Wien wurde zur grünsten Stadt der Welt gekürt. Im „Greenest Cities“-Ranking der kanadisch-amerikanischen Consulting-Agentur “Resonance” wurden vor allem die vielen Grünflächen, der öffentliche Verkehr und die methodische Stadtplanung gelobt. Wien reagiert damit auf den Klimawandel – schließlich ist der urbane Raum am stärksten davon betroffen.
Zwischen 1960 und 1990 gab es in Wien pro Jahr durchschnittlich nur zehn Hitzetage, also Tage mit 30 Grad oder mehr. Diese Zahl hat sich seitdem zumindest verdoppelt, in manchen Jahren fielen die Messdaten aber noch einmal deutlich extremer aus: Im Rekordjahr 2015 wurden etwa 42 Hitzetage verzeichnet.
Die hohen Temperaturen treffen Städte besonders hart. Der Beton speichert die Hitze, die Verbauung hemmt kühlende Winde und in dicht besiedelten Gebieten gibt es wenig Bäume, die Schatten spenden. Die Stadt reagiert darauf gleich doppelt: Zum einen wird daran gearbeitet, den CO2-Ausstoß zu senken und damit global den Klimawandel zu bremsen – zum anderen werden Bäume gepflanzt, Flächen begrünt sowie Trinkbrunnen und sogenannte Kühlbögen aufgestellt, um das Mikroklima in der Stadt zu senken.
Wien pflanzt um 8 Millionen Euro Bäume
Die Wiener Regierung nimmt etwa 8 Millionen Euro in die Hand, um im ganzen Stadtgebiet Bäume zu pflanzen. Das bringt Schattenflächen, die vor allem von der älteren Bevölkerung für Pausen zwischen ihren Wegen genutzt werden können. Gleichzeitig senken die Bäume auch die Temperaturen: Durch ihre hohe Verdunstungsleistung sind Bäume effiziente Klimaanlagen. Nebenbei binden sie CO2, aber auch die 6.000 Wiener Bienenvölker freuen sich über die Blüten der Bäume.
Über die Hälfte Wiens besteht aus Grünflächen
Die Wiener Baumoffensive hilft auch dabei, den Grünflächenanteil der Stadt hochzuhalten. Denn viele der Bäume werden bei Begründungsprojekten gepflanzt. Schon jetzt beträgt der Anteil 53 Prozent – für eine Millionenstadt ein absoluter Spitzenwert. Wenn die Wiener Stadtregierung so weiter macht, wird er sich sogar noch weiter erhöhen. Das zeigen Projekte wie die Neugestaltung des Reumannplatzes in Favoriten. Dort konnten die Schienen der Straßenbahnlinie 67 entfernt werden, da sie durch die Verlängerung der U1 bis Oberlaa nicht mehr gebraucht wurden. Statt der Straßenbahnschienen finden sich dort jetzt Schachfelder, Spiel- und Sportgeräte und eben deutlich mehr Grünflächen. Fast 100 neue Bäume und etwa 80.000 Sträucher und Gräser wurden neu gepflanzt. Insgesamt bekam der 18.000 Quadratmeter große Platz um 13 Prozent mehr Grünflächen.
Wien zur grünsten Stadt der Welt gewählt
Der hohe Grünflächenanteil der Stadt wurde auch im „Greenes Cities“-Ranking, bei dem Wien den ersten Platz belegt, hervorgehoben. Das freut auch Bürgermeister Michael Ludwig:
“Das ausgezeichnete Abschneiden unserer Stadt im Ranking zeigt, dass Wien in vielen Bereichen Vorbild für andere Metropolen ist. Die Parks und das viele Grün in der Stadt, das für alle Wienerinnen und Wiener zugänglich ist, macht die hohe Lebensqualität in der Stadt aus. Parks und der Wienerwald sind auch ein wichtiges Gut in Zeiten des Klimawandels.“
Besonders beeindruckend fanden die Studienautoren: Wien hat mit den Nationalpark Donauauen als eine von wenigen Städten weltweit einen direkten Zugang zu einem Naturschutzgebiet.
“Wien ist der europäische Maßstab für den öffentlichen Nahverkehr”
Außerdem konnte Wien beim öffentlichen Verkehr überzeugen: Fast die Hälfte der Stadtbevölkerung besitzt eine Öffi-Jahreskarte – und nutzt sie auch intensiv. “Wien ist der europäische Maßstab für den öffentlichen Nahverkehr”, stellen die Autoren des Rankings fest. Kein Wunder, schließlich kostet sie nur einen Euro pro Tag und das Wiener-Öffi-Angebot sucht seines gleichen. Andere Kriterien der Studie waren etwa die Luftqualität, die Fußgängerfreundlichkeit oder die Möglichkeit, in lokalen Märkten einzukaufen. Überall konnte Wien überzeugen.
Internationales Ranking lobt methodische Stadtplanung
Bei der Veröffentlichung des Rankings der kanadisch-amerikanischen Consulting-Agentur wurde auch eines explizit hervorgehoben: Die lange Tradition methodischer Stadtplanung im roten Wien. Und das zeigt sich auch heute noch: Auf der einen Seite treibt die Stadt selbst Fortschritt voran. Etwa durch den Bau der völlig autonom fahrenden U5 – auf der anderen Seite greift sie auch lenkend ein. In Neubauten gilt in Wien mittlerweile eine Solaranlagenpflicht (außer für Ein- Zweifamilien- und Kleingartenhäuser). Und das Ganze zeigt Erfolg: Bis 2030 will Wien seinen CO2-Ausstoß halbieren.