Arbeitszeitverkürzung - NeueZeit.at https://neuezeit.at/tag/arbeitszeitverkuerzung/ Nachrichten, Analysen, Hintergründe Tue, 06 Feb 2024 16:54:23 +0000 de-DE hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.5.3 https://neuezeit.at/wp-content/uploads/2022/07/cropped-NZ-Tab-Img-32x32.png Arbeitszeitverkürzung - NeueZeit.at https://neuezeit.at/tag/arbeitszeitverkuerzung/ 32 32 116639545 Gleiches Gehalt, aber nur 4 Tage arbeiten: 45 deutsche Unternehmen starten 4-Tage-Woche https://neuezeit.at/4-tage-woche-deutschland/ https://neuezeit.at/4-tage-woche-deutschland/#respond Tue, 06 Feb 2024 13:53:23 +0000 https://neuezeit.at/?p=23408 45 deutsche Unternehmen starten die 4-Tage-Woche – und das ohne Lohneinbußen für ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Die Unternehmen kommen aus der Industrie, dem Handel, der Unterhaltungsindustrie, aber auch aus der Energieversorgung und IT. Die meisten sind kleine Betriebe mit weniger als 50 Angestellten. Sechs Monate lang arbeiten sie einen Tag die Woche weniger. Deutsches Leistungsdenken […]

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45 deutsche Unternehmen starten die 4-Tage-Woche – und das ohne Lohneinbußen für ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Die Unternehmen kommen aus der Industrie, dem Handel, der Unterhaltungsindustrie, aber auch aus der Energieversorgung und IT. Die meisten sind kleine Betriebe mit weniger als 50 Angestellten. Sechs Monate lang arbeiten sie einen Tag die Woche weniger.

Deutsches Leistungsdenken und Unmengen an Überstunden gehören der Vergangenheit an. 45 Unternehmen erproben das Modell der 4-Tage-Woche. Ein halbes Jahr testen sie, wie sich ein Tag weniger Arbeit pro Woche auf Gesundheit der Angestellten und die Produktivität der Unternehmen auswirkt. Die meisten der 45 teilnehmenden Betriebe führen das Arbeitszeitmodell am 5. Februar ein. Sie testen die Vier-Tage-Woche für das nächste halbe Jahr in zwei Gruppen – von Montag bis Donnerstag und von Dienstag bis Freitag – und das bei großteils gleichbleibendem Gehalt.

 

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Damit sind sie die nächsten, die auf den Trend moderner Arbeitszeitmodelle aufspringen. In Baden-Württemberg bietet beispielsweise die Stadt Mengen schon seit vergangenem Sommer seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern dieses “New Work”-Modell an. Ein Grund sei auch der Arbeitskräftemangel und dass man Jobs wieder attraktiver machen müsse.

4-Tage-Woche ist beim Nachbar Deutschland angekommen

Die Deutschen rühmen sich oft damit die fleißigste Nation der Welt zu sein – diese Image könnte sich nun wandeln. Gesunde und entspannte Arbeitnehmer:innen sind für Unternehmen wertvoller, als Ausfälle durch Überarbeitung und Burnout.

Die teilnehmenden Unternehmen reduzieren die wöchentliche Arbeitszeit. Um wie viel, können sie selbst entscheiden. Die Universität Münster begleitet die Studie wissenschaftlich. Bei den meisten Betrieben sinkt die Arbeitszeit um 10 bis 20 Prozent. In manchen Unternehmen bleibt die tägliche Arbeitszeit unverändert und die Mitarbeiter haben einen ganzen Tag pro Woche zusätzlich frei. In anderen wird pro Tag etwas länger gearbeitet und dann bis zu neun Stunden.

4 gewinnt: Weniger Arbeiten, aber für das gleiche Gehalt

Ansicht vom Berliner Fernsehturm und dem Rathaus
Foto von Florian Wehde auf Unsplash

Wer nur vier Tage in der Woche arbeitet, ist leistungsfähiger, gesünder und ausgeglichener. Weil das auch einen Einfluss auf die Mitarbeiterzufriedenheit, Teambuilding und natürlich auch den Umsatz der Unternehmen hat, führen 45 von ihnen nun in Deutschland die 4-Tage-Woche ein.

In anderen Ländern gab es  ähnliche Experimente. Dort berichtete man von Umsatzsteigerungen und einer gleichzeitigen Reduktion der Krankenstände. Auch die Zahl der Kündigungen sank. Nach Ende eines Experiments mit 61 britischen Unternehmen teilten 56 mit, dass sie die 4-Tage-Woche auf jeden Fall beibehalten.

Neue Arbeitszeitmodelle: Umstritten, aber kaum aufzuhalten

Die 4-Tage-Woche ermöglicht mehr Freizeit - viele Leute genießen die dann in der Sonne.
Foto von Thomas Chizzali auf Unsplash

Nicht alle sehen neue Arbeitszeitmodelle positiv. Während viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sich über mehr Freizeit freuen, kann es bei schlechter Arbeitsaufteilung aber auch sein, dass die restlichen Arbeitstage stressiger werden.

Um das zu verhindern, sind Unternehmen in der Pflicht für gute Personalplanung und sinnvolle Aufgabenteilen zu sorgen. Dennoch wünschen sich 81 Prozent der Deutschen weniger Arbeit und mehr Freizeit und befürworten neue Arbeitszeitmodelle wie die 4-Tage- Woche.

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Wieso jetzt der beste Zeitpunkt für eine Arbeitszeitverkürzung ist https://neuezeit.at/arbeitszeitverkuerzung/ https://neuezeit.at/arbeitszeitverkuerzung/#respond Tue, 05 Dec 2023 13:58:55 +0000 https://neuezeit.at/?p=22762 40 Stunden: Seit fast 50 Jahren hat sich unsere Arbeitszeit nicht mehr verkürzt. Dabei erwirtschaften wir in diesen 40 Stunden heute doppelt so viel, wie damals. Und immer mehr Menschen wollen weniger arbeiten. Jetzt ist der beste Zeitpunkt, das durchzusetzen! Weil die Arbeitslosigkeit gerade besonders niedrig ist, haben die Beschäftigten dafür besonders gute Chancen. Die […]

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40 Stunden: Seit fast 50 Jahren hat sich unsere Arbeitszeit nicht mehr verkürzt. Dabei erwirtschaften wir in diesen 40 Stunden heute doppelt so viel, wie damals. Und immer mehr Menschen wollen weniger arbeiten. Jetzt ist der beste Zeitpunkt, das durchzusetzen! Weil die Arbeitslosigkeit gerade besonders niedrig ist, haben die Beschäftigten dafür besonders gute Chancen.

Die letzte Arbeitszeitverkürzung ist fast 50 Jahre her. Seitdem hat sich die Arbeitswelt stark verändert: Die Technik hat sich verbessert, und wir erwirtschaften mehr in weniger Zeit. Mit jeder einzelnen Arbeitskraft machen Unternehmen heute weit mehr Gewinne als noch in den 1970er Jahren. Nur die Arbeitszeit ist noch genauso lang wie damals.

Dabei wäre jetzt der beste Zeitpunkt, das zu ändern. Denn immer mehr Menschen fühlen sich durch ihre Arbeit belastet und wollen weniger arbeiten. Gleichzeitig haben die Beschäftigten heute die beste Verhandlungsposition seit Langem. 

Bei niedriger Arbeitslosigkeit sitzen Beschäftigte am längeren Ast

Arbeitgeber betonen immer wieder, dass sie eine niedrige Arbeitslosigkeit wollen, doch in Wahrheit fürchten sie sich davor. Denn wenn es wenige Arbeitslose gibt, können Arbeitgeber ihre Angestellten nur schwer ersetzen. 

Das bedeutet: bei niedriger Arbeitslosigkeit haben die Beschäftigten die beste Verhandlungsposition, um bessere Arbeitsbedingungen für sich zu erkämpfen, z.B. höhere Löhne oder kürzere Arbeitszeiten. 

Im letzten Jahr ist die Arbeitslosigkeit zwar etwas gestiegen – von 6,3 Prozent im Jahr 2022 auf 6,5 Prozent im Jahr 2023. Sie liegt damit aber immer noch so niedrig, wie zuletzt im Jahr 2008 – also vor 15 Jahren. Somit wäre jetzt der beste Zeitpunkt seit Langem, um eine Arbeitszeitverkürzung durchzusetzen.

Unternehmen machen dank unserer Arbeit immer mehr Gewinne – doch wir bekommen dafür nicht mehr

Das letzte Mal wurde unsere Arbeitszeit im Jahr 1975 verkürzt – von 42 auf 40 Stunden. Daran hat sich bis heute so gut wie nichts verändert. Was sich aber schon verändert hat, sind die Gewinne der Unternehmen: Die sind seit 1975 immer weiter gestiegen. Allein dieses Jahr haben sich Österreichs börsennotierte Unternehmen 5,84 Milliarden Euro Gewinne ausgeschüttet – so viel wie noch nie zuvor in der Geschichte.

