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Vorerst ausgedampft: Stainzer Flascherlzug am Abstellgleis

(c) Wikicommons Herbert Ortner, Stainz bahnhof flascherlzug 20160813, CC BY 4.0

Nun ist es beschlossen: Der legendäre Stainzer Flascherlzug steht vor einem Wendepunkt. Der Gemeinderat von Stainz (Bezirk Deutschlandsberg) hat beschlossen, den Fahrbetrieb mit Jahresende einzustellen – vorerst „temporär“, wie Bürgermeister Karl Bohnstingl betont. Doch während ÖVP und FPÖ das Ende in der aktuellen Form beschlossen, stemmt sich die Opposition gegen den Stillstand eines der ältesten Schmalspurbahnen Österreichs.

20.000 Gäste sind pro Jahr in den bunten Waggons des Stainzer Flascherlzugs durch die Weststeiermark gefahren. Damit ist jetzt Schluss. Vorläufig. Bürgermeister Karl Bohnstingl (ÖVP) spricht von einer „Pause zur Neuorientierung“: „Es ist kein Flascherlzug eingestellt. Wir müssen die Fahrten beenden, wie sie jetzt sind – um über eine neue Form sprechen zu können.“ Doch für viele klingt das nach einem Abschied auf Raten.

„Das klingt nach Vollendung!“

SPÖ-Gemeinderat Markus Peyer fand klare Worte: „Das klingt nicht nach einer temporären Lösung, sondern nach Vollendung.“ Auch Grünen-Gemeinderätin Ina Ledinski kritisierte, dass die Entscheidung „im kleinen Kreis vorbereitet“ worden sei ohne den Wirtschafts- oder Tourismusausschuss einzubinden. AfS-Gemeinderat Günter Farmer zeigte sich verwundert, warum nicht vor Monaten bereits gehandelt wurde.

Bürgermeister Bohnstingl erklärte, die Gemeinde könne sich den Betrieb „einfach nicht mehr leisten“. Nun wolle man sich bemühen, eine Lösung für eine Nachnutzung zu finden. Laut Medienberichten gibt es bereits Gespräche mit möglichen Investoren.

Ein Symbol steirischer Geschichte

Den Stainzer Flascherlzug gibt es seit 133 Jahren
Den Stainzer Flascherlzug gibt es seit 133 Jahren. Foto: Flascherlzug

Der Flascherlzug ist mehr als ein Tourismusprojekt. Seit 133 Jahren verbindet er Stainz mit Preding und erzählt dabei ein Stück steirischer Geschichte. Seinen Namen erhielt er vom legendären „Höllerhansl“ Johann Reinbacher, einem Wunderheiler, zu dem einst Kranke mit einem Fläschchen Urin zur Diagnose reisten.

In den 1970er-Jahren wurde die Schmalspurbahn zur Touristenattraktion, liebevoll gepflegt von Ehrenamtlichen und Eisenbahnenthusiasten. Heute ist sie Identitätsträger der Weststeiermark – und damit weit mehr als ein nostalgisches Relikt.

Rettung in Sicht? Sparkurs, Ausschuss und Investorensuche

Ganz ausgedampft ist der Traum vom Flascherlzug noch nicht. Ein „Flascherlzug-Ausschuss“ soll über die Zukunft der Bahn beraten. Lokführer Helmut Poglitsch, der mit einer Unterschriftenaktion tausende Unterstützer mobilisierte, hat bereits ein Sparkonzept präsentiert: weniger Fahrtage, effizienterer Ticketverkauf, ein neuer Marketingvertrag und eine befristete Instandhaltungspause sollen die Kosten senken.

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