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Gehältervergleich: Postler bekommt 1600 Euro Gehalt, Post-Chef Pölzl 2,9 Millionen 

Bildcredits: Österreichische Post AG/ Christian Stemper

Rund 800 Briefe und Packerl stellt Briefträger Lukas (31) jeden Tag zu. Bis zu 18 Kilometer Fußweg muss er täglich bei Wind und Wetter zurücklegen. Wenn er danach krank wird, wird es finanziell knapp für ihn. Denn dann fallen zwischen 200 bis 400 Euro an Zulagen am Gehaltszettel weg. Sein Nettogehalt (inkl. Zulagen) liegt bei nur 1600 Euro. Sein oberster Chef, Georg Pölzl, hingegen geht mit 2,9 Millionen Euro im Jahr heim. 

800 Postsendungen trägt Lukas (Name auf Wunsch geändert) jeden Tag aus. Er steht um 6 Uhr bei der Dienststelle in einem Wiener Außenbezirk bereit und sortiert mit seinen Kolleginnen und Kollegen die Sendungen vor. Gegen halb 9 darf er dann „raus“ und die Post zustellen. 25.000 Sendungen tragen er und sein Team an einem Tag aus. 

Wenn er alle Dienste im Monat absolvieren kann, erhält er am Monatsende 1600 Euro netto auf sein Konto. Fällt er krankheitsbedingt aus, bekommt er 200-400 Euro weniger überwiesen. Zum Vergleich: sein oberster Chef, der CEO der Post, Georg Pölzl, erhält 151 Mal so viel Gehalt – nämlich 2,9 Millionen Euro pro Jahr oder 242.000 Euro pro Monat

 

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Leben als Postler: Jeden Tag 18 Kilometer gehen – für ein Gehalt von 1600 Euro netto im Monat

Bildcredtis: Österreichische Post AG/ Christian Stemper

Bis zu 18 Kilometer lang ist die längste „Tour“ für die Briefträger. Die führt durch einen Wiener Kleingartenverein, erzählt Lukas. „Das zahlt ordentlich auf’s Schritte-Konto der Fitness-Uhr ein,“ scherzen wir beim Gespräch. Und macht vermutlich so manche Person, die in einem Büro arbeitet, neidisch. Die chronischen Rückenschmerzen von Lukas – vom vielen Tragen – lassen wir erst mal beiseite.

Wen das tägliche Schrittepensum von Lukas vermutlich nicht neidisch macht, ist der Generaldirektor der Post. Georg Pölzl ist seit 2009 im Vorstand. Als CEO führt er die Geschäfte der österreichischen Post. Ob Pölzl jeden Tag mehr Schritte schafft als Lukas, ist zu bezweifeln. 

Leben als Post-Geschäftsführer: Jeden Tag sitzen – für 2,9 Millionen Euro pro Jahr 

Auf jeden Fall hat Georg Pölzl mehr Gehalt am Konto, als Lukas. 242.000 Euro erhält Pölzl pro Monat, um genau zu sein. Das zeigt der Bericht über die Vergütung der Chefs von börsennotierten Konzernen in Österreich. Mal 12 multipliziert, ergibt Pölzls Jahresgehalt demnach 2,9 Millionen Euro. Das ist so viel Geld, als würde er sich 6.500 Fitness-Uhren um je 450 Euro kaufen.

Pölzls Gehalt reiht sich in einem Bericht der Arbeiterkammer Wien somit in die Top 22 Vorstandsgehälter der börsennotierten Unternehmen in Österreich für das Wirtschaftsjahr 2022 ein. Die AK listet darin alle ATX-notierten Unternehmen auf, die per 31. August 2023 im Austrian Traded Index (ATX) aufscheinen.

Job als Postler macht dich kaputt: Bandscheibenvorfall und chronische Schmerzen

Zurück zu Lukas: So idyllisch die Kleingartensiedlungen auch wirken mögen, das tägliche weite Gehen und Briefe und Pakete Schleppen, nützt seinen Körper ab. Er ist nicht der Einzige in dem Job, der einen Bandscheibenvorfall hat. Seither muss er wöchentlich zur Physiotherapie. “Bei einem Kollegen, dieselbe Geschichte”, erwähnt er. 

Wenn es 35 Grad heiß ist, der Asphalt glüht oder es stürmt und schneit – die Postlerinnen und Postler bringen allen was…

Das höchste Vorstandsgehalt seit 20 Jahren: Ein ATX Vorstandsmitglied erhält 2022 im Schnitt 2,3 Mio. Euro Gehalt

Als Postler bekommt Lukas im 7. Dienstjahr 1600 Euro netto. Wenn er krank wird, entfallen die Diäten, die man „für die Zeit draußen“, also die reine Zustellzeit, überwiesen bekommt. Sein Tag beginnt weit vor 6 in der Früh und endet an guten Tagen vor 14 Uhr. An schlechten Tagen, wenn viele eingeschriebene Briefe dabei sind, kann es auch mal bis nach 16 Uhr dauern. Konzernchef Pölzl mag rund um die Uhr arbeiten, ob das ein 151 Mal höheres Gehalt rechtfertigt, sei dahingestellt. 

Fakt ist: ein Vorstandsmitglied eines börsennotierten österreichischen Konzerns, so wie Pölzl es als Generaldirektor der Post ist, erhält im Jahr 2022 das höchste Vorstandsgehalt seit 20 Jahren. Wann Lukas’ letzte Gehaltserhöhung stattgefunden hat, kann er sich im Gespräch mit der NeuenZeit nicht mehr erinnern. 

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3 Kommentare

Antworten
  1. Die geringverdienenden Postler sind rechtlich gar keine, sondern Angestellte der Post AG. Die Ausgliederung und rechtliche Privatisierung der Post erfolgte schon 1995 – damals gehörten der Bundeskanzler, der Finanzminister, der Sozialminister ud der Verkehrsminister der SPÖ an. Die Ausgliederung und Privatisierung erfolgte mit dem Ziel, die Personalkosten zu senken und Postbeamte und Post-Vertragsbedienstete “aussterben “zu lassen. Neuaufnahmen erfolgten nur mehr zu den schlechteren Bedingungen der privatrechtlichen POST AG. Die SPÖ empört sich also jetzt über ihre eigene Entscheidung von 1995. Und das ist wirklich empörend.

  2. ich kenne da mehrere Postler denen es auch so geht 30-40Jahre aufgeopfert für die Post Wibelsäule geschädigt, einen a.d. Klatsche soweit das man Angstzustände bekommt wenn man i.d. Nähe der Arbeitsstätte kommt usw.
    wenn man sie schon Jahrzente ausbeutet sollte man ihnen wenigstens eine schöne Abfertigung und Pension zahlen.
    Und nicht segieren wenn sie im Krankenstand wegen dieser Sachen sind.
    Hochachtungsvoll Otto Habbsburger

  3. Sg Herr Schwarz – ins Regierungsprogramm reklamiert hat das ganze aber die ÖVP – wie so ziemlich jede Privatisierung in Österreich.

    Hätte sich die SPÖ geweigert hätte sich die ÖVP verweigert und Richtung Neuwahlen gepokert.

    Sämtliche Privatisierungen und Auslieferungen, besser gesagt : Verscherbelungen (Stichwort BUWOG) und die damit verbundenen Skandale tragen die Farben SCHWARZ & TÜRKIS und passierten auf ÖVP Initiative.

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