Die Gewinne der Unternehmen steigen vor allem deshalb, weil die Beschäftigten immer mehr leisten: In derselben Zeit müssen wir heute weit mehr Arbeit verrichten als früher. Im Schnitt erwirtschaften Beschäftigte heute doppelt so viel wie in den 1970er Jahren. Gleichzeitig hat sich die Technik verbessert und unsere Pausen sind kürzer geworden. 

Obwohl die Arbeitgeber immer mehr Leistung von uns bekommen, geben sie uns dafür nicht mehr: Wir arbeiten nach wie vor 40 Stunden in der Woche und an unseren Löhnen hat sich auch nicht viel verändert. 

Mehr Zeit für Freunde & Familie: Eine Arbeitszeitverkürzung würde uns glücklicher & gesünder machen

Zu viel Arbeit und Stress belasten das Immunsystem und den Kopf. Weil wir so lange arbeiten, werden wir öfter krank und können uns schlechter konzentrieren. Mit kürzeren Arbeitszeiten hätten wir nicht nur mehr Zeit für Familie und Freunde, sondern könnten uns außerdem besser konzentrieren und wären gesünder und glücklicher. 

Das lohnt sich auch für die Unternehmen: glückliche und gesunde Beschäftigte arbeiten besser und schneller – und das, ohne Druck von oben. Einige Unternehmen haben längst erkannt, dass sich das für sie auszahlt: Vom Elektroinstallateur, übers Hotel bis zum Friseurbetrieb: Quer durch alle Branchen und Bundesländer gibt es erfolgreiche Beispiele von Unternehmen, die ihren Angestellten kürzere Arbeitszeiten anbieten – und davon profitieren. 

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“Jeder, der sich noch spürt, kann die Schieflagen in Ö nicht leugnen” – Interview mit Bernhard Höfler https://neuezeit.at/interview-bernhard-hoefler/ https://neuezeit.at/interview-bernhard-hoefler/#respond Wed, 21 Jun 2023 15:09:50 +0000 https://neuezeit.at/?p=20365 Die Arbeit muss zum Leben passen, nicht umgekehrt. Unternehmensgewinne gehören stärker besteuert und jede:r muss seinen gerechten Beitrag leisten. Für viele ist der Tiroler Gewerkschafter Bernhard Höfler einer, der das anspricht, was manche gern ausklammern würden. Andere stempeln seine Pläne als “utopisch” ab. Die NeueZeit hat mit dem “Revoluzzer aus Tirol” gesprochen. NeueZeit: Künstliche Intelligenz […]

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Die Arbeit muss zum Leben passen, nicht umgekehrt. Unternehmensgewinne gehören stärker besteuert und jede:r muss seinen gerechten Beitrag leisten. Für viele ist der Tiroler Gewerkschafter Bernhard Höfler einer, der das anspricht, was manche gern ausklammern würden. Andere stempeln seine Pläne als “utopisch” ab. Die NeueZeit hat mit dem “Revoluzzer aus Tirol” gesprochen.

NeueZeit: Künstliche Intelligenz wird in den nächsten Jahren die Arbeitswelt auf den Kopf stellen. Mit der FSG Tirol haben Sie klar formuliert, man solle sich vor der Digitalisierung nicht fürchten, sondern sie als Chance sehen. Was braucht es denn, damit sie auch wirklich zur Chance für Arbeiterinnen, Arbeiter und Angestellte wird?

Es braucht einerseits Bildungsangebote, die tatsächlich lebenslanges Lernen ermöglichen und unsere Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer nicht von heute auf morgen vor dem Nichts stehen. Andererseits braucht’s einen aktiven Staat, um diese anstehenden Veränderungen mehr als nur zu begleiten. Wie soll unser gemeinsamer Sozialstaat der Zukunft hinsichtlich Steuerpolitik – Stichwort Wertschöpfungsabgabe – aussehen?

NeueZeit: Wie könnte so eine Wertschöpfungsabgabe, die Sie vorschlagen, denn konkret funktionieren?

Wir alle müssen uns die Frage stellen, wie wir in Zukunft Arbeitsplätze, Sicherheit, Wohlstand und starke personalintensive Industrie beziehungsweise Technologie im Land behalten können. Es kann nicht unsere Intension sein, nur in Sonntagsreden über Ungerechtigkeiten in der Steuerpolitik zu sprechen und gleichzeitig machen Großkonzerne mit wenig Personal Milliardengewinne. Im Verhältnis zu ihren fetten Profiten tragen sie jedoch nichts oder fast nichts zum sozialen und friedlichen Zusammenhalt in unserem Land bei. Unsere produktiven Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer schuften indes und zahlen immer mehr Steuern auf ihre Arbeitsleistung.

Bernhard Höfler - zur Person

Bernhard Höfler ist Vorsitzender der Fraktion sozialdemokratischer Gewerkschafter in Tirol. In der Arbeiterkammer Tirol setzt er sich für faire Bedingungen am Arbeitsplatz, gratis Kinderbetreuungsplätze oder auch eine Wertschöpfungsabgabe ein. Eine solidarische Gemeinschaft, haben wir laut Höfler dann erreicht, wenn die wenigen Reichen, die nur auf Profit aus sind, von der viel größeren Mehrheit wieder in ihre Schranken gewiesen werden.

Bei einer Wertschöpfungsabgabe würde die gesamte Wertschöpfung eines Unternehmens und nicht nur die Lohnsumme für die Arbeit als Sozialbeitrags-Berechnungsbasis herangezogen. Ferner enthält die Wertschöpfung nicht nur die Lohnsumme, sondern auch Gewinne, Abschreibungen, Fremdkapitalzinsen, Pachten und Mieten.

Es kann doch nicht sein, dass wir alle – als Leistungsträgerinnen und Leistungsträger – permanent nur als Bittsteller und Melkkühe der Nation behandelt werden und gleichzeitig einzelne Damen und Herren im Land nicht mehr wissen, wohin mit der Kohle. Wir haben eine Schieflage im Land, die mittlerweile niemand, der sich noch spürt, leugnen kann.

Seit Jahrzehnten sinkt der Anteil der Arbeitseinkommen, die Kapitaleinkommen steigen hingegen. Mit Spekulation lässt sich viel Geld verdienen, ohne dass darauf Sozialabgaben anfallen. Das ist nicht fair und darauf ist auch das Sozialsystem nicht vorbereitet. Um es zu sichern, müssen wir die Finanzierung verbreitern und auch andere Komponenten als nur Löhne und Gehälter heranziehen.

Personalintensive Betriebe würden mit einer Wertschöpfungsabgabe prinzipiell profitieren.

NeueZeit: Was muss sich bei der Ausbildung und Bildung ihrer Meinung nach allgemein ändern?

Wir haben unzählige Bildungsangebote im Land, die teilweise nicht immer treffsicher erstellt wurden. Man muss sich Weiterbildung/ Umschulung im Land auch leisten können. Aus diesem Grund wollen wir einen Bildungsscheck für jede und jeden im Land. Das soll ermöglichen, dass jede und jeder zumindest einmal im Leben theoretisch einen neuen Beruf erlernen kann, ohne finanzielle Probleme damit zu bekommen.

Die finanzielle Absicherung während der Ausbildung muss analog einem Arbeitseinkommen erfolgen. Gleichzeitig benötigen wir moderne, innovative und qualitätsvolle Gesamtschulen für unsere Kleinsten, unsere Kinder. Kinderbildungseinrichtungen müssen flächendeckend, ganzjährig und kostenlos für all unsere Kolleginnen und Kollegen ermöglicht werden. Da sind vor allem schwarz-blaue Bundesländer wie z.B. Oberösterreich besonders gefragt etwas zu unternehmen!

NeueZeit: Noch einmal zurück zur Wertschöpfungsabgabe. In Ihrem Zukunftsprogramm fordern sie: „Dem Wohlstand Spielregeln geben“. Wie sollen die denn ausschauen?

Es kann doch nicht sein, dass wir alle – als Leistungsträgerinnen und Leistungsträger – permanent nur als Bittsteller und Melkkühe der Nation behandelt werden und gleichzeitig einzelne Damen und Herren im Land nicht mehr wissen, wohin mit der Kohle. Spielregeln einer funktionierenden Gesellschaft bedeuten, dass sich jede/r ausnahmslos am gemeinsamen friedvollen Zusammenleben positiv beteiligt. Dazu gehören auch Steuern! Wir haben eine Schieflage im Land, die mittlerweile niemand, der sich noch spürt, leugnen kann.

NeueZeit: Thema: Zwei/Drei/Viel-Klassenmedizin: Wie soll Österreich denn das Gesundheitssystem retten?

Die versprochene Patientinnen-Milliarde von ÖVP und FPÖ war damals schon ein Märchen und bleibt einer der größten Skandale in der 2. Republik. Man hat das damals schon in einzelnen Bereichen nicht unbedingt gut aufgestellte Gesundheitssystem mit dieser Zentralisierung, Zerschlagung und schleichenden Teilprivatisierung an den Rand des Abgrunds geführt. Mittlerweile sprechen wir nicht mehr von einer Zwei-Klassen-Medizin sondern von 4 oder sogar 5 Klassen.

