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Kärnten: 120 Vollzeit-Hilfskräfte sorgen für bessere Pflege in Heimen

Das Gesundheitssystem in Österreich steht kurz vor dem Kollaps. Denn das Personal in der Pflege kann nicht mehr: Überstunden, schlechte Arbeitsbedingungen und Angst um die eigene Gesundheit stehen an der Tagesordnung. Kärnten hat reagiert: Seit Anfang des Jahres arbeiten 120 zusätzliche Vollzeit-Hilfskräfte in den Pflegeheimen. Dadurch hat sich die Situation für die Pflegebedürftigen und die Pflegerinnen und Pfleger deutlich verbessert. Deshalb hat die Landesregierung die Maßnahme nun verlängert.

„Das Gesundheitssystem bricht zusammen“, warnte die ÖGKV-Präsidentin Elisabeth Potzmann erst vor Kurzem. Während die Zahl an pflegebedürftigen Menschen in Österreich steigt, spitzt sich der Personalmangel im Gesundheitswesen immer weiter zu. Besonders in der Pflege arbeiten Fachkräfte permanent am Rande der Erschöpfung: Überstunden und wenig Schlaf sind für sie Alltag.

Während andere Bundesländer zusehen und beschwichtigen, sorgt Kärnten deshalb für mehr Personal in der Pflege. 120 Vollzeit-Hilfskräfte arbeiten seit Anfang dieses Jahres in Kärntner Pflegeheimen. Sie sollen die Pflegerinnen und Pfleger entlasten. Das hat die Situation in den Pflegeheimen deutlich verbessert, berichten sowohl Pflegebedürftige als auch Personal. Deshalb verlängert das Land Kärnten die Maßnahme um vorerst weitere sechs Monate bis Ende des Jahres 2023.

Pflege: Hilfskräfte sollen Fachkräftepersonal unterstützen

“Unser Ziel war und ist es, pflegebedürftigen Menschen eine gute und herzliche Betreuung zu sichern. Diese steht und fällt mit einem Pflegepersonal, das zum einen in ausreichender Zahl vorhanden ist und zum anderen nicht überlastet ist”, sagt Kärntens Gesundheitsreferentin Beate Prettner (SPÖ).

Schon seit 2018 arbeitet die Landesregierung daran, die Situation in der stationären Pflege in Kärnten zu verbessern. In den folgenden vier Jahren hat sie 209 zusätzliche Vollzeitpflegerinnen und -pfleger eingestellt. Damit reagierte sie auf die Warnungen des Pflegepersonals und die Sorgen der Bewohnerinnen und Bewohner. Insgesamt gibt es 78 Alten- und Pflegeheime mit 5.900 Plätzen in Kärnten.

Im Jänner 2023 brachte die Landesregierung mit der Novelle der “Kärntner Heimverordnung” weitere Maßnahmen auf den Weg: Sie senkte den so genannten “Pflegeschlüssel” – also wie viele Pflegekräfte das Land pro Pflegebedürftiger oder Pflegebedürftigem einstellt. Das brachte 120 zusätzliche Vollzeit-Hilfskräfte für die stationäre Pflege in Kärnten. Sie haben zwar keine spezielle Ausbildung, unterstützen das Personal aber zum Beispiel bei der Essensausgabe, beim Wäschewaschen, beim Betten beziehen und bei der Koordination der Besucherinnen und Besucher.

Landesregierung und Gemeinden für bessere Pflege

Vorerst waren die Hilfskräfte nur bis Ende Juni 2023 bewilligt, doch die Verbesserungen für Angestellte und Patient:innen waren deutlich spürbar.

Deshalb hat die Landesregierung jetzt kurzerhand beschlossen, die Entlastungsmaßnahme für weitere sechs Monate zu verlängern. Die Mehrkosten betragen 2,4 Millionen Euro und werden zur Hälfte vom Land und der anderen Hälfte von den Gemeinden finanziert. Und einige der Hilfskräfte haben ihre Leidenschaft für den neuen Beruf entdeckt: Sie wollen eine Pflegeausbildung beginnen.

Bis 2030 fehlen bis zu 100.000 Menschen im Pflegebereich

Obwohl Österreich eine der höchsten Dichten bei Krankenhausbetten in Europa hat, gibt es im Bereich der Pflege seit Jahrzehnten sichtbare Defizite. Die Corona-Pandemie hat die Systemschwächen im Gesundheitswesen noch deutlicher gemacht. Es gab zu wenig Personal, die Arbeitsbedingungen waren nahezu unzumutbar und der Schutz für die eigene Gesundheit oft nicht gewährleistet.

In Österreich arbeiten rund 127.000 Menschen in der Pflege – ein Drittel von ihnen sind über 50 Jahre alt und werden in den nächsten neun Jahren in Pension gehen. Das zeigte eine Studie der Gesundheit Österreich GmbH (GÖG) aus dem Jahr 2019. Expertinnen und Experten rechnen damit, dass bis zum Jahr 2030 zwischen 75.000 und 100.000 Fachkräfte im Pflege- und Sozialbereich fehlen.

Das würde eine nationale Katastrophe für Österreichs Gesundheitswesen bedeuten. Immerhin tragen die Pflegekräfte den Großteil der Arbeitslast in diesem Bereich. Wenn Österreich einen Pflegekollaps verhindern will, müssen die Verantwortlichen schnell reagieren.

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