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Einer der berühmtesten Kärntner: Wer war Werner Berg?

Die Biographie von Werner Berg// Bild: wikimedia/Harald Scheicher/Wikiart/Werner Berg Fair Use

Es gibt kaum eine Landschaft, die künstlerisch so intensiv verarbeitet wurde wie das Kärntner Unterland durch den Maler Werner Berg. Sein Werk gilt nicht nur als eines der bedeutendsten des 20. Jahrhunderts, sondern gibt auch tiefe Einblicke in die Seele der Kärntner Landschaft und der dort lebenden Menschen. Dabei spiegeln sich in der Biographie von Werner Berg auch die großen weltgeschichtlichen Ereignisse seiner Zeit. Ein Portrait.

Dezember, Holzschnitt
Dezember, Holzschnitt// Bild: Werner-Berg-Museum

Werner Berg – Biographie

Werner Berg stammt ursprünglich aus dem Rheinland. Dort wurde er am 11. April 1904 in der Gemeinde Elberfeld im heutigen Wuppertal als jüngstes von vier Kindern geboren. Sein Elternhaus war wohlhabend, vor allem wegen der Geschäftstätigkeit der Mutter, die schon kurz nach ihrer Vermählung, in den 1890er Jahren, eine erfolgreiche Spielwarenhandlung gegründet hatte. Der Vater war von Beruf Techniker und ein vielseitig interessierter Humanist. Werner Berg sagte später über seine Herkunft, er sei ein „Bürgersohn aus dem dichtverbauten Zentrum einer der gewerbeemsigsten Städte des deutschen Westens“.

Winternacht, Ölgemälde
Winternacht, Ölgemälde// Bild: Werner-Berg-Museum

Der Künstler Werner Berg in seiner Kindheit

In seiner Kindheit hält sich Werner Berg gern auf den Bauernhöfen in der ländlichen Umgebung Elberfelds auf. Fasziniert von der ländlichen Lebensweise und den dortigen Eindrücken, fasst er schon früh den Entschluss, Maler zu werden. Er möchte das „echte Leben“ abbilden, worunter er eine ursprüngliche, archaische Lebensweise auf dem Lande versteht. Diese sieht er als Gegensatz zu seiner gewohnten Lebenswelt in der Stadt.

Der erste Weltkrieg macht diesen Traum allerdings zunichte. Denn nachdem sein Bruder in der Schlacht gefallen war, stirbt 1917 sein Vater. Erschüttert von diesen Erfahrungen, beginnt Werner Berg nach dem Abitur eine Handelslehre, studiert daraufhin Handelswissenschaften und geht 1924 nach Wien, um Volkswirtschaft und Gesellschaftslehre zu studieren, wo er 1927 mit Auszeichnung promoviert. In Wien lernt er auch seine spätere Frau Amalie Kuster „Mauki“ kennen.

Werner Berg 1927
Werner Berg 1927// Bild: Werner-Berg-Museum
Werner Berg, Selbstportrait
Werner Berg, Selbstportrait// Bild: Werner-Berg-Museum

Nach seiner Promotion zum Doktor bekommt Werner Berg eine Assistenzstelle an der Universität angeboten. Doch er entscheidet sich stattdessen, nun endlich seinen Traum zu verwirklichen und Maler zu werden. Das Kunststudium an der Wiener Akademie bricht er jedoch ab. In der Folge unternimmt er viele Reisen, die ihn bis in die Türkei führen. 1928 wird in Salzburg die erste gemeinsame Tochter von Mauki und Berg geboren. Dann, im Sommer 1929, fahren die beiden erstmals nach Kärnten – Ein entscheidender Wendepunkt in Werner Bergs Biographie.

Werner Berg wollte ein Leben als Künstler und Bauer führen

Werner Berg besucht in Kärnten seinen Jugendfreund Kurt Sachsse, der dort als Dichter ein landwirtschaftliches Praktikum absolviert. Berg ist vom Land Kärnten und vor allem der Landschaft in Unterkärnten sofort angetan. Nachdem er 1930 Mauki Kuster heiratet, beschließen sie, sich gemeinsam in Unterkärnten niederzulassen und einen Bauernhof zu bewirtschaften. Schon bald bekommt die Familie weitere Kinder.