Es muss in den nächsten Jahren endlich eine tabulose Gesundheitspolitik erfolgen, die Doppelgleisigkeiten endlich beendet. Die Leistungen gehören verbessert und immer aus der Perspektive der Versicherten, der Patientinnen und Patienten einerseits und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern andererseits verbessert. Gleichzeitig gehören die Gesundheitskassen wieder in die Hände der Arbeitnehmer:innen, wir zahlen uns das selbst und haben über unser Geld selbst zu entscheiden. Monarchische Zeiten, in der die Allmachtsphantasien Einzelner befriedigt werden, sind schon längst vorbei.

NeueZeit: Beim Gender Pay Gap ist Österreich noch immer eines der Schlusslichter in Europa. Viele Frauen sitzen in der sogenannten „Teilzeitfalle“ und auch Altersarmut trifft sie deutlich öfter als Männer. Was muss denn passieren, damit sich das endlich ändert?

Teilzeitarbeit bedeutet aktuell eine Teilzeitpension. Um Altersarmut zu bekämpfen, muss die Pensionsreform von 2003 zurückgenommen werden. Nicht die Lebensdurchrechnung, sondern die besten 15 Jahre gehören als Basis für zukünftige Pensionen herangezogen. Kinderbildungseinrichtungen gehören für die Zukunft ebenfalls dazu. Was gleich umgesetzt werden kann, sind die volle Anrechnung von Kindererziehungszeiten, die Anstellung der pflegenden Angehörigen bei öffentlichen Einrichtungen – Stichwort Burgenlandmodell – und eine allgemeine Arbeitszeitverkürzung mit Familien- bzw. Lebensarbeitszeit-Komponenten.

NeueZeit: Es wird viel über Arbeitszeitverkürzung debattiert. Die FSG fordert in ihrem Zukunftspapier unter anderem besagte „Lebensarbeitszeitmodelle“. Worum geht es denn da?

Die jetzige junge Generation ist nicht mehr bereit, permanent und immer zu arbeiten und etliche (Mehr)-Stunden pro Tag und Woche zu leisten. Sind Sie nun faul? Nein, mit Sicherheit nicht! Als Arbeitnehmer:innen-Bewegung wollten wir über Jahrhunderte, mündige, gut ausgebildete Arbeiterinnen und Arbeiter zu einem selbstbestimmten, guten Leben verhelfen. Dies gelang mit Solidarität, Kampf und Herzblut. Viele Vorkämpferinnen und Vorkämpfer mussten auch mit ihrem Leben dafür bezahlen. Der 8-Stundentag war auch kein Geschenk, den mussten wir uns erkämpfen. Auch jetzt wird die Arbeitszeit eine der großen Herausforderungen für die Zukunft.

Wir brauchen kürzere, familienfreundlichere Arbeitszeitmodelle mit Möglichkeiten zur Flexibilität für beide Seiten. Ein persönliches Beispiel ist immer die typische Weltreise. Viele die ein Leben lang gehackelt haben, sagen öfters, bei Pensionsantritt eine Weltreise anzutreten. Wieso erst in der Pension? Wieso kann man das nicht im 35. Lebensjahr machen? Und wer jetzt meint das wäre utopisch – Utopie schaut für mich, anders aus!

Lebensarbeitszeitmodelle sind Modelle die vielleicht heute noch etwas weit weg sind, werden sich jedoch auf kurz oder lang durchsetzen. Ein rechtlicher Rahmen, in dem man sich flexibel bewegt, Stunden ansparen kann. Geld oder Zeitausgleich – das entscheidet jede und jeder für sich selbst, natürlich immer eingebettet in Kollektivverträge.

NeueZeit: Und „Familienarbeitszeitmodelle“?

Wäre bei Lebensarbeitszeitmodellen inkludiert. Auf alle Fälle notwendig – und: Familienarbeit ist nicht nur weiblich!

NeueZeit: Arbeitszeitverkürzung– ja oder nein?

Ja, die gesetzliche Arbeitszeit gehört gesenkt.

 NeueZeit: Wenn Sie sich drei Forderungen zu Arbeitszeit und Arbeitszeitmodellen aussuchen dürften, die nächste Woche umgesetzt werden: Welche wären das?

Kürzere Arbeitszeiten speziell für Schichtarbeiter:innen und Schwerarbeiter:innen, 6 Wochen Urlaub für alle und Lebensarbeitszeitmodelle.

NeueZeit: Über Migration und Integration wird viel theoretisch und auf Distanz diskutiert. Wenn Sie mit Betriebsrätinnen und Betriebsräten reden: Was braucht es denn, damit ein Miteinander gelingen kann?

Mehr als 20 Prozent der Erwerbstätigen haben Migrationshintergrund, über 14 Prozent der Bevölkerung sind nicht österreichische Staatsbürger:innen. Generell ist Integration ein gemeinsamer, wechselseitiger Prozess und der braucht immer Bereitschaft von beiden Seiten. Grundvoraussetzungen sind dabei Respekt, Akzeptanz und Anerkennung der jeweils anderen Kultur, der geltenden Werte, Normen und Bräuche. Die soziale Eingliederung in die Gesellschaft durchläuft mehrere Phasen: das Erlernen der Sprache, die strukturelle Platzierung im Bildungssystem und auf dem Arbeitsmarkt, die soziale Integration und die emotionale Bindung an das neue Land.

Zugewanderte müssen am wirtschaftlichen, kulturellen und gesellschaftlichen Leben teilhaben können. Die Zugewanderten wiederum dürfen sich diesen Angeboten nicht verschließen und sollten aktiv daran teilnehmen. Darum fordern wir als FSG Tirol – ausreichende Deutschkurse und eine Verbindung von fachspezifischem und sprachlichem Lernen. Das Erlernen der deutschen Sprache ist für neu zugewanderte Menschen ein zentraler Schlüssel, um am Leben in Österreich teilhaben zu können. Um eine rasche Integration zu forcieren, sollte das Absolvieren von sprachlichen und fachspezifischen Qualifikationen auch parallel möglich sein.

NeueZeit: Die Lebensmittelpreise in Österreich explodieren und sind deutlich teurer als in Deutschland. Sie haben ein Spekulationsverbot für Grundnahrungsmittel gefordert und wollen, dass „ausgewogene, regionale Ernährung für alle leistbar“ wird. Wie soll das funktionieren?

Die Preise für die in unserem Land erzeugten Produkte gehören staatlich geregelt und den Spekulanten auf der Börse entzogen. Jede Familie, jedes Kind in unserem Land soll mit den besten regionalen und leistbaren Nahrungsmitteln aufwachsen, unabhängig von der ökonomischen Situation. Das kann so aussehen: öffentliche Kantinen in Schulen, Krankenhäusern und Kindergärten, sowie verpflichtende “Quoten” von regionalen Produkten. Gleichzeitig wären die Produktionsketten – von der Landwirtschaft bis zum Handel – transparent sowie nachvollziehbar. Unsere Nahrungsmittel sind wertvoll und gute Qualität muss man wertschätzen. Frei nach dem Motto: “Lieber besser als mehr, für alle, nicht für wenige!”

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Kürzere Arbeitszeiten, mehr Kinderbetreuungsplätze: So könnte OÖ-Frauenpolitik aussehen! https://neuezeit.at/kuerzere-arbeitszeiten-mehr-kinderbetreuungsplaetze/ https://neuezeit.at/kuerzere-arbeitszeiten-mehr-kinderbetreuungsplaetze/#respond Wed, 08 Mar 2023 11:03:15 +0000 https://neuezeit.at/?p=18601 In kaum einem Bundesland sind der Gehaltsunterschied und die Pensionslücke zwischen Frauen und Männern auffallender als in Oberösterreich. Das hat Gründe: Es gibt viel weniger Kindergartenplätze und weitaus kürzere Öffnungszeiten als in anderen Bundesländern. Zum Weltfrauentag fordert SP-OÖ-Frauenvorsitzende Renate Heitz ausreichend Kindergartenplätze, damit Frauen nicht zum Teilzeit-arbeiten gezwungen werden und die Lohnschere zwischen den Geschlechtern sinkt. […]

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In kaum einem Bundesland sind der Gehaltsunterschied und die Pensionslücke zwischen Frauen und Männern auffallender als in Oberösterreich. Das hat Gründe: Es gibt viel weniger Kindergartenplätze und weitaus kürzere Öffnungszeiten als in anderen Bundesländern. Zum Weltfrauentag fordert SP-OÖ-Frauenvorsitzende Renate Heitz ausreichend Kindergartenplätze, damit Frauen nicht zum Teilzeit-arbeiten gezwungen werden und die Lohnschere zwischen den Geschlechtern sinkt.

Der 7. März war Equal Pay Day in Oberösterreich. Der Tag markiert jenen Zeitraum, in dem Frauen, quasi “gratis” arbeiten. Von Jahresanfang weg gerechnet steigen sie aufgrund von schlechterer Bezahlung im Vergleich zu Männern schlechter aus. In Wien war der Equal Pay Day bereits am 11. Jänner. Die Wienerinnen arbeiten somit zwei Monate kürzer “gratis” als die Oberösterreicherinnen.

