Katharina arbeitet 20 Stunden die Woche als Projektmanagerin. Daneben „schupft“ sie einen 4-Personen-Haushalt: sie putzt, sie kocht, sie kümmert sich um ihre zwei Söhne – die zwei und acht Jahre alt sind. Ob sie Vollzeit arbeiten will? Bei den Betreuungszeiten vom Kindergarten und der Schule ist das unmöglich!
Katharina (Name von der Redaktion geändert) ist seit fast 13 Jahren Projektmanagerin. Mit ihrem Beruf und Arbeitgeber ist sie sehr zufrieden und war bis zur ersten Schwangerschaft Vollzeit angestellt. 40 Stunden die Woche will und kann sie nicht mehr arbeiten.
„Es würde sich von den Betreuungszeiten von Kindergarten und Schule her einfach nicht ausgehen, dass ich Vollzeit arbeite“, erzählt Katharina.
Ansonsten müssten ihre beiden Söhne (zwei und acht Jahre) fast 50 Stunden in der Woche fremdbetreut werden. Abgesehen davon, dass dafür weder das Geld noch die Betreuungsplätze reichen, würde sie das ihren Kindern ohnehin nicht zumuten wollen. Sie arbeitet lieber in Teilzeit.
Leben als Mama: 24/7 statt nine-to-five
Von dem „Lifestyle-Teilzeit“-Vorwurf der ÖVP hält Katharina gar nichts. Für sie heißt Teilzeitarbeit – zwischen Kindererziehung, Haushalt, Fußballtraining und Abholzeiten – gerade mal zwei Stunden in der Woche nur für sich zu haben. Ihr Tag beginnt um sechs Uhr morgens damit, ihre Kinder zur Schule und in den Kindergarten zu bringen. Abends sitzt sie oft bis halb neun mit ihrem älteren Sohn und hilft ihm bei den Hausaufgaben. Ihr Ehemann arbeitet Vollzeit und das im Schichtdienst von Montag bis Sonntag. Wäre Nina nicht Teilzeit angestellt, könnte niemand die Kinder von der Betreuung abholen.
“Die Teilzeit-Debatte der ÖVP ist wieder komplett fern von jeglicher Realität. Es ist weder frauen- noch familienfreundlich“
Unterstützung statt Druck auf Teilzeitkräfte
Statt der Hetze gegen Teilzeitkräfte wünscht sich Katharina mehr Unterstützung seitens der Politik. Deshalb ist sie in ihrem Heimatort auch selbst politisch engagiert – als Gemeinderätin und setzt sich dort für bessere Betreuungszeiten in Kindergarten und Schule ein.
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In ihrer Familie ist es so: Ihr Achtjähriger geht drei Nachmittage die Woche in den Hort und ihr Zweijähriger zwei Vormittage in die Krippe. Knapp 300 Euro kostet es die Familie – vom Kindergeld allein lässt sich das nicht decken. Abgesehen davon sind Betreuungsplätze ohnehin oft schwer zu finden. Besonders während der Ferienzeiten wäre eine Vollzeitstelle als Projektmanagerin undenkbar.
“Die Politiker machen sich keine Gedanken darüber, wie das bei anderen ist. Man kann nicht von seinem privilegierten Status ausgehen und glauben, dass es dem Nachbarn genauso geht.”
Auch bei der Karenz hinkt das System: Mittlerweile betreuen viele Kindergärten bereits ab dem zweiten Lebensjahr. Wenn am zweiten Geburtstag aber bereits der erste Arbeitstag wieder anfängt, bleibt keine Zeit zum langsamen Eingewöhnen. Der Übergang in den Kindergarten fällt vielen Kindern schwer und braucht Zeit – die wollte Katharina ihren Söhnen auch geben. In der Teilzeit-Debatte werden solche persönlichen Anliegen aber kaum berücksichtigt.