein um gut 100 Meter kleineres Fluchthorn.
Laut dem erfahrenen Bergretter sei der Felssturz in einer Seehöhe von gut 3400 Metern bis auf 2100 Meter in die Tiefe und über ein dort befindliches Bachbett gedonnert. Der komplette Südhang mitsamt des Gipfelkreuzes ist weg. Die Polizei unternahm einen Kontrollflug über das Silvretta-Bergmassiv und sprach noch am Abend davon, dass die Mure über zwei Kilometer lang sei. Glücklicherweise gab es keine Verletzte.
In der Nähe des Felssturzes befindet sich auch die Jamtalhütte. Die hat derzeit noch geschlossen, sei aber ebenfalls unbeschadet geblieben.
Erderhitzung: Felsstürze werden immer häufiger
Felsstürze, Steinschläge und rutschende Hänge sind eine Folge der Erderhitzung. Durch das Schmelzen des Permafrosts verlieren Berge und Felsen ihre Stabilität und stürzen ins Tal. Hinzu kommt, dass das durch den schmelzenden Schnee hinabfließende Wasser einen enormen Wasserdruck aufbaut, der an manchen Felsvorsprüngen wie Sprengstoff wirkt. Der bringt die Felsen förmlich zum Zerbersten.
In den vergangenen Jahren verzeichnete man in den gesamten Alpen immer mehr Felsstürze.