Kein Wunder: Denn Oberösterreich liegt auf dem vorletzten Platz der Bundesländer mit den geringsten Gehaltsunterschieden zwischen den Geschlechtern. Gerade in Zeiten von Pandemie und Teuerungen ist das für viele Frauen in Oberösterreich deutlich spürbar. Aber das ist nicht das einzige Manko der schwarz-blauen Frauenpolitik in Oberösterreich.

Zu wenige Kinderbetreuungsangebote

Kinderbetreuungsplätze sind in Oberösterreich Mangelware. Nur knapp jedes fünfte Kind unter drei Jahren hat einen Platz in einer Krabbelstube. Bei den Sechs- bis Dreizehnjährigen sind es gerade mal 27,7 Prozent und damit weitaus weniger als die festgesetzte Zielquote von 40 Prozent. Die wenigen Kinderbetreuungseinrichtungen, die es gibt, sind keine ausreichende Unterstützung für Eltern in Vollzeitarbeit.

Nur ein Drittel der Kindergärten hat länger als neun Stunden geöffnet, bei den Krabbelstuben sind es gerade einmal knapp ein Viertel. Über die Hälfte haben sogar nur weniger als acht Stunden am Tag offen. Vollzeit arbeiten wird dabei nicht nur zur Herausforderung, sondern unmöglich gemacht.

Seit 2018 hat Schwarz-blau die Nachmittagsgebühren wieder eingeführt. Das hat dazu geführt, dass weniger Kinder den ganztägigen Kindergarten besuchen können. Viele Familien können sich die Gebühren schlicht nicht mehr leisten. 

Teilzeitarbeit führt zu Pensionslücke

Weil es zu wenige ganztägige Kinderbetreuungsplätze in Oberösterreich gibt, sind viele Mütter gezwungen weniger zu arbeiten. Ganze 60 Prozent der Frauen müssen in Oberösterreich Teilzeit arbeiten gehen. Nirgendwo anders in Österreich ist die Teilzeitquote bei Frauen so hoch.

Das hat auch Einfluss auf die Pensionslücke zwischen Frauen und Männern: Im Österreich-Schnitt bekommen Frauen fast um die Hälfte – nämlich 41 Prozent – weniger Pension. In Oberösterreich liegt die Lücke bei 46 Prozent. Der Weg zur Gleichstellung ist also noch weit. 

Es bedarf einer fairen Aufteilung von bezahlter und unbezahlter Arbeit. Das könnte beispielsweise durch eine Arbeitszeitverkürzung befördert werden, wie es die SPÖ seit langem fordert. Kürzere Arbeitszeiten bei vollem Gehalt bedeuten mehr Flexibilität und finanzielle Unabhängigkeit. Die SPÖ-Oberösterreich Frauenvorsitzende Renate Heitz fordert deswegen von der Landesregierung den sofortigen Rechtsanspruch auf ganztägige und kostenlose Kinderbetreuung für alle Familien in Oberösterreich.

Beratungsstellen für Frauen bleiben unterfinanziert

Auch im Thema Gewaltschutz gibt es in Oberösterreich Aufholbedarf. Die Frauenberatungsstellen haben seit 2012 keine Budgeterhöhung bekommen. Diese sind als erste Anlaufstellen essenziell für die schnelle und einfach Hilfe für gewaltbetroffene Frauen. Die Erhöhung von 2,75 Prozent, die dieses Jahr für die Frauenhäuser geplant wurde, ist eher als Symbolpolitik zu sehen. Allein die Teuerungen der Betriebskosten von den Frauenhäusern, dürfte diese “Erhöhung” schlucken.

In Oberösterreich stehen außerdem nur 109 Plätze in Frauenhäusern zur Verfügung. Es sollten aber  mindestens 149 Plätze sein, um den bundesweiten Vorgaben zu genügen. Währenddessen steigen Gewalttaten und der Bedarf nach Beratungsstellen weiterhin an.

Noch 300 Jahre bis zur Gleichstellung von Frauen und Männern

Bis zur Gleichstellung ist der Weg also noch weit, allerdings nicht nur in Oberösterreich sondern auch im Rest des Landes. Der Gehaltsunterschied liegt österreichweit noch immer bei -13 Prozent und damit nur knapp über dem EU-Durchschnitt von 14,1 Prozent. Kinderbetreuungsplätze sind rar und Gewaltschutz muss ausgebaut werden. Zum diesjährigen feministischen Kampftag am 8. März finden wieder landesweit Demonstrationen, Ausstellungen und Aktionen statt. So will man auch weiterhin auf die Lage der Frauen in Österreich aufmerksam machen.

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Frau sein, heißt Spielball der Gesellschaft sein! – Kommentar zum Frauentag https://neuezeit.at/frauen-arbeitszeit/ https://neuezeit.at/frauen-arbeitszeit/#respond Tue, 07 Mar 2023 16:21:06 +0000 https://neuezeit.at/?p=18560 “Hausarbeit ist keine Arbeit” – Frauen bekommen ihr ganzes Leben eingetrichtert, ihre Arbeit sei nichts wert. Das ist auch oft in bezahlten Berufen der Fall. Als Mutter von drei Kindern, die schon zig Jobs hatte, kann ich sagen: Konservative Politiker:innen denken an den Lebensrealitäten von uns Frauen vorbei. Dabei gäbe es Lösungen: Kinderbetreuung muss ausgebaut […]

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“Hausarbeit ist keine Arbeit” – Frauen bekommen ihr ganzes Leben eingetrichtert, ihre Arbeit sei nichts wert. Das ist auch oft in bezahlten Berufen der Fall. Als Mutter von drei Kindern, die schon zig Jobs hatte, kann ich sagen: Konservative Politiker:innen denken an den Lebensrealitäten von uns Frauen vorbei. Dabei gäbe es Lösungen: Kinderbetreuung muss ausgebaut & die Wochenarbeitszeiten gekürzt werden!

Zur Person:
Anita Pitsch ist Mutter von drei Kindern und hat deswegen die meiste Zeit ihres Lebens Teilzeit gearbeitet. Mit über fünfzig Jahren hat sie Publizistik zu studieren begonnen, 2018 abgeschlossen und daraufhin den Podcast „Frauenstimmen der Interviewpodcast“ gestartet. Nun setzt sie sich für das Thema Gleichstellung von Frauen in unserer Gesellschaft ein. Anita Pitsch hat regelmäßig inspirierende, selbstbestimmte Frauen aus Kultur und Politik zu Gast und teilt mit der NeuenZeit ihr Gedanken zum Weltfrauentag.

Erst kürzlich wollte Arbeitsminister Kocher (ÖVP) in Teilzeit arbeitenden Menschen Sozialleistungen kürzen. Der Gedankengang: Teilzeitarbeitende seien faul, insofern hätten sie weniger Anspruch auf Sozialleistungen. Sein Ernst? Weiß er denn wen diese Aufforderung trifft? Teilzeitarbeitende – das sind zu einem Großteil Frauen. Und die leisten Enormes für unser Land!

Für eine Frau, die überwiegend für die Kinderbetreuung verantwortlich ist, stellt sich die Frage, Teilzeit oder Vollzeit erst gar nicht. Sie fragt sich, wie schaffe ich das alles?!

Dabei gäbe es Lösungen: Kinderbetreuungseinrichtungen müssten ausgebaut werden und die Wochenarbeitszeit für alle Menschen bei gleichbleibendem Gehalt gekürzt werden.

Für jede dritte Mutter ist die Jobsuche wegen Betreuungspflichten nicht möglich

Frauen sollen immer funktionieren. Wenn es zu viele Arbeitsplätze gibt, sollen sie eher zuhause bei den Kindern bleiben. Wenn es zu wenig Arbeitsplätze gibt, sollen sie arbeiten. Gerade wie es gebraucht wird. Ich kann mich an Diskussionen erinnern, die gar nicht so lange her sind. Da hieß es, wenn Kinder fremdbetreut werden, schadet es ihnen. Oder dass sich die Abwesenheit der Mutter negativ auf die Entwicklung der Kinder auswirke.

Kein Wunder, dass Berufstätigkeit bei vielen Müttern immer noch ein schlechtes Gewissen erzeugt. Diese Sichtweise ändert sich offenbar gerade. Gut so, denn Frauen haben den Wunsch beruflich erfolgreich zu sein – auch Vollzeit. Und dennoch: Für jede dritte Mutter ist die Jobsuche oder Vollzeit arbeiten wegen fehlender Kinderbetreuungsplätzen nicht möglich. Dennoch verstehe ich persönlich den Wunsch Teilzeit zu arbeiten.

Als Mutter von drei Kindern die Frage „…und was arbeitest du“ zu hören, hat auch mich oft zum Augenrollen gebracht. Ich arbeitete doch ganze Zeit!

Gerade weil unbezahlte Arbeit von Frauen nicht anerkannt wird, erscheint sie unsichtbar. Wer nicht nur einen Job ausführt, sondern auch noch Wohnung putzen, kochen, Kinder bespaßen, Alte pflegen muss, kann mit den aktuellen gesellschaftlichen Rahmenbedingungen kaum Vollzeit arbeiten. 