Nicht nur die Landschaft Unterkärntens, sondern auch die dort lebende Bevölkerung faszinieren ihn. In seiner Schrift „Wahlheimat Unterkärnten“ bemerkt er später: Ungewöhnlich und von keinem Klischee erfassbar erschienen mir auch von Anfang an die Menschen, die Kärntner Slowenen, deren Wesen ich noch nirgends echt geschildert sah. Katholische Religiosität im Verein mit aus dem Schoß der Urzeit Überkommenen, ein unentwegter Fleiß, aber auch Misstrauen gegenüber großen Tönen, aber auch gegen alles allzu Klare kennzeichnen die Bevölkerung“.

Schlafender Trinker, Holzschnitt
Schlafender Trinker, Holzschnitt// Bild: Werner-Berg-Museum
Werbung, Holzschnitt
Werbung, Holzschnitt// Bild: Werner-Berg-Museum

Das Leben auf dem Rutarhof

Im Oktober 1930 kauft die junge Familie den Rutarhof, ein entlegener Bauernhof in einer Bergregion im Grenzgebiet zu Slowenien. Werner Berg wünscht sich ein einfaches Leben „nahe den Dingen“. Er ist davon überzeugt, das menschliche Dasein mit den Mitteln des Verstandes nicht durchdringen zu können. Stattdessen will er die Eindrücke der erlebten Wirklichkeit im Bild erfassen und auf diese Weise erfahrbar machen.

[Ein Instinkt] sagte mir schon in frühesten Jahren, als ich zur Kunst strebte, daß es darauf ankomme, die Kunst wieder an das Leben zu binden, eine Lebensform zu gründen, die in sich Sinn habe und mit Anschauung gesättigt sei

Rutarhof, Holzschnitt von Werner Berg
Rutarhof, Holzschnitt von Werner Berg// Bild: Werner-Berg-Museum

Die Produktions- und Lebensbedingungen auf dem Rutarhof entsprechen genau dem authentischen Leben, nachdem Werner Berg sucht. In dem mit Holzschindeln bedeckten Haus gibt es bis in die 1960er Jahre hinein kein Fließwasser und keinen elektrischen Strom. Hier will sich Werner Berg so gut es geht selbst versorgen und das Leben eines Bauern führen, ein Leben, wie er schreibt, „das unabhängig von den Spielregeln der bürgerlichen Gesellschaft, in sich Sinn habe“.

Der Stil von Werner Berg

Die Gemälde, die Werner Berg auf dem Rutarhof malt, werden Anfang der 1930er Jahre in Berlin und Wien ausgestellt. Sein Stil findet große Beachtung, löst aber auch Befremden aus. Der Bleiburger Galerieleiter Gottfried Stöckl schreibt über Bergs Bilder: „Einerseits erscheinen sie von einer Klarheit, die jedes Wort erübrigt. Andererseits wieder sind sie voll Geheimnis, hinter das das Wort nicht zu dringen vermag

Dorfrand, Ölgemälde
Dorfrand, Ölgemälde// Bild: Werner-Berg-Museum

Der Stil von Werner Berg orientiert sich stark am deutschen Expressionismus, reicht jedoch weit darüber hinaus. Bisweilen lassen sich in seinen Bildern auch Einflüsse der Neuen Sachlichkeit erkennen. Obwohl sich diese beiden Stilrichtungen gegenseitig beinahe ausschließen, scheinen sie in den Ölgemälden und Holzschnitten Werner Bergs zu verschmelzen.

Den Nazis gilt der Künstler Werner Berg als “entartet”

In den 1930er Jahren erzielt Berg erste Auszeichnungen und Verkäufe seiner Gemälde an private Sammler. Mit dem Aufstieg der Nationalsozialisten gerät Werner Berg, mit seiner für damalige Verhältnisse ungewöhnlichen Kunst, jedoch unter Druck. Plötzlich gilt sein Stil als „entartet“ und er wird aus der Reichskammer der bildenden Künste ausgeschlossen, was ein Berufs- und Ausstellungsverbot im deutschen Reich nach sich zieht.

Thomasnacht, Ölgemälde
Thomasnacht, Ölgemälde// Bild: Werner-Berg-Museum

Um das Recht, seine Bilder in Deutschland ausstellen zu dürfen, nicht völlig zu verlieren, tritt er 1936 widerstrebend der Auslandsorganisation der NSDAP bei. So kann er der Reichskunstkammer wieder beitreten. Trotzdem kommt es zu heftigen Angriffen seitens der Nationalsozialisten.

