Für wohnungslose Menschen sind die kalten Wintermonate oft ein knallharter Überlebenskampf. Ein Startup wollte das ändern. Das Unternehmen hat mobile Hotels, in denen im Sommer Festival-Gäste wohnen. In den Wintermonaten stellt das Startup aus Berlin die Unterkünfte nun Obdachlosen zur Verfügung. Dort gibt´s von November bis März nicht nur ein Bett, sondern auch Strom, Heizung und vor allem eines: Privatsphäre.
In Deutschland gibt es viele wohnungslose Menschen, aber zu wenig bereitgestellte Übernachtungsplätze. Das ist der Grund, warum viele Obdachlose in den kalten Wintermonaten auf der Straße leben. Das Berliner Startup „My Molo“ und die „Gemeinschaft Brot des Lebens“ wollen genau diesen Menschen eine Schlafunterkunft im Winter bieten. Das Projekt „Festival-Lodges für Obdachlose in Berlin“ findet dieses Jahr bereits zum siebten Mal statt.
Dafür stellt das Startup aus Berlin seine „Festival-Hotels“ für Obdachlose zur Verfügung. Diese werden im Sommer eigentlich als Unterkunft auf Musik-Festivals genutzt. Von November bis März werden die mobilen Hotelzimmer aber nun als Notunterkunft für obdachlose Menschen bereitgestellt.
Dunkelziffer von wohnungslosen Menschen viel höher als gedacht
Im Winter werden die Tage kürzer und die Nächte kälter. Viele Menschen machen sich Gedanken, wie sie sich die Heizkosten in Zeiten der Teuerung überhaupt leisten können. Noch härter trifft es aber diejenigen, die gar keine Wohnung haben. Für sie wird der Winter zum knallharten Überlebenskampf.
Laut einer Studie des Sozialministeriums leben in Deutschland 37.400 Menschen „auf der Straße“. In der Hauptstadt Berlin haben schätzungsweise 6.000 bis 10.000 Personen kein Dach über dem Kopf – sie übernachten bei Freundinnen und Freunden, in Notunterkünften oder eben irgendwo auf Berlins Straßen. Expertinnen und Experten gehen jedoch von einer viel höheren Dunkelziffer aus: Sie schätzen, dass es in Berlin bis zu 20.000 Obdachlose gibt.
Obwohl es zwar Hilfsangebote wie den Kältebus oder Notschlafstellen gibt, sind die rund 1.000 Übernachtungsplätze für wohnungslose Menschen einfach zu wenig.
„Strukturierter Alltag kann erster Schritt von der Straße weg sein“
Ein Zustand, den das Brandenburger Start-Up „My Molo“ zusammen mit der „Gemeinschaft Brot des Lebens“ ändern will: Im Rahmen des Kältehilfe-Projekts stellt das Startup insgesamt acht „Lodges“ (mobile Hotelzimmer) mit jeweils 4 Quadratmetern zur Verfügung. Diese dienen im Sommer als Festival-Hotel und werden jetzt im Winter als Kälteunterkunft für Obdachlose genutzt.
Neben einem Bett bieten die Lodges auch Strom, Heizung und vor allem eines: Privatsphäre. Die mobilen Hotelzimmer sollen Obdachlosen einen „geregelten Alltag“ bieten und Motivation für ein selbstständiges Leben schaffen. Zusätzlich gibt’s auch Verpflegung und Betreuung.
„Privatsphäre, ein gewisses Heimatgefühl und ein strukturierter Alltag können ein erster Schritt von der Straße weg sein“, sagt Wolfgang Willsch, Betreuer bei der Berliner Kältehilfe.
„My Molo“ stellt die Festival-Hotels für einen geringen „symbolischen Mietpreis“ zur Verfügung. Das Projekt finanziert sich aus Spenden. Auf der Homepage „Betterplace“ kann man einen kleinen finanziellen Beitrag leisten.
„Es geht nicht nur darum, eine Unterkunft, sondern auch ein temporäres zu Hause zu bieten. Wir wollen mit den Bewohnern ins Gespräch kommen, ein Vertrauensverhältnis aufbauen und gezielt Hilfsangebote und Perspektiven bieten“, sagt Wolfgang Willsch.