Vollzeit arbeiten sehr gerne, aber dafür brauchen wir mehr Kinderbetreuungsplätze und verpflichtende Väterkarenz für Unternehmen

Vereinbarkeit von Beruf und Familie stellt für viele nach wie vor eine große Herausforderung dar. Kinderbetreuungsplätze fehlen immer noch. Das war schon bei meinen Kindern vor bald 30 Jahren so. Eine junge Mutter hat mir unlängst über die Schwierigkeiten von geteilter Kinderbetreuung erzählt:

 „Mein Partner will in Karenz gehen, aber das Unternehmen lässt ihn nicht. Seinen Rechtsanspruch einklagen will er nicht, aus Sorge gekündigt zu werden.“

Eine Studie der Arbeiterkammer, zu Väterkarenz in der Partnerschaft, unterstreicht diese persönliche Erzählung: Nur 2 Prozent der Väter können ihre Erwerbstätigkeit für drei bis sechs Monate unterbrechen.

Solange es keine Verbesserung gibt, die dazu beitragen den Alltag von Frauen zu erleichtern, solange wird sich arbeitsmarktpolitisch nicht viel ändern. Da können ÖVP und Wirtschaftskammer noch so sehr Druck machen. Denn auch Mütter, die ihre Kinder alleine erziehen müssen sind mehrfach benachteiligt: Sie sind allein für alle Betreuungspflichten der Kinder verantwortlich.

Was muss sich tun? Arbeitszeit muss anders bewertet werden!

Es muss sich endlich etwas ändern! Künftige Generationen sollen nicht von denselben Schieflagen betroffen sein, wie ich es als Frau mein gesamtes Leben lang war. Führen wir doch endlich kürzere Arbeitszeiten für alle ein, anstatt über Sozialleistungskürzungen für arbeitende Frauen zu reden. Ein Pilotprojekt zur 4-Tage-Woche in Großbritannien zum Beispiel zeigt, dass diese, weniger Stress, bessere Vereinbarkeit der Sorgearbeit und mehr Erholung bringt.

Es ist noch nicht das letzte Wort gesprochen, eine Arbeitsgruppe im Ministerium Kocher nimmt sich diesem Thema an. Zu wünschen bleibt, dass in dieser Gruppe die Lebensrealitäten von Frauen berücksichtigt werden. Vielleicht lasst ihr doch einfach die Betroffenen mitreden, denn die wissen am besten was sie brauchen!

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„Sind gesünder & glücklicher“: Großer Versuch zur 4-Tage-Woche in England läuft erfolgreich https://neuezeit.at/england-testet-4-tage-woche/ https://neuezeit.at/england-testet-4-tage-woche/#respond Mon, 22 Aug 2022 12:22:20 +0000 https://neuezeit.at/?p=15283 In England nehmen 70 Unternehmen am bisher größten Versuch zur 4-Tage-Woche teil. 3.300 Beschäftigte müssen für ein halbes Jahr nur 80% ihrer üblichen Arbeitszeit erbringen, bekommen aber weiterhin den vollen Lohn. Erste Befragungen zeigen jetzt: Die Beschäftigten sind durch die kürzere Arbeitszeit glücklicher und gesünder – und in der Arbeit sogar produktiver. In der zusätzlichen […]

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In England nehmen 70 Unternehmen am bisher größten Versuch zur 4-Tage-Woche teil. 3.300 Beschäftigte müssen für ein halbes Jahr nur 80% ihrer üblichen Arbeitszeit erbringen, bekommen aber weiterhin den vollen Lohn. Erste Befragungen zeigen jetzt: Die Beschäftigten sind durch die kürzere Arbeitszeit glücklicher und gesünder – und in der Arbeit sogar produktiver. In der zusätzlichen Freizeit probieren die Beschäftigten nun neue Hobbys aus, machen Sport oder kümmern sich um Haushalt und Familie.

Es ist der bisher größte Feldversuch zur 4-Tage-Woche: In England haben 70 Unternehmen die Arbeitszeit um ein Fünftel gekürzt. 3.300 Beschäftigte arbeiten jetzt nur mehr 80% der üblichen Arbeitszeit, bekommen aber weiter den vollen Lohn. Der im Juni gestartete Versuch läuft insgesamt sechs Monate.

Erste Befragungen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer zeigen aber schon jetzt: Der Großteil der Beschäftigten will die kürzere Arbeitszeit beibehalten. Die Angestellten berichten, sie seien jetzt glücklicher, gesünder und in der Arbeit sogar produktiver.

England testet die 4-Tage-Woche: 3.300 Beschäftigte arbeiten für ein halbes Jahr nur 80% ihrer üblichen Arbeitszeit - bei vollem Lohn.
England testet die 4-Tage-Woche: 3.300 Beschäftigte arbeiten für ein halbes Jahr nur 80% ihrer üblichen Arbeitszeit – bei vollem Lohn.

England testet 4-Tage-Woche mit “100:80:100-Modell”

Die Idee hinter dem großen Feldversuch: Die Beschäftigten sollen nach dem „100 : 80 : 100 Modell“ arbeiten. Sie bekommen 100 Prozent des Lohns für 80 Prozent der Arbeitszeit. Im Gegenzug sollen sie versuchen, 100 Prozent der Produktivität beizubehalten, also ihre Aufgaben weiterhin zu 100 Prozent zu erfüllen.

Die Unis Cambridge, Oxford und Boston College begleiten den Versuch wissenschaftlich. Nach Ende der Testphase im November können die teilnehmenden Unternehmen entscheiden, ob sie die kürzere Arbeitszeit beibehalten oder zur regulären 5-Tage-Woche zurückkehren wollen.

Für Lisa Gilbert, Bankangestellte, steht jetzt schon fest: Die 4-Tage-Woche sei „phänomenal”. „Ich kann mein Wochenende jetzt wirklich genießen, weil ich den Freitag für Hausarbeit und andere Kleinigkeiten nutzen kann“, sagt Gilbert zum Fernsehsender „CNN“, der mehrere Teilnehmerinnen und Teilnehmer des britischen Versuchs befragt hat.

Bankmitarbeiterin Gilbert muss sich neben ihrem Job um ihren Sohn und ihre beiden Eltern kümmern – das fällt ihr mit der kürzeren Arbeitszeit jetzt deutlich leichter.

Firmen führen Zeiten für ungestörtes Arbeiten ein

Aber nicht überall ist der Wechsel auf die 4-Tage-Woche glatt verlaufen. Die PR-Agentur „Unity“ hatte anfangs Probleme. Die Umstellung sei „chaotisch“ verlaufen und die Beschäftigten seien nicht richtig auf die kürzere Arbeitszeit vorbereitet gewesen. Nach zwei Wochen seien die Startschwierigkeiten aber gemeistert gewesen, berichtet die Direktorin der Agentur.

Die Lösung: Die PR-Agentur hat Besprechungen und Meetings verkürzt. Außerdem haben die Angestellten jetzt eine „Ampel“ an ihrem Arbeitsplatz. Grünes Licht signalisiert den Kolleginnen und Kollegen: „Ich bin bereit für Gespräche oder Fragen“. Schalten die Angestellten aber auf „rot“ um, wollen sie nicht gestört werden. Denn dann arbeiten sie konzentriert an einer Sache.

Auch die Firma „5 Squirrels“, ein Pflegeprodukte-Hersteller, hat solche Konzentrationsphasen eingeführt. Jeden Morgen und jeden Nachmittag ignorieren die Beschäftigten zwei Stunden lang alle E-Mails, Anrufe oder sonstigen Nachrichten, um ungestört an ihren Projekten arbeiten zu können.

“5-Tage-Woche ist ein Konzept aus dem 20. Jahrhundert”

Viele von „CNN“ befragte Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Versuchs berichten, sie hätten in der gewonnen Freizeit neue Hobbys wie Kochen oder Klavierspielen angefangen, lange hinausgeschobene Projekte umgesetzt oder einfach mehr Zeit in ihre Beziehungen investiert. Manche engagieren sich an ihrem neuen freien Tag auch ehrenamtlich in Vereinen.

Emily Morrision, Angestellte bei einer PR-Agentur, erzählt, die 4-Tage-Woche habe ihre psychische Gesundheit verbessert. Die längere Auszeit habe ihr geholfen, „meine mentale Gesundheit zu verbessern und die Woche mit einer positiveren Einstellung anzugehen.“

Bankdirektor Mark Howland wiederum nutzt die neu gewonnene Freizeit für Sport. Seine Bank wird die 4-Tage-Woche wohl auch nach Ende der Testphase beibehalten. „Die 5-Tage-Woche ist ein Konzept aus dem 20. Jahrhundert, das nicht mehr ins 21. Jahrhundert passt“, sagt Howland.

