Lebendiger Ortskern, geförderte Kinderbetreuung, gute Öffis und Bildung im Zentrum: Wenn man von Trofaiach spricht, sind das die ersten Worte, die mir nach der Recherche in den Sinn kommen. Die Fassaden im Zentrum sind frisch renoviert, neue Geschäfte spicken den Weg durch die Stadt, die Musikschule bietet regelmäßige Events und junge Familien werden besonders bei der Bildung gefördert.
Moderne Kleinstädte leiden vielerorts unter verschiedensten Problemen. Entweder wandert der Handel im Ortskern ins Internet ab, die Jugend verzieht sich in die Städte für bessere Bildungs- und Berufschancen, oder es fehlt an Geld – in Extremfällen trifft sogar alles zu.
Ein Gegenmodell zu Abwanderung, leeren Dorfzentren und Überalterung bildet die steirische Kleinstadt Trofaiach. Wir schauen uns heute an, warum besonders junge Familien sich in der malerischen Gemeinde in den Alpen so wohl fühlen und wie die Gemeinde den Leerstand in zehn Jahren halbiert hat.
Zukunftsfitte Bildung: Trofaiach zahlt beim Mittagessen im Kindergarten und der Schule mit
Trofaiach punktet besonders in der Kinderbetreuung. Auf der einen Seite ist Trofaiach eine der wenigen Gemeinden in der Gegend, die ganztägige Betreuung anbietet – von 7 bis 17 Uhr. Andererseits unterstützt die Gemeinde alle Familien beim Mittagessen in der Schule mit 50 Cent pro Kind und Mahlzeit. Mit einer „Trofaiach-Bonuskarte” kann der Betrag bei Bedarf auch auf 1,50 € steigen. Das ermöglicht Vollzeitarbeit auch für Familien mit Kindern – die Betreuung unter Tags stellt ja die Stadt.
Hier spielt die Musik: Trofaiachs Musikschule ist beliebter Treffpunkt mitten im Zentrum
Musik verbindet. An kaum einem Ort in Österreich trifft dieser Satz so zu wie in Trofaiach. Seit sieben Jahren lernen dort rund 350 Schüler:innen ein Instrument. Auf diese 350 Schülerinnen und Schüler kommen nur drei „Kiss-and-Ride“-Parkplätze vor der Schule – hier kann man nur kurz halten, den Kindern noch ein Bussi geben bevor man weiterfahren muss. Verkehr vor der Schule ist kaum noch Thema. Auch der Jugendraum befindet sich in der Musikschule – hier kann man sich treffen, ohne etwas konsumieren zu müssen. Dazu fährt noch im 15-Minuten-Takt ein Bus in die Bezirkshauptstadt Leoben. Fahrtdauer: circa 20 Minuten.

Die Schule ist aber nicht nur das Zentrum der Musikbildung in der obersteirischen Kleinstadt. Konzertreihen, Gigs und Auftritte anderer Art beleben die Gemeinde nachhaltig und bilden einen zentralen Ort der Begegnung. Egal ob klassische Musik, Rock oder Volksmusik: Die Musikschule Trofaiach bietet mit ihrer Konzertreihe regelmäßig Veranstaltungen für Jung und Alt.
Neue Geschäfte, frisch renovierte Fassaden und Begrüngung – So hat Trofaiach Leerstand in nur 10 Jahren halbiert

Ein anderes Thema, mit dem Gemeinden und Kleinstädte auf dem Land kämpfen, ist dass der innerstädtische Handel ausstirbt. Ortskerne sind oft von geschlossenen Schaufenstern und „Zu verkaufen“-Schildern geprägt. Ein beachtlicher Teil des Handels wird leider oft an den Ortsrand verschoben, in sogenannte „Satelite Malls”. Die sind meistens nur mit dem Auto zu erreichen sind. Für Trofaiach ist so etwas kein Thema. Seit 8 Jahren gibt es in der obersteirischen Gemeinde ein Programm zur Belebung des Ortskerns.
Die Musikschule im Zentrum trägt ihren Teil zum aktiven Dorfleben bei, Jugendräumlichkeiten wurden ebenfalls in die Musikschule – damit mitten ins Zentrum – verschoben. Der „Trofaiach-Tandler“ – Re-Use- und Upcycling-Store – ist eröffnet worden. Die Stadt hat einen Großteil der Fassaden renoviert, ein öffentliches WC im Stadtkern eingerichtet, sogar ein neues Yoga-Studio hat eröffnet.
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