Der Masken-Hersteller „Hygiene Austria“ kommt nicht aus den Schlagzeilen. Die Firma soll Masken aus China in Österreich neu verpackt und hierzulande teurer weiterkauft haben. Jetzt packen auch noch Mitarbeiter aus: Einige von ihnen bekamen ihre Kündigungen per WhatsApp. Für das Unternehmen hat sich das Masken-Geschäft im letzten Jahr jedenfalls gelohnt – Hygiene Austria schrieb 5,7 Millionen Euro Gewinn.
Am 2. März fanden beim Masken-Hersteller „Hygiene Austria“ Razzien an zwei Betriebs-Standorten statt. Seitdem kommt das Unternehmen nicht mehr aus den Schlagzeilen. Die Vorwürfe sind gravierend: Die Firma soll Masken aus China in Österreich neu verpackt und als „made in Austria“ teurer weiterverkauft haben.
Jetzt packen auch noch Mitarbeiter aus: Sie berichten von Kündigungen per WhatsApp und „ekelhaften“ Zuständen in der Produktions-Halle. Das alles dürfte auch Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) ins Schwitzen bringen, denn das Unternehmen hat Verbindungen zu Kurz und seiner ÖVP.
Hygiene Austria steht unter Verdacht, billige Masken aus China neu etikettiert und in Österreich teurer weiter verkauft zu haben. Die Korruptions-Staatsanwaltschaft ermittelt, es gilt die Unschuldsvermutung. Fest steht: Das Geschäft mit den Schutzmasken hat sich gelohnt. Im letzten Jahr machte das Unternehmen fast 19 Millionen Euro Umsatz. Satte 5,7 Millionen davon blieben als Gewinn übrig.
Vom prächtigen Geschäft spürten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aber nichts. Von 200 Beschäftigten sollen nur elf fix angestellt gewesen sein. Der Rest wurde über Personalvermittlungs-Firmen geholt. „Das bedeutet, dass hier von Anfang an nur kurzfristige Gewinne im Mittelpunkt standen“, sagt der Präsident der Arbeiterkammer Niederösterreich, Markus Wieser. „Es war kein langfristiger Betrieb geplant.“
Mit der vermeintlichen „made in Austria“ Maskenproduktion im großen Stil dürfte es bei Hygiene Austria ohnehin vorbei sein. Alle Supermarkt-Ketten haben ihre Zusammenarbeit mit dem Unternehmen auf Eis gelegt. Auch die staatliche Beschaffungs-Agentur stoppte die Bestellungen. Ausbaden müssen das wieder die Beschäftigten.
Eine der von Hygiene Austria beauftragten Leiharbeits-Firmen, die OBA Group, kündigte bereits 30 Personen. Einige davon sogar über WhatsApp, berichtet das Online-Magazin ZackZack. Das sei vollkommen legal, betont man bei der OBA Group. Manche Mitarbeiter würden ihre Kündigung deshalb per WhatsApp erhalten, „weil wir nicht wissen, ob sie gerade schlafen“.
Beschäftigte berichten außerdem von miserablen Arbeitsbedingungen. Die Anlagen seien „ölig und fettig“, die Bezahlung „eine Frechheit“. Und man stehe unter ständiger Beobachtung: Hygiene Austria hat eine eigene Security-Firma engagiert, um die Arbeiter zu überwachen. Das Unternehmen hält den Vorwürfen eine Stellungnahme des Wiener Arbeits-Inspektorats entgegen. Dort heißt es: „Die Behauptung, dass unrein gearbeitet wird, ist nicht nachvollziehbar.“
Betriebsrat gibt es bei Hygiene Austria übrigens keinen – obwohl den Beschäftigten aufgrund der großen Betriebsgröße per Gesetz ein solcher zustehen würde.
Die Staatsanwaltschaft prüft die Verdachtslagen des Betrugs und der Schwarzarbeit. Die Beschäftigten sollen teilweise falsch oder gar nicht bei der Sozialversicherung angemeldet gewesen sein. Während die rechtlichen Ermittlungen noch dauern werden, ist der Skandal politisch bereits jetzt unangenehm, denn das Unternehmen hat enge Verbindungen zur ÖVP.
Einer der beiden Hygiene Austria Geschäftsführer, Tino Wieser, ist mit der Büroleiterin von Kanzler Sebastian Kurz verschwägert. Der Bruder der Kurz-Büroleiterin, Luca Wieser, sitzt im Vorstand der „Palmers Textil Aktiengesellschaft“. Palmers ist eines von zwei Mutterunternehmen der Hygiene Austria.
Und noch eine weitere Verbindung gibt es: Katharina Nehammer, verheiratet mit dem ÖVP-Innenminister, arbeitet für die PR-Agentur „Schütze“. Die wiederum kümmert sich um die Pressearbeit der Hygiene Austria. Laut der Geschäftsleitung der PR-Agentur ist Katharina Nehammer daran aber nicht beteiligt.
Der Bundeskanzler selbst war im Mai 2020 noch voll des Lobes für das heimische Masken-Unternehmen. „Ich freue mich sehr, dass wir in Österreich, durch die Gründung der Hygiene Austria, die Versorgung an Mund-Nasen-Masken (…) gewährleisten können“, sagte Kurz damals bei einem Betriebsbesuch.
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