Zum Weiterlesen: 7 von 10 unter 30-Jährigen in Österreich wollen Wahlmöglichkeit zur 4-Tage-Woche

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„Mehr Freizeit“: 7 von 10 unter 30-Jährigen wollen Wahlmöglichkeit zur 4-Tage-Woche https://neuezeit.at/arbeitsklima-index-2022/ https://neuezeit.at/arbeitsklima-index-2022/#respond Thu, 23 Jun 2022 12:34:00 +0000 https://neuezeit.at/?p=14058 Die Belastungen im Job steigen. Mehr als die Hälfte der österreichischen Beschäftigten will deshalb kürzer arbeiten und mehr Freizeit. Im Schnitt wollen die Österreicherinnen und Österreicher ihre Arbeitszeit um 2,6 Wochenstunden verkürzen. Auch die 4-Tage-Woche ist beliebt: 7 von 10 unter 30-Jährigen wollen eine gesetzliche Wahlmöglichkeit zwischen 5 oder eben 4 Arbeitstagen pro Woche. Die […]

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Die Belastungen im Job steigen. Mehr als die Hälfte der österreichischen Beschäftigten will deshalb kürzer arbeiten und mehr Freizeit. Im Schnitt wollen die Österreicherinnen und Österreicher ihre Arbeitszeit um 2,6 Wochenstunden verkürzen. Auch die 4-Tage-Woche ist beliebt: 7 von 10 unter 30-Jährigen wollen eine gesetzliche Wahlmöglichkeit zwischen 5 oder eben 4 Arbeitstagen pro Woche.

Die Belastungen im Job steigen, Beschäftigte sind immer unzufriedener mit ihrem Arbeitsplatz. Gleichzeitig wollen die Österreicherinnen und Österreicher weniger arbeiten und mehr Wahlmöglichkeiten zur Einteilung ihrer Arbeitszeit. Zu diesen Ergebnissen kommt eine große Studien aus Oberösterreich sowie der Arbeitsklima-Index 2022 der Arbeiterkammer OÖ.

Mehrheit der Beschäftigten will sich für die 4-Tage-Woche entscheiden können

Das Linzer Marktforschungs-Institut Spectra befragte im Frühling über 1.000 Personen zur 4-Tage-Woche. Ergebnis: Die Hälfte der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer wünscht sich eine gesetzlich verankerte Wahlmöglichkeit zwischen einer 5- und einer 4-Tage-Woche. Besonders die Jungen wollen sich für eine 4-Tage-Woche entscheiden können. Bei den unter 30-Jährigen befürworten 7 von 10 die Wahlmöglichkeit. Nur 15% lehnen die Idee von weniger Arbeitstagen gänzlich ab.

Die Hauptmotive für den Wunsch nach einer 4-Tage-Woche sind bei den Befragten „mehr Freizeit“ und „mehr freie Tage/ein verlängertes Wochenende“.

Großbritannien testet die 4-Tage-Woche mit 3.000 Beschäftigten

Nur mehr 4 statt 5 Tage arbeiten – das wird derzeit in Österreich wie international eifrig getestet. Bei den meisten Unternehmen mit großem Erfolg: Die Beschäftigten sind in 4 Tagen genauso produktiv wie in 5 und durch die Aussicht auf zusätzliche Freizeit doppelt angespornt.

Erst kürzlich startete in Großbritannien der bisher größte Versuch zur 4-Tage-Woche: 3.000 Beschäftigte in 60 britischen Unternehmen arbeiten für das kommende halbe Jahr nur 4 Tage pro Woche – bei gleichem Gehalt. Forscherinnen und Forscher begleiten den Versuch.

Arbeitsklima-Index 2022: Österreicher wollen 2,6 Wochenstunden kürzer arbeiten

Zu einem ähnlichen Befund kommt der Arbeitsklima-Index 2022 der Arbeiterkammer (AK) Oberösterreich. Mehrmals pro Jahr erhebt die AK mit ihrem Index die Einstellung der Beschäftigten zu ihrem Arbeitsplatz. Der Anteil der Vollzeitbeschäftigten, die eigentlich lieber Teilzeit arbeiten wollen, ist in den vergangenen beiden Jahren von 8% auf 20% gestiegen. Zumindest ein paar Wochenstunden weniger arbeiten will überhaupt mehr als die Hälfte aller Vollzeitarbeitskräfte.

Im Durschnitt wünschen sich die österreichischen Beschäftigten eine um 2,6 Stunden verkürzte Arbeitszeit. Der Grund? Laut AK meist psychischer Stress, Überstunden, überlange Arbeitszeiten sowie mangelnde Unterstützung durch die Führungskräfte.

Der "psychische Stress" am Arbeitsplatz steigt seit der Corona-Pandemie stark an. // Grafik: Arbeitsklima-Index 2022 AK OÖ
Der “psychische Stress” am Arbeitsplatz steigt seit der Corona-Pandemie stark an. // Grafik: Arbeitsklima-Index 2022 AK OÖ

AK OÖ fordert mobiles Arbeiten & 4-Tage-Woche

Seit Beginn der Corona-Pandemie befindet sich der von AK erhobene Index zur Arbeitszufriedenheit generell im Sinkflug. Mit 103 Punkten liegt er derzeit auf dem tiefsten Stand seit Herbst 1998. In anderen Worten: Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sind mit ihren Arbeitsbedingungen derzeit so unzufrieden wie seit 24 Jahren nicht mehr.

AK OÖ Präsident Andreas Stangl fordert als Reaktion mobiles, ortsunabhängiges Arbeiten, wenn möglich ein bis zwei Tage im Home-Office, sowie die 4-Tage-Woche bei „fairer Bezahlung“. Zum Mangel an Fachkräften sagt Stangl: „Wenn Unternehmer flexibel genug sind, die Erwartungen der Beschäftigten an einen guten Arbeitgeber zu erfüllen, dann werden sie ihre Beschäftigten halten und bei der Personalsuche erfolgreich sein.“

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35-Stunden-Woche & volles Gehalt: Unternehmen sind ÖVP & Grünen voraus https://neuezeit.at/35-stunden-woche-unternehmen-oesterreich/ https://neuezeit.at/35-stunden-woche-unternehmen-oesterreich/#respond Wed, 18 May 2022 10:38:48 +0000 https://neuezeit.at/?p=13253 Mehr Zeit für die Familie. Mehr Zeit für die eigenen Kinder. Weniger Stress, weniger Druck – all das macht gesunder und glücklicher. Und dadurch auch produktiver. Deshalb ist die Arbeitszeitverkürzung längst Realität: österreichische Unternehmen haben erkannt, dass die 35-Stunde-Woche bei vollem Gehalt funktioniert. Ihr Fazit? Die Vorteile überwiegen für alle: Gesunde, zufriedene und leistungsstarke Mitarbeiterinnen […]

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Mehr Zeit für die Familie. Mehr Zeit für die eigenen Kinder. Weniger Stress, weniger Druck – all das macht gesunder und glücklicher. Und dadurch auch produktiver. Deshalb ist die Arbeitszeitverkürzung längst Realität: österreichische Unternehmen haben erkannt, dass die 35-Stunde-Woche bei vollem Gehalt funktioniert. Ihr Fazit? Die Vorteile überwiegen für alle: Gesunde, zufriedene und leistungsstarke Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Trotzdem stellt sich die ÖVP quer.

Das Linzer Unternehmen Team Echo hat die Arbeitszeit auf 35 Stunden pro Woche reduziert. Bei vollem Gehalt, Urlaubs- und Pensionsanspruch. Und zwar, weil es sich für die Firma rechnet. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter seien gesünder und ausgeglichener, sagt CEO Markus Koblmüller. Ähnliche Beispiele gibt es inzwischen viele und sie alle haben eines gemeinsam: sie funktionieren. Mehr Freizeit bedeutet mehr Lebensqualität. Und mehr Lebensqualität führt zu glücklicheren Menschen, die gerne und effizient arbeiten”, der App-Entwickler bluesource bringt es auf den Punkt. Seit heuer gilt auch hier die 35-Stunden-Woche für alle Angestellten.

Weniger arbeiten bei vollem Gehalt und Urlaub

Bei eMagnetix, einer Marketing-Agentur aus Bad Leonfeld (OÖ), geht man sogar noch weiter. Stefan Mitmansgruber ist 34 Jahre alt und leitet dort den Kundeservice. Seit nun mehr 4 Jahren arbeitet Stefan nur noch 30 Stunde pro Woche – bei vollem Gehalt. So wie alle Mitarbeiter*Innen der Agentur. Seit der Umstellung von 40 auf 30 Stunden pro Woche ist Stefan sehr viel ausgeruhter und deutlich entspannter. Er fühlt sich gesünder und hat endlich wieder genug Zeit für seine Familie.

Die 35-Stunden-Woche in Unternehmen in Österreich macht die Beschäftigten glücklicher und gesünder.
// Bild: People photo created by freepik – www.freepik.com

Die 40-Stunden-Woche scheint für viele nicht mehr zeitgemäß zu sein. Etwa 58 % der Österreicher*Innen wünschen sich eine Verkürzung der Arbeitszeit bei gleichem Gehalt und gleichen Pensions-, Urlaubs- und Sozialansprüchen. Das geht aus einer Umfrage des Sora-Instituts im Auftrag der Volkshilfe hervor. 

