Johanna Mikl-Leitner und die ÖVP tun so, als könnten sie nichts gegen das Aus für die Ötscherlifte in Lackenhof machen. Dabei ist das Land Niederösterreich Miteigentümer. Mehrere Beispiele im Bundesland zeigen, wie gut kleine Familien-Wintersportgebiete mit einem modernen Konzept funktionieren können. Davon hat die ganze Region etwas. Immer mehr fordern daher: Die Lifte in Lackenhof müssen weiterlaufen.
„Die Schröcksnadel-Gruppe schließt die Liftanlagen am Ötscher.“ So stellen es die ÖVP und die niederösterreichische Landesregierung gern dar. Das ist allerdings nur die halbe Wahrheit. Denn über die ecoplus Alpin GmbH gehören dem Land Niederösterreich 40 Prozent der Liftanlagen. Daher kann die Schröcksnadel-Gruppe die Lifte gar nicht ohne Zustimmung der Landesregierung in St. Pölten zudrehen. Sie wusste Bescheid, verheimlichte die Pläne aber selbst vor dem teilweise zuständigen Verkehrslandesrat und Landeshauptfrau-Stellvertreter Franz Schnabl. Der will nämlich, dass der Betrieb am Ötscher weitergeht.
Schnabl: ÖVP stimmte Lift-Aus zu
Für die Menschen und Betriebe in der Region kam die Hiobsbotschaft zur Unzeit. Die Sportgeschäfte haben volle Lager, auch die Herbergsbetriebe in der Gegend hatten sich bereits auf die Wintersaison vorbereitet. Die ÖVP-Landesregierung und die Schröcksnadelgruppe stellen sie nun vor vollendete Tatsachen. Sie werden die Lifte nicht mehr in Betrieb nehmen. Bleibt es dabei, verlieren mindestens 12 Personen unmittelbar ihre Jobs – zahlreiche weitere Arbeitsplätze stehen auf dem Spiel.
Landeshauptfrau Stellvertreter Franz Schnabl macht das wütend, denn er ist als Landesrat für Verkehr zuständig. Damit hätten Johanna Mikl-Leitner und Turismus-Landesrat Jochen Danninger die Entscheidung nicht hinter seinem Rücken treffen dürfen. Vor allem aber kritisiert er, dass die beiden über die Menschen in der Region d’rübergefahren sind. Die haben nämlich vom Schigebiet am Ötscher mehr als nur die Einnahmen für Lifttickets.
Umwegrentabilität: Sicherheit und Erholung
Niederösterreich käme damit ein wichtiger Freizeitbetrieb abhanden. Viele Menschen aus ganz Ostösterreich haben am Ötscher Schifahren gelernt. Schnabl erwartet sich deshalb, dass die Landesregierung das mitbedenkt. Er argumentiert, dass auch Freibäder, Hallenbäder, Parks auf den ersten Blick keinen Gewinn abwerfen. Dem niederösterreichischen SPÖ-Chef geht es um Lebensqualität in der Freizeit und Sicherheit im Beruf für die Niederösterreicherinnen und Niederösterreicher. Im Winter ist das kleine Schigebiet nämlich gerade für Familien eine Alternative zu den großen, überteuerten Wintersportorten in Westösterreich.
Außerdem lebt ein großer Teil der Menschen und Unternehmen in der Gegend zumindest teilweise vom Geld der Schifahrerinnen und Schifahrer. Gastgewerbe, Sportgeschäfte, Nahversorger und zahlreiche andere Betriebe verdienen mit. Sie alle blicken jetzt in eine ungewisse Zukunft. Schnabl und die SPÖ haben daher einen Sonderlandtag zum Thema Ötscherlifte beantragt.
Ötscher: Modernisieren statt zudrehen
Und die Rufe nach einem Weiterbetrieb der Ötscherlifte werden immer lauter. In einer Petition fordern knapp 20.000 Bewohnerinnen, Bewohner und Unternehmen aus der Gegend, dass der Betrieb weitergehen muss. Trotzdem bleibt die Eigentümergesellschaft aus Schröcksnadel-Gruppe und Land Niederösterreich dabei: Die Lifte sollen ab Frühjahr abgebaut werden.
Dabei hat das Land in andere Regionen durchaus investiert. Eine Erfolgsgeschichte ist die Familienerlebnisarena in St. Corona am Wechsel. Aus dem ehemaligen Schigebiet entstand ein Ausflugs- und Reiseziel für Familien und Mountainbiker oder Schifahrerinnen und Schifahrer im Winter. Ein Highlight – gerade im Sommer: Der Lift.