Ursprünglich forderten die Metaller eine Lohnerhöhung von 10,6 %. Die Arbeitgeber bieten nun 4,1 %. Ihr Angebot würde damit nicht einmal die Hälfte der aktuellen Inflation abdecken. Während die Produktion der Unternehmen 2021 um fünf Milliarden Euro gestiegen ist, sollen die Arbeiter und Arbeiterinnen den größten Reallohnverlust seit Jahrzehnten hinnehmen. Die Gewerkschaft gibt sich damit nicht zufrieden und droht mit Warnstreiks.
Update: Die Arbeitgeber bleiben nämlich bei ihrem Angebot von 4,1 % Lohnerhöhung auf IST-Löhne und 0 % Lohnerhöhung auf KV-Löhne. Die Gewerkschaften sehen darin eine “Verhöhnung der Beschäftigten”. 4,1 % Lohnerhöhung bei aktuell 10,5 % Inflation bedeutet einen Reallohnverlust von 6,4 %. Nach der dritten Lohnverhandlungsrunde machen die Gewerkschaften ernst: Sie holen sich vom ÖGB die Streikfreigabe.
Am 17. Oktober kamen die Lohnverhandlungen zwischen den Gewerkschaften und den Arbeitgebern zu einem vorzeitigen Ende. Nach sechs Stunden verließen die Arbeitnehmer-Vertreter der PRO-GE und der GPA geschlossen den Verhandlungsraum. Der Grund: Die Arbeitgeber bieten den Beschäftigten eine Lohnerhöhung von 4,1 Prozent an. Angesichts einer Inflationsrate von aktuell 10,5 Prozent, aus der Sicht der Gewerkschaften eine Provokation. Das Angebot lehnen sie als “völlig unzureichend” ab.
Die Metaller forderten mit 10,6 % eine mehr als doppelt so hohe Lohnerhöhung
Ursprünglich hatten die Metaller-Gewerkschafter eine Lohnerhöhung von 10,6 Prozent gefordert. Damit sollten den Arbeitnehmern die gestiegenen Kosten aufgrund der Inflation ausgeglichen werden. In dieser Forderung war auch ein geringer Anteil an den Produktivitätszuwächsen der Unternehmen mitinkludiert. Immerhin stieg das Wirtschaftswachstum im Jahr 2021 im Vergleich zum Corona-Jahr 2020 deutlich. “Die Unternehmen haben sehr viel Geld verdient und diese Rekordergebnisse wurden durch die ArbeitnehmerInnen ermöglicht”, betont PRO-GE Vorsitzender Rainer Wimmer.
Angebot deckt nicht einmal die Hälfte der Inflation
Mit dem Gegenangebot von 4,1 Prozent Lohnerhöhung wollen die Unternehmer den Beschäftigten gerade mal den Großteil der sogenannten Kerninflation ausgleichen. Diese lag im August bei 6,6 Prozent. Allerdings: Die Kerninflation klammert ausgerechnet Energie- und Lebensmittelpreise aus. Die Kosten für diese beiden Produktgruppen sind jedoch mit Abstand am stärksten gestiegen. Experten sehen darin die Hauptursache für die Teuerung.
Das Angebot der Arbeitnehmer deckt somit nicht einmal die Hälfte des tatsächlichen Preisanstiegs ab. Denn dieser wird über die Verbraucherpreisinflation gemessen und liegt bei 10,5 Prozent.
Längere Arbeitszeiten bei weniger Lohn
Die Arbeitgeber wollen außerdem nur die IST-Löhne erhöhen, also die Löhne die über dem Kollektivvertrag liegen. Bei den KV-Löhnen, die die Mindestgehälter der Metaller festlegen, soll es gar keine Lohnerhöhungen geben. Zudem verlangte der Fachverband Metalltechnische Industrie (FMTI) Verschlechterungen bei Arbeitszeit und Überstundenabgeltung. Zum Beispiel sollen künftig längere Phasen mit sehr langen Arbeitszeiten möglich sein (60-Stunden-Woche). “Das bedeutet im Klartext, arbeiten bis zum Umfallen und gleichzeitig weniger Lohn durch den Wegfall von Überstundenzuschlägen”, kritisiert Wimmer.
- 10,6 % mehr Lohn
- Anhebung der Lehrlingseinkommen
- 50 % Zuschlag für Samstagsarbeit
- Überstundenzuschlag von 75 % für die 10. Arbeitsstunde
- Leichtere Erreichbarkeit der 6. Urlaubswoche
- Weiterentwicklung des bestehenden Entlohnungsschemas
ÖVP-Arbeitsminister Kocher: “Einmalzahlungen miteinberechnen”
Der Obmann des FMTI und damit Vertreter der Arbeitgeber, Christian Knill, mahnte hingegen “Vernunft” bei den Arbeitnehmern ein. Es brauche “angemessene Lösungen”. Das Angebot von 4,1 Prozent Lohnerhöhung würde allerdings einen signifikanten Reallohnverlust für die Arbeiterinnen und Arbeiter bedeuten. Ob das angesichts steigender Unternehmensgewinne und Rekord-Inflation eine „angemessene Lösung“ ist, mag jeder für sich beantworten.
Arbeits- und Wirtschaftsminister Martin Kocher (ÖVP) verteidigte in der “Pressestunde” die betroffenen Unternehmer, die ja auch höhere Kosten hätten. Außerdem verwies er auf die bisher beschlossenen Hilfspakete und Einmalzahlungen der Regierung, die man auch einberechnen müsse. Diese wurden allerdings mit Steuergeld finanziert und damit von den Arbeiterinnen und Arbeitern selbst. Außerdem handelte es sich dabei Großteils um Einmalzahlungen, die angesichts der hohen Inflation bereits verpufft sind, wie das Momentum Institut kürzlich feststellte.
Metaller fordern eine gerechte Lohnerhöhung, andernfalls komme es zu Warnstreiks
Auf die ergebnislosen Verhandlungen am 17. Oktober folgen nun Betriebsversammlungen. Diese sollen von 19. bis 21. Oktober in der gesamten Metallindustrie abgehalten werden. Damit erhöhen die Gewerkschaften den Druck. Für die nächste Runde am 24. Oktober erwarten sie sich ein “deutlich verbessertes Angebot”. Nur so ließen sich drohende Arbeitskampfmaßnahmen wie Streiks vermeiden.
Verschlechterungen bei der Arbeitszeit lehnt die Gewerkschaft jedenfalls ab. Auch die Einberechnung der Einmalzahlungen der Regierung komme “nicht in Frage”. Rainer Wimmer betont: „Die Metallindustrie hat ordentliche Gewinne geschrieben, die Unternehmer haben ausgezeichnet verdient. Wir lassen sie sicher nicht aus der Verantwortung“.