Weniger Stress, gesunde Menschen und gesteigerte Leistung

Wir haben das mal verglichen mit der Zeit vor der Arbeitszeitverkürzung. Und wir haben festgestellt, dass die Mitarbeiter*Innen ihre Produktivität um bis zu 34 Prozent gesteigert haben”, so eMagnetix Geschäftsführer Hochreiter. Kein Wunder: Denn wer ausgeruht ist, ist oft kreativer und löst Probleme meist schneller. Stress hingegen hemmt unsere Kreativität. Stress schadet unserer Gesundheit. Nur durch eine gute Work-Life-Balance bleiben wir gesund. 

Pflegenotstand: Die 35-Stunden-Woche in Unternehmen hilft gegen den Personalmangel

Gerade im Sozialbereich und der Pflege sind die Menschen chronisch überarbeitet. Wer dort mehr als Teilzeit arbeitet, schuftet sich oft kaputt. Die körperliche und psychische Belastung ist auf Dauer einfach zu hoch. Depression und Burnout sind die Folgen. Das führt nicht nur zu Personalausfällen, sondern belastet auch das Gesundheitssystem. Vor allem: immer weniger wollen sich diese Arbeit antun. Kürzere Arbeitszeit bei gleichem Lohn würde den Pflegeberuf wieder attraktiver machen.

Das gilt übrigens nicht nur für Jobs in der Pflege: “Eine Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohn- und Personalausgleich wäre eine gute Möglichkeit, dem Fachkräftemangel in vielen Branchen zu begegnen”, sagt AK Präsidentin Anderl

ÖVP und Grüne blockieren die 35-Stunden-Woche

Die SPÖ will eine 35-Stunden-Woche für alle. Doch die ÖVP will das nicht und die Grünen machen ihr die Mauer. Bereits vor 4 Jahrzehnten warnte die Volkspartei vor einer wirtschaftlichen Katastrophe. Damals wurde die 40-Stunden-Woche eingeführt. Heute warnen ÖVP-Politikerinnen und -Politiker mit den gleichen Argumenten vor der 35-Stunden-Woche: Österreichs Unternehmen wären dann nicht mehr konkurrenzfähig, die Wirtschaft würde schrumpfen. Das Gegenteil war der Fall. Auch heute beweisen Firmen, wie Team Echo, bluesource oder eMagnetix: Von kürzeren Arbeitszeiten haben alle was.   

Noch im Wahlkampf waren auch die Grünen für eine 35-Stunden-Woche. Im Koalitionsvertrag mit der ÖVP wurde dies jedoch nicht festgeschrieben. Heute hört man von den Grünen nichts mehr dazu. Von einer gerechten Verteilung der Arbeit und von den dadurch neu entstehenden Arbeitsplätzen will die Regierung immer noch nichts wissen.

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Weniger Pension, aber länger arbeiten: So tickt der neue „Super-Minister“ Martin Kocher https://neuezeit.at/neuer-arbeitsminister-oesterreich-martin-kocher/ https://neuezeit.at/neuer-arbeitsminister-oesterreich-martin-kocher/#comments Tue, 10 May 2022 11:15:45 +0000 https://neuezeit.at/?p=4569 Arbeitsminister Martin Kocher ist durch die Rochade in der Regierung künftig auch für die Wirtschaftsagenden zuständig. Arbeit und Wirtschaft in einem Ministerium vereint – damit steigt Kocher über Nacht zum vielleicht mächtigsten “Super-Minister” auf. Ex-Kanzler Sebastian Kurz hat ihn 2021 als „unabhängigen Experten“ in die Politik geholt, aber Kocher hat klare Positionen: Er ist gegen […]

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Arbeitsminister Martin Kocher ist durch die Rochade in der Regierung künftig auch für die Wirtschaftsagenden zuständig. Arbeit und Wirtschaft in einem Ministerium vereint – damit steigt Kocher über Nacht zum vielleicht mächtigsten “Super-Minister” auf. Ex-Kanzler Sebastian Kurz hat ihn 2021 als „unabhängigen Experten“ in die Politik geholt, aber Kocher hat klare Positionen: Er ist gegen höhere Pensionen und gegen eine Erhöhung des Arbeitslosengeldes. Stattdessen will der Minister, dass Beschäftigte später in Pension gehen und im Handel auch am Sonntag arbeiten müssen.

Hinweis: Der Artikel ist eine aktualisierte Fassung einer Recherche vom Jänner 2021.

Österreich hat einen neuen „Super-Minister“. Martin Kocher, vor seinem Einstieg in die Politik Chef des Wirtschafts-Forschungsinstituts IHS, übernimmt zusätzlich zu den Arbeits- nun auch die Wirtschaftsagenden. Eine gemeinsame Recherche der NeuenZeit mit dem Online-Magazin Kontrast.at zeigt: Martin Kocher ist zwar parteilos, aber nicht unabhängig. In der Vergangenheit äußerte Kocher streitbare Positionen. Viele davon decken sich mit den wirtschaftspolitischen Ansichten der ÖVP.

Martin Kocher übernimmt zusätzlich zu den Arbeits- auch die Wirtschaftsagenden. // Foto: BKA/Dragan Tatic

Dass „Wirtschaft“ und „Arbeit“ überhaupt in einem Ministerium zusammengelegt werden, ist in Österreich ungewöhnlich. Schließlich haben Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer auf der einen Seite und Konzerne und Unternehmen auf der anderen Seite meist unterschiedliche Interessen. Viele fürchten jetzt, dass die Anliegen der Arbeitnehmer in einem großen Wirtschaftsministerium untergehen.

Das letzte solche “Super-Ministerium” aus Arbeit und Wirtschaft führte übrigens Ex-ÖVP-Kanzler Wolfgang Schüssel in den 2000er-Jahren ein. Die Bilanz seiner schwarz-blauen Regierungsjahre ist bekannt: Privatisierungen, Pensionskürzungen und ein Zurückdrängen der Sozialpartner.

Gerechtigkeit ist für Martin Kocher nur ein “Zielkonflikt”

Ein Wissenschaftler, der Fakten abwägt und sich nicht in heikle Diskussionen oder politische Streitfragen einmischt. So möchte Martin Kocher wahrgenommen werden. Zwischen den Zeilen klingt aber sein Weltbild durch: Er ist ein wirtschaftsliberaler Ökonom.

So kann sich Kocher in einem Interview mit der Wiener Zeitung nicht zu einem klaren Bekenntnis für ein gerechtes Wirtschaftssystem durchringen. Denn, so der neue Wirtschafts- und Arbeitsminister: „Mehr Gerechtigkeit führt zu einem Verlust an Effizienz“. Gerechtigkeit ist für ihn nicht etwa das oberste Ziel von politischen Maßnahmen, sondern bloß ein „Zielkonflikt“, den die Gesellschaft lösen müsse. Kocher sagt weiter:

„Die Gefahr ist aber, wenn etwas öffentlich und gerecht organisiert ist, dass es wenig Innovation und Dynamik gibt.“

Seine Lösung: Der freie Wettbewerb. Der freie Markt und das Wechselspiel zwischen Angebot und Nachfrage bestimme auch über den Wert der Arbeit, so Kochers Ansicht. So rechtfertigt er auch die niedrigen Löhne im Pflegebereich. „Offensichtlich wird der Wert von Pflege gering bemessen, weil sie kaum spezifische Fähigkeiten erfordert, und es zu viel Angebot am Arbeitsmarkt gibt”, sagt Kocher. Eine harte Ansage an all jene Pflegekräfte, die während der Corona-Pandemie an ihre Grenzen gehen und Menschenleben retten.

Weniger Pensionen und längeres Arbeiten

Seine Haltung, zuerst an die Wirtschaft zu denken, setzt sich auch bei den Pensionen fort. In der Corona-Krise hält Kocher die gestiegenen Staatsausgaben zwar für notwendig und richtig, doch langfristig müsse man vor allem bei den Pensionen sparen. Als ÖVP, SPÖ, FPÖ und Liste JETZT vor der Nationalratswahl 2019 Klein-Pensionen erhöhen wollten, warnte Kocher vor einer finanziellen Überlastung des Pensionssystems. Der Ökonom will lieber sparen, als den Pensionisten ihre Niedrig-Rente zu erhöhen.

Stattdessen hat Kocher ganz andere Vorschläge für die Alterssicherung. Er entwickelte mit seinem IHS-Institut Anreize, die Menschen dazu bringen sollen, länger zu arbeiten. So soll den Arbeitnehmern etwa vermittelt werden, wie viel das Weiterarbeiten bis 68 bringen würde. Auch abstruse Vorschläge sind dabei: Auf dem Auszug des Pensionskontos sollen mittels Software „gealterte“ Fotos der Arbeitnehmer abgebildet werden, um sie zu zusätzlicher Altersvorsorge zu motivieren.

Der Auftrag an Kochers Institut, Anreize für einen späteren Pensionsantritt zu entwerfen, stammt von der „Aktion Generationengerechtigkeit“. Ein Verein, der im Umfeld von ÖVP und dem ÖVP-nahen Cartellverband gegründet wurde.

