Österreich

kika/Leiner: Benko kassiert 300 Mio., Österreich verliert Steuermillionen, 1.900 werden arbeitslos

Der kika/Leiner-Deal bringt René Benkos Signa-Gruppe 300 Millionen Euro. 1.900 Angestellte kostet er den Job – und die Österreicherinnen und Österreicher vermutlich viele Millionen Steuergeld. Denn ÖVP-Finanzminister hatten Benkos Möbelhäusern großzügig Steuern gestundet. Durch die Insolvenz von kika/Leiner bekommt die Republik nur einen Bruchteil davon.

René Benko verdiente rund 300 Millionen Euro am Verkauf von kika/Leiner. Verlierer des Deals sind die Angestellten der kika/Leiner-Möbelhäuser und alle Österreicherinnen und Österreicher. Denn Benko kassierte nicht nur Millionen an Corona-Hilfen. Ein großer Teil der Schulden der kika/Leiner-Möbelhäuser sind Steuerstundungen. Von diesen Steuermillionen kann sich die Republik nun weitgehend verabschieden. Und mindestens 1.900 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von kika/Leiner sind ab Ende Juli arbeitslos.

ÖVP-Minister stundeten kika/Leiner Steuern

Eine 20-Prozent-Quote peilt die kika/Leiner-Gruppe im Insolvenzverfahren an. Das heißt: Die Gläubigerinnen und Gläubiger des Möbelhauses sollen 20 Prozent ihrer Schulden bekommen. Rechtzeitig vor der Zahlungsunfähigkeit verkaufte Benko – und zwar gewinnbringend. Denn er verscherbelte die Immobilien und die maroden Möbelhäuser der kika/Leiner-Gruppe unabhängig voneinander. Damit kassiert er laut Medienberichten rund 300 Millionen Euro Gewinn aus den Immobilienverkäufen. Auf den Schulden der Möbelhäuser bleiben großteils die Gläubiger sitzen.

Und damit auch die Österreicherinnen und Österreicher. Denn einer der wichtigsten Gläubiger der kika/Leiner-Gruppe ist die Republik Österreich. Die Finanzminister der letzten Schwarz-Blauen und der derzeitigen Bundesregierung aus ÖVP und Grünen hatten dem Benko-Unternehmen nämnlich großzügig Steuern gestundet. Vier von fünf Euro Steuergeld, die kika/Leiner der Republik schuldet, sind voraussichtlich verloren.

Corona-Hilfen für Benko

Dabei hatte Benko in der Corona-Krise ausgiebig vom Steuerzahler für kika/Leiner kassiert. 9,2 Millionen Euro Covid-Hilfsgelder hatten ihm die ÖVP-Finanzminister überwiesen. Zum Vergleich: Das doppelt so große Möbelhaus XXXLutz bekam “nur” 1 Million Euro.

Schon beim Kauf von kika/Leiner durch die Signa-Gruppe Benkos hatten viele vermutet, es gehe dem Investor hauptsächlich um die Immobilien. Denn die sind sein Kerngeschäft und kika/Leiner verfügt über mehrere Liegenschaften in guter Lage.

ÖVP und Kurz: “serviceorientierte Verwaltung” für Benko

Herzstück der kika/Leiner-Immobilien war die Leiner-Filliale auf der Mariahilferstraße. Die türkis-blaue Regierung von Sebastian Kurz half 2017 dabei, dass der Kauf klappte. Die ÖVP nannte das Ganze “serviceorientierte Verwaltung“. Kurz darauf kaufte Benko dann die gesamte kika/Leiner-Gruppe. Der Deal wurde später sogar ein Fall für den ÖVP-Untersuchungsausschuss.

NeueZeit Redaktion

Ähnliche Artikel

  • Gesellschaft

Fenninger: Woran man bei der Bekämpfung von Kinderarmut gescheitert ist 

Wie kann es sein, dass sich in einem der reichsten Länder der EU, die Zahl…

17. Mai 2024
  • Allgemein

Fünf Jahre Ibiza – Ein Urlaub mit Folgen in 5 Akten

Wo waren Sie am 17. Mai 2019? Eine Frage, die viele Östereicher:innen beantworten können, denn…

16. Mai 2024
  • Burgenland

Von Second Hand-Ware bis zum Übersiedlungsservice: Gemeinnütziges Jobprojekt „Mein Laden“ wird 15

Mattersburg: Seit 2009 fanden rund 550 langzeit-arbeitssuchende Menschen bei "Mein Laden" eine Beschäftigung - viele…

16. Mai 2024
  • International

Teure Züge, billige Flüge: 33 Prozent scheitern bei Buchung von grenzüberschreitender Zugreise

Immer mehr Menschen in Österreich sehnen sich nach einem umweltbewussten Urlaub. Doch Fliegen bleibt in…

16. Mai 2024
  • Niederösterreich

Pleite-Gemeinden in Niederösterreich: Weil Land versagt, soll jetzt EU einspringen

Jeder zweiten Gemeinde in Österreich geht das Geld aus. Was in Oberösterreich schon lang erkennbar…

16. Mai 2024
  • Klimakrise

Verdacht des Amtsmissbrauchs: Welche Rolle spielte Umweltanwalt in Ohlsdorf-Skandal?

Der Ohlsdorfer Bauskandal rund um 19 Hektar Wald, die für eine Schottergrube zerstört wurden, ist…

13. Mai 2024