Die Bio-Wende im Burgenland bringt Bio-Essen in Schulen, Kindergärten und Unternehmen des Landes, Bio-Förderungen für Bäuerinnen und Bauern, eine eigene Bio-Genossenschaft, komplett neue Lehrpläne in den Landwirtschaftsschulen, Bio-Unterricht in Schulen und vieles mehr. Denn die Landwirtschaft der Zukunft ist komplett biologisch. Das Burgenland schafft die Grundlagen dafür.
Die Landwirtschaft auf Bio umzustellen, bringt mehr als „nur“ gesunde Lebensmittel, die gut schmecken. Es gibt viele Gründe, warum Landwirtschaft in Zukunft komplett biologisch ablaufen sollte. Und das ist möglich. Voraussetzung ist allerdings, dass die Politik nicht auf Einzelmaßnahmen setzt, die verpuffen. Es braucht ganzheitliches Denken und Grundlagen, die Bäuerinnen und Bauern diese Veränderung ermöglichen. Das Burgenland will eine solche Bio-Wende schaffen und damit auch Vorbild für andere Bundesländer und Regionen sein.
Schlechte Löhne, billige Lebensmittel
Geht es um billige Lebensmittel aus Massentierhaltung und industrieller Landwirtschaft, zeigen viele mit dem Finger auf die “bösen” Konsumentinnen und Konsumenten. Die sind angeblich zu geizig, um mehr Geld für Essen auszugeben. Das ist natürlich Unfug. Die meisten Menschen kaufen billige Lebensmittel, weil ihre Einkommen nicht mehr hergeben. Denn die Reallöhne – also das, was wir uns für unser Gehalt kaufen können – steigen seit Jahren nicht mehr. Hochwertige Lebensmittel werden allerdings sehr wohl teurer.
Großhändler schaden allen
Die Schuld daran den Bäuerinnen und Bauern zuzuschieben, ist aber auch bestenfalls blauäugig. Denn Saatgut und Geräte sind teurer geworden und – ganz klar: hochwertige Bio-Lebensmittel zu produzieren, kostet mehr als billige Massenware.
Vor allem aber: Wenige Großhändlerinnen und Großhändler bestimmen den Markt. Sie kaufen die Produkte von den Bäuerinnen und Bauern und bringen sie in den Einzelhandel, also zu den Verbraucherinnen und Verbrauchern. Durch ihre Marktmacht können sie den Bauern niedrige Preise diktieren. Sie streifen einen Großteil dessen ein, was wir alle im Supermarkt für Lebensmittel zahlen.
Bio-Wende beim Einkaufen
Genau dort setzt eine zentrale Maßnahme der Bio-Wende im Burgenland an: Über die Genossenschaft Bioland Burgenland werden die Landwirtinnen und Landwirte selbst zu diesen Zwischenhändlern. Das schlägt zwei Fliegen mit einer Klappe. Denn so können sie Konsumentinnen und Konsumenten ihre Bio-Produkte deutlich günstiger anbieten. Gleichzeitig bleibt den Bäuerinnen und Bauern selbst mehr Geld.
Doch das Burgenland hat nicht nur diese Genossenschaft gegründet, es sorgt auch für einen schwungvollen Start: Den bis 2024 ist sämtliches Essen in Schulen, Kindergärten und Unternehmen des Landes zu 100% biologisch. Bereits ab heuer sind mindestens 50% dort Bio-Essen. Das gleiche gilt auch für landesnahe Unternehmen und Einrichtungen. Die Lebensmittel werden, soweit möglich, über die Bioland Burgenland bezogen. Und schon bald verkauft die Bioland Burgenland die Produkte ihrer Mitglieder auch an 24-Stunden Automaten.
Burgenland setzt auf Bildung und Förderungen
Ein weiterer wichtiger Baustein einer gelungenen Bio-Wende ist Bildung: Seit Generationen lernen Landwirtinnen und Landwirte nur, wie konventionelle Landwirtschaft funktioniert. Damit sich das ändert, stellt das Burgenland seine Landwirtschaftsschulen komplett auf Bio um. Angehende Bäuerinnen und Bauern müssen sich Wissen über biologische Landwirtschaft also nicht mehr mühsam selbst aneignen – sie lernen es erst gar nicht mehr anders. Zusätzlich erleichtern Förderungen den Umstieg auf und Einstieg in biologische Landwirtschaft.
Den Konsumentinnen und Konsumenten geht es aber nicht ganz anders: Wir alle sind die Produkte industrieller Landwirtschaft gewöhnt. Was hat Saison? Was kommt aus der Region? Kaum jemand weiß das. Deshalb sollen Schülerinnen und Schüler das lernen. Weil sie die Konsumentinnen und Konsumenten der Zukunft sind, aber auch weil sie die Veränderung in die Familien tragen können.
Bio-Wende ist mehr als Agrarpolitik
Trotz aller Maßnahmen: Industriell produzierte Lebensmittel wären geringfügig billiger als biologische. Das könnte die notwendige Veränderung bremsen. Der Preis wäre hoch: kaputte Ökosysteme, Antibiotika-Resistenzen und dadurch Epidemien lang besiegter Krankheiten, zusätzliche Belastung der Gesundheitssysteme, weil billiges Essen auf Dauer krank macht usw.
Deshalb gehört zur Bio-Wende auch ein Baustein, den das Burgenland gar nicht als ihren Teil anführt – aber mit Nachdruck vorantreibt: der Mindestlohn. Denn alles Wissen nützt nichts: Damit Konsumentinnen und Konsumenten zu gesunden Lebensmitteln greifen, müssen sie sich die auch leisten können.