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Pflege im Burgenland: 1.700 Euro Mindestlohn für Pflegerinnen, Pfleger und pflegende Angehörige

Bild: Pexels.de/ Andrea Piacquadio

Die Wirtschaftskammer will Pflegekräfte aus den Philippinen einfliegen, statt den Pflegeberuf auch für heimische Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer interessanter zu machen. Das Burgenland geht bei der Pflege einen anderen Weg: 1.700 Mindestlohn und Anstellung für pflegende Angehörige! Denn in Zukunft will sich das Bundesland dabei nur noch auf sich selbst verlassen. Ein Modell, das zum Vorbild für Österreich werden könnte.

In Österreich gibt es zu wenig Pflegerinnen und Pfleger. Denn die Arbeit ist schwer, oft unangenehm und die Bezahlung schlecht. Pünktlich zum Tag der Pflege wurde ein Plan der Wirtschaftskammer bekannt: sie will die fehlenden Pflegerinnen und Pfleger von den Philippinen einfliegen lassen. Statt faire Löhne zu zahlen und den Job attraktiver zu machen, sollen Arbeitskräfte geholt werden, die es sich gefallen lassen. Das Burgenland geht einen anderen Weg: Der Mindestlohn macht Pflegejobs interessanter für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. Pflegende Angehörige stellt das Bundesland außerdem an und sichert sie so finanziell und arbeitsrechtlich ab. Denn „nur ‘danke‘ zu sagen reicht nicht“, betonte der zuständige Landesrat im Burgenland Leonhard Schneemann zum Tag der Pflege.

Zu wenig Pflegerinnen und Pfleger

Bis 2030 braucht Österreich mindestens 75.000 Pflegerinnen und Pfleger – eher 100.000. Schon heute gibt es viel zu wenige und das Problem wird laufend größer. Denn das Durchschnittsalter der Bevölkerung steigt täglich. Doch viel zu wenige wollen in der Pflege arbeiten. Laut einer aktuellen Befragung der Arbeiterkammer Niederösterreich wollen Jugendliche nicht in der Pflege arbeiten, weil sie Schwerarbeit ist und viele sich vor Blut und Urin ekeln. Vor allem aber: Die Bezahlung ist gerade dafür denkbar schlecht. Eine diplomierte Pflegerin oder ein diplomierter Pfleger verdienen anfangs weniger als 1.500 Euro netto. Noch schlechter geht es Pflegehelferinnen und -helfern. Sie werden mit gerade einmal 1.400 Euro netto abgespeist.

24-Stunden-Pflege: unsicher und unsozial

Besonders schwer haben es 24-Stunden-Pflegerinnen und -Pfleger. Arbeitsbedingungen und Bezahlung sind so schlecht, dass sich fast keine heimischen Arbeitskräfte finden lassen. Meist arbeiten Frauen aus Osteuropa als 24-Stunden-Pflegerinnen. Sie müssen ständig verfügbar sein, leben über Wochen am Arbeitsplatz weit weg von daheim und sind sozial nicht abgesichert. Denn ihre Arbeitsverträge sind meist mehr als schlecht. Ob das vertretbar ist, um den Pflegenotstand zu bekämpfen? Mehr als fraglich.

Die Corona-Krise zeigte aber noch ein weiteres Problem dieses Systems: werden durch einen Katastrophenfall Reisen innerhalb Europas schwieriger oder gar unmöglich, stehen zigtausende Pflegebedürftige in Österreich plötzlich ohne Pflegerinnen und Pfleger da. Die Folgen will man sich nicht einmal ausmalen. Im Frühjahr 2020 konnte diese Tragödie in letzter Sekunde abgewendet werden.

Pflege im Burgenland: Anstellung und Mindestlohn

Das Burgenland hat deshalb ein klares Ziel: es will bei der Pflege unabhängig von außen sein, die Pflegebedürftigen Burgenländerinnen und Burgenländer selbst versorgen. Deshalb stellt das Land pflegende Angehörige an und zahlt ihnen bis zu 1.700 netto. Dadurch sind sie auch kranken- und pensionsversichert. Erste Bundesländer wollen das Erfolgsmodell bereits übernehmen. Dieser Mindestlohn gilt auch für Pflegerinnen und Pfleger im Einflussbereich des Landes, so beispielsweise im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Eisenstadt. Darüber hinaus setzt sich das Land auf Bundesebene für bessere Arbeitsbedingungen und Ausbildung für Pflegekräfte ein. Besonders aber für faire Löhne.

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