Wenn’s um das Wohl der Tiere geht, spielen sich Politiker:innen gern gegenseitig den Ball zu. Wie werden Tiere in der EU eigentlich für Supermarkt-Fleisch gehalten? Wer ist zuständig für eine artgerechte Tierhaltung? Wer wirklich für die Umsetzung solcher Gesetze verantwortlich ist, weiß niemand so genau. Das wollen jetzt mehrere Mitglieder des EU-Parlaments ändern: In einer Petition fordern sie einen eigenen EU-Tierschutz-Kommissar, der zuständig für die Verbesserung des Tierschutzes – und damit auch für die Gesundheit der Menschen – ist. Auch österreichische Organisationen wie „VierPfoten“ und „Tierschutz Austria“ beteiligen sich an der Petition und rufen zur Unterstützung auf.
Dem Tierschutz kommt in den letzten Jahren immer mehr Bedeutung zu. Wie Nutztiere zur Fleisch-, Milch- und Eierproduktion gehalten werden, beschäftigt Tierschützerinnen und Tierschützern, aber auch immer mehr Konsument:innen besonders.
Nicht ganz unverständlich, wenn man die Fakten einmal genauer betrachtet: Allein im Jahr 2021 verzehrten Österreicherinnen und Österreicher rund 60 Kilo Fleisch pro Kopf. Eine „Eurobarometer-Umfrage“ aus demselben Jahr zeigt, dass 82 Prozent der befragten Menschen der Meinung sind, dass man das Tierwohl besser schützen müsse. Die Europäerinnen und Europäer sind sich also recht einig: „Tiere sind Lebewesen und keine Ware.“
Deswegen gibt es jetzt auch eine Petition, die Mitglieder verschiedenster Fraktionen des EU-Parlaments ins Leben gerufen haben: Sie fordern einen eigenen EU-Tierschutz-Kommissar. Dem Tierschutz in der Europäischen Union soll dadurch mehr Aufmerksamkeit geschenkt. Eine eigene Berufsbezeichnung und Zuständigkeit eines solchen EU-Kommissars soll das ermöglichen.
Politikerinnen schieben sich Vorwürfe rund um fehlendes Tierwohl in der Europäischen Union wie einen Spielball gegenseitig zu. Um dem jetzt ein Ende zu setzen, haben mehrere Mitglieder des EU-Parlaments eine Petition ins Leben gerufen. Darin fordern sie einen eignen „EU Tierschutz Kommissar“.
Der zuständige Kommissar soll unter anderem den Lebendtiertransport verbessern. Von 2009 bis 2015 stieg die Zahl innerhalb der EU beförderten Tiere um 19 Prozent. Jährlich werden über 1,5 Milliarden Geflügeltiere und über 49 Millionen lebende Rinder, Schweine, Schafe, Ziegen und Pferde grenzüberschreitend innerhalb der EU sowie in und aus Drittstaaten transportiert.
Solche langen Transporte belasten die Tiere. Sie leiden unter Platzmangel, wenig Futter und Temperaturschwankungen. Denn nicht jedes Tier, das für unser Fleisch geschlachtet wird, lebt wie in der Werbung friedlich auf der grünen Weide. Dazu ist die Nachfrage und der Verbrauch zu hoch: In Österreich wurden allein im Jahr 2021 rund 55.000 Kälber, 590.000 Rinder, 5 Millionen Schweine, 167.000 Schafe, 10.000 Ziegen und rund 100 Millionen Geflügeltiere für die Fleischproduktion verarbeitet.
Tierschutzvorschriften gibt es auf EU-Ebene schon seit den 70er Jahren. Seit 1990 wurden immer wieder Gesetze eingeführt, die „grausame“ Haltungen verbieten. Darunter fallen zum Beispiel Kälberboxen, enge Massentierhaltung und Batteriekäfige für die Eierproduktion.
Jedes europäische Land hat aber auch eigene Tierschutzgesetze. In Österreich war es bis zum 31.12.2004 sogar noch jeweils Ländersache. Jedes Bundesland konnte selbst über die Tierhaltung entscheiden. Nach einem Volksbegehren im Jahr 1996 trat dann erst mit fast einem Jahrzehnt Verzögerung – nämlich 2005 – das neue bundesländerübergreifende und bundesweit einheitliche Tierschutzgesetz in Kraft.
Die EU-Vorschriften aus den 90er-Jahren und davor werden den heutigen Erwartungen an den Tierschutz laut EU-Kommission nicht mehr gerecht. Das finden auch immer mehr Aktivistinnen und Aktivisten (zum Beispiel vom Verein gegen Tierfabriken), die sich in Österreich und anderen europäischen Ländern für mehr Schutz von Tieren einsetzen.
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