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Die Wahrheit über Tiertransporte: Österreich karrt schwangere Kühe vier Tage nach Algerien

Täglich werden rund 3,8 Millionen Rinder, Schweine und Hühner quer durch Europa und weiter in Drittstaaten transportiert. Die grausame Realität: Die Tiere werden häufig in überfüllten Lastwägen über endlose Strecken gequält, oft ohne Wasser. Österreich ist bei dieser Entwicklung vorne dabei. In den letzten 15 Jahren hat die Alpenrepublik über 60.000 Tiere nach Algerien verschifft. Der Grund dafür ist simpel: Profitgier. Das Problem können nur EU-weite Reformen lösen.

Oft handelt es sich bei den österreichischen Transporten nach Algerien um trächtige Rinder, die zunächst 18 Stunden mit dem Transporter nach Südfrankreich und von dort drei Tage lang mit dem Schiff unter Platzmangel, Hitze und Stress mit den Artgenossen transportiert werden. Diese absurde Praxis ist nicht nur eine Qual für die Tiere, sondern auch ein ernsthaftes Gesundheitsrisiko für uns alle. Günther Sidl, Abgeordneter der Sozialdemokraten im Europaparlament will diese grausame Praxis abschaffen und stattdessen auf Lebensmittel aus den Regionen setzen.

„Die EU muss endlich klare und strenge Regeln schaffen, die auch flächendeckend kontrolliert werden, um das immense Tierleid auf überlangen Transporten zu mindern“, sagt der niederösterreichische SPÖ-EU-Abgeordnete Günther Sidl.

Konsument:innen leiden auch: Lebensmittelvergiftungen, schwacher Geschmack, kurze Haltbarkeit

Der Tiertransport in Europa ist of reinste Tierquälerei.
Bildcredits: Foto von Jason Hawke 🇨🇦 auf Unsplash

Denn auch bei innereuropäischen Transporten ist der Stresslevel für die Tiere oft viel zu hoch. Untersuchungen haben gezeigt, dass Fleisch von gestressten Tieren eine höhere Anfälligkeit für bakterielle Kontaminationen aufweist – das Risiko für Lebensmittelvergiftungen steigt. Zudem verschlechtern Stresshormone den Geschmack und die Haltbarkeit. Trotzdem landet das minderwertige Fleisch auf unseren Tellern. Schlachthöfe in Billiglohnländern senken die Kosten. Oft sind es die großen Agrarkonzerne, die durch diese Praktiken ihre Gewinnmargen auf Kosten des Tierwohls maximieren.

EU-Wahl am 9. Juni entscheidet: Kommt ein echtes Tierschutzpaket oder weiter Tierquälerei in Europa?

Zwar gibt es Reformbestrebungen auf EU-Ebene, etwa einen Tiertransport U-Ausschuss, doch diese stocken seit Jahren. Eine von der EU-Kommission schon lange angekündigte Reform der EU-Tierschutzgesetze wurde auf Druck rechter und konservativer Parteien großteils abgeblasen. Bei ihnen reicht der politische Wille lediglich für Lippenbekenntnisse. Wie es weitergeht, hängt somit ganz von den Europawahlen am 9. Juni ab. Gewinnen die sozialen und demokratischen Kräfte dazu, kann es die so wichtige Veränderung beim Tierschutz endlich geben.

Fotocredit: Europäisches Parlament

„Die EU muss endlich klare und strenge Regeln schaffen, die auch flächendeckend kontrolliert werden, um das immense Tierleid auf überlangen Transporten zu mindern“, sagt der niederösterreichische SPÖ-EU-Abgeordnete Günther Sidl. Zugleich warnt er vor bloßer Symptombekämpfung: „Wir müssen wieder zurück zu einer starken und nachhaltigen Lebensmittelproduktion in den Regionen. Denn bei Fleisch aus der Region für die Region stellen sich die Probleme überlanger Transporte erst gar nicht.“

Die Gütesiegellüge: So tricksen uns Unternehmen mit Fake-Gütesiegeln aus

Ein weiteres Problem ist die mangelnde Transparenz und Nachverfolgbarkeit beim Fleisch. Konsument:innen können oft gar keine informierten Entscheidungen treffen – weil die Informationen undurchschaubar sind. Wie Die NeueZeit aufgezeigt hat, sind viele Gütesiegel trügerisch. Produkte werden als “österreichisches Fleisch” verkauft, obwohl die Tiere oft aus anderen EU-Ländern stammen.

 

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So viel steht fest: Das Problem kann nur auf EU-Ebene gelöst werden. Mit nationalen Alleingängen ist der globale Handel nicht zu regulieren. Um der Konzern-Profitgier auf Kosten der Tiere und Konsument:innen Einhalt zu gebieten, braucht es daher vor allem diese fünf EU-Maßnahmen. Die Umsetzung haben die Wähler:innen bei der Wahl am 9. Juni in der Hand.

1. Strenge Regeln und Kontrollen: Maximal 8 Stunden Transportzeit, regelmäßige Pausen für Wasser und Futter. Die EU muss sicherstellen, dass diese Regeln strikt überwacht und durchgesetzt werden, mit hohen Strafen für Verstöße.

2. Regionale Schlachtung fördern: Subventionen für lokale Schlachthöfe, um Transportwege zu verkürzen. Dies würde nicht nur das Tierwohl verbessern, sondern auch lokale Wirtschaften stärken und Arbeitsplätze schaffen.

3. Ehrliche Gütesiegel: Klare Kennzeichnung der Herkunft und Bedingungen. Gütesiegel sollten strengen Kriterien unterliegen und regelmäßig überprüft werden, um sicherzustellen, dass sie die Realität der Produktionsbedingungen widerspiegeln.

4. Bessere Transportbedingungen: Moderne Fahrzeuge mit Belüftung, Temperaturkontrolle und ausreichender Versorgung. Dies beinhaltet auch die regelmäßige Schulung der Fahrer und Betreiber, um sicherzustellen, dass sie die besten Praktiken einhalten.

5. Aufklärung der Verbraucher:innen: Informationskampagnen über die Zustände der Tiertransporte informieren die Verbraucher:innen. Sie müssen wissen, unter welchen Bedingungen ihre Lebensmittel produziert werden, um informierte Entscheidungen treffen zu können.

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