Wenig überraschend begrüßte Martin Kocher auch das Ende der sogenannten Hacklerregelung. Zur Erinnerung: Die türkis-grüne Bundesregierung beschloss im Herbst 2020 das Aus der Regelung. Menschen, die 45 Jahre lang gearbeitet und eingezahlt haben, können jetzt nicht mehr ohne Abschläge in Pension gehen. Die betroffenen Hackler verlieren 240 Euro Rente pro Monat.

Weniger Arbeitslosengeld, je länger man auf Jobsuche ist

Viele Österreicherinnen und Österreicher haben während der Corona-Krise ihre Jobs verloren. Deshalb fordern SPÖ, FPÖ, Gewerkschaft sowie Arbeiterkammer seit Monaten eine Erhöhung des Arbeitslosengeldes von derzeit 55% auf zumindest 70% des letzten Netto-Verdienstes.

Unter dem neuen Wirtschafts- und Arbeitsminister Martin Kocher wird eine Erhöhung wohl nicht kommen. Ganz im Gegenteil: Kocher plädiert mit Verweis auf andere Länder für ein sogenanntes “degressives” Arbeitslosengeld. Nach diesem Konzept sinkt das Arbeitslosengeld, je länger man erwerbslos ist. So soll der Druck steigen, einen Job anzunehmen – auch zu schlechten Arbeitsbedingungen.

Beschäftigte im Handel sollen am Sonntag arbeiten

Auch bei den Arbeitszeiten blieb Kocher in der Vergangenheit seiner Denke treu: Zuerst die Wirtschaft, die Beschäftigten scheinen weniger wichtig. Auf der Social Media Plattform Twitter äußerte sich Kocher immer wieder positiv zu längeren Öffnungszeiten im Handel. Der Minister sprach sich etwa für die Sonntagsöffnung aus – zumindest an den Sonntagen vor Weihnachten. Damit müssten die Beschäftigten im Handel auch sonntags arbeiten. Das war bisher ein No-Go in Österreich.

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Von 70 auf 37 Wochenstunden: So hat Österreich in den letzten 150 Jahren die Arbeitszeit verkürzt https://neuezeit.at/arbeitszeitverkuerzungen-in-oesterreich/ https://neuezeit.at/arbeitszeitverkuerzungen-in-oesterreich/#comments Tue, 11 Jan 2022 14:56:27 +0000 https://neuezeit.at/?p=10667 Seit über hundert Jahren fordern Arbeiter*innen und Gewerkschaften eine Verkürzung der Arbeitszeit. Trotzdem dauert ihre Umsetzung meist Jahrzehnte. Im 19. Jahrhundert waren 70-Stunden-Wochen keine Seltenheit. Erst seit 1975 gilt die heutige 40-Stunden-Woche. Und mit 1. Jänner 2022 verkürzte mit dem Gesundheits- und Sozialbereich erstmals eine Branche die Arbeitszeit auf 37 Stunden. Ein Überblick über alle […]

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Seit über hundert Jahren fordern Arbeiter*innen und Gewerkschaften eine Verkürzung der Arbeitszeit. Trotzdem dauert ihre Umsetzung meist Jahrzehnte. Im 19. Jahrhundert waren 70-Stunden-Wochen keine Seltenheit. Erst seit 1975 gilt die heutige 40-Stunden-Woche. Und mit 1. Jänner 2022 verkürzte mit dem Gesundheits- und Sozialbereich erstmals eine Branche die Arbeitszeit auf 37 Stunden. Ein Überblick über alle Arbeitszeitverkürzungen in Österreich.

Die Geschichte der Arbeitszeitverkürzungen in Österreich
Die Geschichte der Arbeitszeitverkürzungen in Österreich

Bis Mitte des 19. Jahrhunderts waren Arbeitszeiten in Österreich überhaupt nicht gesetzlich geregelt und konnten frei von Arbeitgeber*innen bestimmt werden. 70-Stunden-Wochen waren damals keine Seltenheit. Eine erste Verkürzung der Arbeitszeit auf gesetzlicher Grundlage brachte die sogenannte zweite Novelle der Gewerbeordnung vom 9.Mai 1859. Sie begrenzte einen Arbeitstag auf 11 Stunden und legte die Sonntagsruhe fest.

Das neue Gesetz wurde aber häufig nicht eingehalten. In einer Erhebung von 1869 berichten Arbeiter*innen von 12-14 Stunden Arbeit pro Tag – auch am eigentlich freien Sonntag.

Die Industrialisierung schritt voran, die Arbeitsbedingungen blieben katastrophal. Auf den 1. Mai-Feiern 1890 forderten Arbeiter*innen erstmals den 8-Stunden-Tag. Eingeführt wurde dieser aber erst nach dem 1. Weltkrieg ­- fast 30 Jahre später.

Aber die kürzere Arbeitszeit hielt nicht lange: Das NS-Regime machte den 8-Stunden-Tag nach dem Anschluss Österreichs wieder rückgängig. Arbeitstage über 10 Stunden waren in „Notsituationen“ wieder erlaubt, sodass beispielsweise in der Rüstungsindustrie 12-Stunden-Tage zur Norm wurden.

Die 40-Stunden-Woche gilt erst seit 1975

Auch nach dem Krieg verbesserte sich die Lage für Arbeitnehmer*innen nicht wirklich. Lange war unklar, welche Regelungen galten. Erst 1969 verabschiedete Österreich ein eigenes Gesetz, das die Arbeitszeit regelt.

Dabei forderten Gewerkschaften und Arbeiter*innen seit 1948 die 40-Stunden-Woche.Trotz ihres Beschlusses 1955 kam es lange nicht zur Umsetzung. Einzelne Branchen konnten zwar schon 1958 eine Senkung von 48 auf 45 Stunden erreichen, die Umsetzung für alle verdanken wir aber den Bergarbeitern. Diese machten es 1959 in ihren Verhandlungen zur Bedingung, dass die Arbeitszeit für alle auf 45 Stunden gesenkt wird. Und erreichten damit eine Annäherung an die geforderte 40-Stunden Woche.

Die schrittweise Einführung der 40-Stunden-Woche legte schließlich die österreichische Regierung 1969 gesetzlich fest. Ab 1975 galt sie endlich für alle. Seither handelten einzelne Branchen immer wieder eine Senkung der Wochenstunden aus, wie zu letzte der Sozial- und Gesundheitsbereich. Hier gilt seit 1. Jänner 2022 die 37-Stunden-Woche als Normalarbeitszeit. Das ist die niedrigste Vollzeitstundenanzahl, die es je in Österreich gab.

Die Geschichte der Arbeitszeitverkürzung in Österreich
Die letzte Arbeitszeitverkürzung in Österreich gilt seit 2022 im Sozial- und Gesundheitsbereich.

Der generelle Trend geht aber nicht unbedingt in Richtung Arbeitszeitverkürzung, oder gar der seit 1987 geforderten 35-Stunden-Woche. Erst 2018 beschloss die ÖVP-FPÖ Regierung unter Kanzler Sebastian Kurz den 12-Stunden-Tag. Arbeitgeber*innen können seitdem von ihren Angestellten verlangen, bis zu 12 Stunden täglich zu arbeiten, etwa wenn viele Aufträge zu erledigen sind. Berufsverbände und Gewerkschaften kritisieren dieses unter „Gleitzeit“ und „Freiwilligkeit“ getarnte Gesetz stark.

Nur in Griechenland wird mehr gearbeitet als in Österreich

Auch im   schneidet Österreich schlecht ab: Nur in Griechenland wurden 2020 mehr Stunden pro Woche gearbeitet als in Österreich. Mit 42,1 Arbeitsstunden pro Woche liegt Österreich über dem EU-Durschnitt von 40,7 Stunden (allerdings ohne Einberechnung der Feiertage).

Aufgrund von hoher Arbeitslosigkeit führte Frankreich bereits im Jahr 2000 die 35-Stunden-Woche ein – in der Hoffnung, so mehr Arbeitsplätze zu schaffen. Dieses Ziel wurde aber nicht erreicht. Stattdessen senkten viele Firmen die Löhne, um die weggefallene Arbeitsstunden ihrer Beschäftigten auszugleichen. Viele Arbeitnehmer*innen waren zu Zweitjobs oder Überstunden gezwungen. Im Schnitt werden in Frankreich trotzdem noch 40,4 Stunden pro Woche gearbeitet.

Anders sieht es in Dänemark aus, wo flächendeckend eine 37-Stunden-Woche gilt. Immer wieder werden die Dän*innen als gutes Beispiel für „Work-Life-Balance“ und Familienfreundlichkeit angeführt. Denn hier gilt – wie auch in Schweden, Norwegen und Finnland – vielerorts eine weitreichende „Gleitzeit“. Es kann dann gearbeitet werden, wann Zeit dafür ist.

Statt den Familien Ausflug zu verpassen, kann die Arbeit auch am Abend nachgeholt werden. Ein Konzept, das theoretisch auch in Österreich möglich wäre.

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