1941 bekommt er einen Einrückungsbefehl. Als Sanitäter kann er sich jedoch dem Waffendienst verweigern. Ein hoher Offizier, der von seiner Kunst beeindruckt ist, stellt ihn vom Militär frei und kommandiert ihn als „Kriegsmaler“ nach Norwegen. Dort soll er die Landschaft des „hohen Nordens“ in seinen Bildern festhalten.

Begegnung mit der Dichterin Christine Lavant

Nach dem Krieg kehrt Berg zurück auf den Rutarhof und tritt dem Kärntner Künstlerverein bei. Er steht in Kontakt zu jungen zeitgenössischen Künstlern, wie Maria Lassnig, Paul Flora und Arnulf Rainer, die ihn auch auf dem Rutarhof besuchen. Auf einer Tagung in St. Veit trifft Berg schließlich die Dichterin Christine Lavant, deren Erscheinung und Gedichte auf ihn einen großen Eindruck machen. Die beiden entwickeln eine tiefe Zuneigung und Liebe zueinander. 1951 entstehen auf dem Rutarhof die berühmten Bildnisse Christine Lavants.

Christine Lavant in einem Holzschnitt von Werner Berg
Christine Lavant in einem Holzschnitt von Werner Berg// Bild: Werner-Berg-Museum
Christine Lavant, Ölgemälde von Werner Berg
Christine Lavant, Ölgemälde von Werner Berg// Bild: Werner-Berg-Museum

So wie Werner Berg, gilt auch die Dichterin Christine Lavant heute als eine der bedeutendsten österreichischen Künstlerpersönlichkeiten des 20. Jahrhunderts. Ihr zu Ehren wird jährlich der Christine-Lavant-Preis an herausragende Schriftstellerinnen und Schriftsteller verliehen.

Brüche in Werner Bergs Biographie

Werner Bergs Beziehung zu Christine Lavant führt allerdings zu großen Konflikten für alle Beteiligten auf dem Rutarhof. Schließlich kommt es zur Trennung von Christine Lavant. 1955 versucht Werner Berg mit einer Überdosis Schlaftabletten seinem Leben ein Ende zu setzen. Er überlebt und findet danach schnell neue Kraft für seine Kunst.

Thomasnacht II, Holzschnitt
Thomasnacht II, Holzschnitt// Bild: Werner-Berg-Museum

Als 1970 seine Frau Mauki stirbt, ändert sich für Werner Berg das, „was einst unser Rutarhof-Leben war“ vollständig. Obwohl er weiterhin künstlerisch tätig ist, verdüstern sich seine letzten Lebensjahre zunehmend: Konflikte mit seiner Familie belasten ihn. Er beschäftigt sich verstärkt mit der Thematik des Holocaust und dem Werk von Jean Améry.

Im Jahr 1973 erhält er schließlich den Kulturpreis des Landes Kärnten.

Todesursache bis heute ungeklärt

Am 7. September 1981 wird Werner Berg tot in seinem Atelier auf dem Rutarhof aufgefunden. Die genaue Todesursache ist bis heute unklar. Seinem Wunsch gemäß wurde er anonym auf dem Friedhof der Namenlosen in Salzburg bestattet.

In der Gemeinde Bleiburg wurde 1968 das Werner-Berg-Museum zu Ehren des Malers gegründet. Das Museum zeigt ständig über 150 Ölbilder, Holzschnitte und Zeichnungen des bekannten Künstlers. Darüber hinaus findet jährlich eine Austellung statt, die sich vorzugsweise mit österreichischen Künstlern beschäftigt, wie zum Beispiel Kiki Kogelnik oder Othmar Jaindl.

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2 Kommentare

Antworten
  1. Als kunstinteressierte gebürtige Kärntnerin freut es mich immer sehr etwas über kärntner Künstler:innen zu lesen! Dieser Artikel zeigt durch seine Tiefe wie bemerkenswert das Kunstschaffen Werner Bergs war. Gratulation!

  2. Als Wienerin, die seit über 12 Jahren in Villach lebt und Kultur liebt, war ich von der Ausstellung mehr wie begeistert. Was für ein schönes Haus um der Ausstellung den richtigen Raum zu geben. Die Farben von den Bildern haben mich sehr angesprochen, von den Blautönen geht eine tiefe Stille aus.
    Das Vidio über Christine hat mich sehr berührt, diese Einsamkeit unerfüllter Liebe, ihr ganzes Leben hat mich sehr nachdenklich gemacht.
    Ein wunderbares Erlebnis, ich freue mich auf Neues, vielen Dank.

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