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Energieverbrauch um 237% gestiegen: Krypto-Mining sorgt in Georgien für Stromausfälle

In der Stadt Mestia in Georgien kommt es wegen Krypto-Mining zu hohem Stromverbrauch//Bild: Pexels/Marek Piwnicki

Eine kleine Stadt in Georgien hat einen fast vier mal so hohen Stromverbrauch wie vorgesehen. Der Grund: Es handelt sich um einen Krypto-Mining-Hotspot. Mangels Alternativen heizt die Stadt mit Elektrizität. Deshalb versorgt die Regierung sie kostenlos mit Strom. Doch das Krypto-Mining, also das digitale Produzieren von Kryptowährungen hat einen enormen Stromverbrauch. Die Folge sind Stromausfälle. Ganz vorne mit dabei im Krypto-Geschäft ist die orthodoxe Kirche. Die Bevölkerung protestiert gegen den maßlosen Energieverbrauch. 

In der Stadt Mestia im Nordwesten Georgiens kam es in der Vergangenheit vermehrt zu Stromausfällen. Das hat in der Region drastische Folgen, denn mangels Alternativen heizt man dort mit Elektrizität. Um die Bergregion am Leben zu erhalten, beliefert die Regierung die Bevölkerung kostenlos mit Strom, für Unternehmen gelten vergünstigte Tarife. Dadurch entwickelte sich die Stadt in den letzten Jahren zu einem Paradies für Krypto-Farmer. Diese profitieren immens von der kostenlosen Stromzufuhr, weil das Krypto-Mining, also das digitale Produzieren von Kryptowährungen, enorme Mengen an Strom verbraucht. 

Energieverbrauch im Vergleich zum Vorjahr um 237% gestiegen

Nachdem infolge der Corona-Pandemie der Tourismus zum Stillstand gekommen war, wendeten sich viele in der Stadt dem Krypto-Mining zu. Aber auch für Nicht-Einheimische wurde die Stadt immer mehr zum Krypto-Hotspot. Schon im Jahr 2020 verbrauchte Mestia so viel Energie wie 12-14 andere Gemeinden. Der vergangene Winter brach jedoch alle Rekorde. “Im Vergleich zu den Vorjahren ist der Verbrauch in diesem Jahr um 237% gestiegen”, gab die Gemeinde in Bezug auf das Jahr 2021 bekannt. Statt den vorgesehenen 7 Megawatt Energie wurden 27 verbraucht. 

Um den übermäßigen Verbrauch und die damit verbundenen Stromausfälle zu stoppen, legten die Bewohner kurz vor Silvester sogar einen Schwur ab. Am 30. Dezember versammelten sich die Einwohner der Stadt in einer Kirche und gelobten in einem feierlichen Akt in Zukunft keine Kryptowährungen mehr zu schürfen. “Es ist bedauerlich, dass wir zu dieser extremen Maßnahme greifen mussten. Aber uns blieb keine andere Wahl”, sagte ein Einheimischer nach der Zeremonie. 

Klerus im Krypto-Geschäft involviert

Doch die einfachen Bewohner der Gemeinde sind nicht die einzigen Georgier, die sich an der Produktion und dem Verkauf von Kryptowährungen wie Bitcoin bereichern: Auch die orthodoxe Kirche ist in dem Geschäft vorne mit dabei. Im vergangenen Jahr enthüllten georgische Medien in welchem Ausmaß der Klerus in die Mining-Geschäfte verwickelt ist. 

“Wenn ich die Hardware habe, dann segne sie Gott; Wenn nicht, dann möge Gott sie mir geben”

So besitzt der Bischof der örtlichen Diözese, Anton Gulukhia, laut einem geleakten Dokument der lokalen Sicherheitsbehörden, bis zu 50 Einheiten Hardware zur Produktion von Kryptowährungen. Schon seit 2017 soll der Geistliche seine Bischofsresidenz in eine Bitcoin-Farm verwandelt haben. Infolgedessen habe sich der Stromverbrauch der Residenz seit 2017 jedes Jahr fast verdreifacht. 

Als er vom Fernsehsender Mtavari Arkhi darauf angesprochen wurde, zeigte der Bischof keine Reue, sondern berief sich auf den Segen des Herrn: “Wenn ich sie [die Hardware] habe, dann segne sie Gott; Wenn nicht, dann möge Gott sie mir geben”, Es sei schließlich kein Verbrechen, Kryptowährungen zu schürfen. 

Die Bewohner fordern die Schließung der Krypto-Mining-Farmen

Das sahen Teile der Bevölkerung anders und protestierten gegen den übermäßigen Stromverbrauch. In mehreren Demonstrationen forderten sie die Schließung der Krypto-Farmen. Trotz dieser Proteste ist der Verbrauch bisher nicht zurück gegangen. Einige Protestierende beschuldigen die staatlichen Behörden, die Krypto-Miner zu schützen. 

Denn die orthodoxe Kirche ist ein mächtiger Player in der Region. Nur wenige wagen es, sich mit ihren Vertretern anzulegen. Dagegen stellt die dörfliche Bevölkerung in Georgien ein leichteres Ziel dar. Nun diskutiert man, ob die Menschen nicht zukünftig für Strom bezahlen sollten.  

“Wir müssen verstehen, dass, wenn wir nicht anfangen, für Strom zu bezahlen, wir weiterhin Ausfälle und Unfälle haben werden, deren Behebung Zeit braucht”, sagte David Narmania, der Leiter der georgischen nationalen Regulierungskommission für Energie- und Wasserversorgung. 

Anstatt Krypto-Farmen zu verbieten wird so getan, als ob die Bevölkerung wegen des kostenlosen Stromzugangs hemmungslos Energie verbrauchen würde und deshalb der Stromverbrauch so groß wäre. Energieexperten kritisieren die Behörden dafür, dass sie nun den Menschen die Schuld geben. Sie argumentieren, dass die Regierung zwischen Haushalten und gewerblichen Nutzern unterscheiden sollte. Die Menschen, fordern sie, sollten weiterhin kostenlosen Strom für den Hausgebrauch erhalten. 

Nicht nur wegen Stromverbrauch in der Kritik

Schon seit Langem werden Kryptowährungen wegen den hohen Risiken von Experten kritisiert. Sogenannte “Proof of Work”-Kryptowährungen, also solche, die in einem stromintensiven Prozess digital produziert werden müssen, stehen jedoch besonders wegen ihres hohen Energieverbrauchs in der Kritik. Das Beispiel Mestias zeigt, dass dieser hohe Verbrauch zu Versorgungsausfällen führen kann, unter denen direkt Menschen leiden.

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