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AUA Gehaltsverhandlungen – zu wenig, zu spät!

(Russavia CC BY-SA 2.0)

Das Bordpersonal der Austrian Airlines hat sich vergangenen Dienstag zu einer Betriebsversammlung mit anschließendem Warn-Streik versammelt. Wenig verwunderlich, denn: Die Mitarbeiter:innen haben die AUA bald drei Jahre durch die schwerste Krise der Fluglinie gebracht. Der Dank des Managements sind abgebrochene Gehaltsverhandlungen und Abcash-Manager, die sich trotz Krisenmodus erneut Boni auszahlen wollen.

Die ehemalige österreichische Staatsairline schlitterte 2020 in eine der schwersten Krisen seit Firmengründung. Die Flieger der „AUA“, wie die Fluglinie von vielen liebevoll genannt wird, mussten 90 Tage wegen der weltweiten Corona-Pandemie am Boden der Tatsachen verharren. Vom 18. März  bis zum 15. Juni 2020 hieß es: Flugstopp.

Ab Mitte Juni nahm die Airline langsam ihren Flugbetrieb wieder auf, aber Höhenflug gab es keinen mehr. Es flossen Staatshilfen – damals noch von Kurz und Co. genehmigt. Eine erneute Staatsbeteiligung wie es auch bei der Konzernmutter Lufthansa gemacht wurde, stand nie im Raum. Die Arbeitsbedingungen – vor allem für das Bordpersonal – verschlechterten sich bald massiv. Von Corona-Sparpaket und Gehaltskürzungen war die Rede. Gleichzeitig wollten sich die Manager:innen fette Boni aus dem Vorjahr auszahlen.

Top-Management: Selbst Boni kassieren, aber die Mitarbeiter:innen ausbeuten

Das Bordpersonal musste in den darauffolgenden „Corona-Krisenjahren“ viel schlucken: Das Unternehmen hat die Reinigung der Uniformen nicht mehr übernommen, das Frühstück bei Hotelaufenthalten gestrichen, Flugdienste noch „produktivitätssteigernder“ und damit anstrengender geplant.

Freie Tage auf der sogenannten „Homebase“, also dem Wohnort der Flugbegleiter:innen und Pilot:innen wurden zur Mangelware. Familientage und Zeit mit Freunden wurden zur Seltenheit. Trotz durchgetakteter Dienstpläne wurde ein leistbares Leben für viele unmöglich. Gleichzeitig waren die Manager so dreist auf die Idee zu kommen, trotz Corona-Krisen-Modus Boni aus dem noch erfolgreich gewesenen Geschäftsjahr 2019 kassieren zu wollen. Nach Unmut in der Belegschaft, sah man davon dann doch ab.

Kein Höhenflug: Die Fliegerei ist nicht mehr das, was sie einmal war

Viele Mitarbeiter:innen haben das Unternehmen in den letzten beiden Jahren verlassen. Es gab deutlich mehr Abgänge, als nur durch die normal hohe Fluktuation. Diejenigen, die übrig geblieben sind, machen den Job im wortwörtlichsten Sinne aus „Leidenschaft“. Der allgemeine Tenor jener, die gekündigt haben: „Wo anders verdient man besser, ohne am Ende ein körperliches und seelisches Wrack zu sein.“ Denn in der Fliegerei zu arbeiten, ist nicht nur Jet-set-Leben, schöne Hotels und tolle Auslandsaufenthalte zu haben.

Es heißt auch: Von fünftägigen Diensten mit vier bis fünf Flügen am Tag heimkommen und am nächsten Morgen schon wieder um fünf in der Früh einchecken zu müssen. Es heißt: Seine roten Strumpfhosen (das Markenzeichen der Austrian Airlines-Flugbegleiterinnen) – und bei den Pilot:innen die Hemden – um Mitternacht im Hotel händisch zu waschen, weil die Dienste so knapp geplant wurden, dass auf der Homebase keine Zeit zum Trocknen gewesen ist. Und auch: Flugverspätungen und wütende Passagiere wegzulächeln und so tun, als wäre alles okay.

Gehälter im Sinkflug – Forderungen von Betriebsrat und Bordpersonal müssen ernst genommen werden

Sieben Prozent Inflationsausgleich forderte der Betriebsrat vorerst in den Gehaltsverhandlungen die seit Oktober 2022 am Laufen waren. Das AUA-Management, hat Anfang vergangener Woche die Sozialpartnerverhandlungen mit der Gewerkschaft vida nach zehn Runden aber abgebrochen. Denn während der Verhandlungen kam die Teuerung dazu und der Betriebsrat wollte sich für einen tatsächlichen Inflationsausgleich bemühen. Andererseits wären die Gehaltserhöhungen im Nichts verpufft. Quasi ein Sinkflug für die Gehälter durch die anhaltend hohe Teuerung.

Die sieben Prozent wären bei einem jetzigen KV-Abschluss dann nicht mehr adäquat, geschweige denn ausreichend gewesen. Das Bordpersonal hätte erst ab Mai von den neuen Gehältern profitiert, hieß es in einer Stellungsnahme des Betriebsrats-Teams.

Über den Wolken scheint immer die Sonne

Diese eigentlich nachvollziehbaren Argumente für eine Nachverhandlung, dürften dem Management dann doch zu Ziel des Guten geworden sein. Das Ziel des Warnstreiks seitens der Belegschaft wäre es nun gewesen, das Unternehmen wieder an den Verhandlungstisch zu bringen. Vorerst erfolglos.

Die AUA hat schon viele Krisen durchstanden. Sicher nicht wegen der unzähligen „Top“-Manager:innen und CEOs, die sie zu Gesicht bekommen hat. Sondern viel mehr wegen der Mitarbeiter:innen, dem Bord- und Bodenpersonal und den unzähligen Menschen, die im Fliegen nicht nur einen Beruf, sondern eine „Leiden“-schaft sehen. Sie alle wissen, egal wie schwierig die Zeiten: Über den Wolken wartet immer die Sonne. Und damit hoffentlich auch angemessene Löhne!

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