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Ich hab’ 2 Jahre keinen Alkohol getrunken – und alles ist besser!

Foto von Monica Hudec auf Unsplash

Alkohol ist in unserer Gesellschaft tief verankert – ein gesellschaftliches Ereignis ohne zu trinken, ist für viele kaum vorstellbar. Und trotzdem wird über die Schattenseiten der Volksdroge nur wenig gesprochen. Erst durch meine eigene Alkoholabstinenz wurde mir bewusst, welchen hohen Stellenwert Alkohol in unserem Leben spielt.

 2 Jahre keinen Alkohol trinken – das hätte ich mir Anfang 2023 noch gar nicht vorstellen können. Damals hatte Alkohol noch einen höheren Stellenwert in meinem Leben und ein gesellschaftliches Ereignis ohne wäre fast undenkbar gewesen. Obwohl Alkohol in meiner Familie schon viel angerichtet hat, habe ich lange selbst keine Konsequenzen daraus gezogen. Dabei war mein eigenes Trinkverhalten schon lange problematisch. 

 

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Filmrisse, Peinlichkeiten, Streit, Verletzungen (you name it) waren oft vorprogrammiert, wenn eine Partynacht anstand. Das eigentliche Ereignis rückte dabei oft in den Hintergrund – hauptsache es gab was zu trinken. Am Tag danach habe ich mich oft geschämt und natürlich sehr gelitten. Aber sobald der Alkohol aus dem Blut raus war, gingen auch die guten Vorsätze wieder über Bord. Erst als Freundinnen mich auf mein Trinkverhalten aufmerksam machten, fing ich an, es zu reflektieren. Und nach einer besonders schlimmen Partynacht, zog ich endlich Konsequenzen.

Vieles schwierig, aber alles besser

Anfangs war die Abstinenz schwierig, weil ich realisierte, wie allgegenwärtig Alkohol war und wie oft ich „Nein“ sagen musste. Natürlich kommt es auch oft zur Sprache, wenn man nicht trinkt, weil man meistens in der Unterzahl ist. Ich hatte zum Glück immer einen verständnisvollen Freundeskreis. 

Aber natürlich begegnet man auch Personen, die für Abstinenz null Verständnis haben. Im Laufe der Zeit habe ich gelernt, dass das oft jene Personen sind, die mein problematisches Trinkverhalten brauchten, um ihr eigenes zu rechtfertigen. 

Abstinenz hat nur gute Türen für mich geöffnet. Körperliche Unterschiede merkt man schnell und auch psychisch verbessert sich einiges, denn Alkohol schadet nun mal auch in kleinen Mengen. Negative Gedanken wurden leiser und depressive Stimmungen weniger.

Mir war gar nicht bewusst, wie sehr Alkohol mich hemmte. Nach ein paar Monaten fühlte ich mich selbstbewusster und hatte viel mehr Motivation Projekte, Hobbies und Trips umzusetzen. Freundschaften haben sich vertieft und ich war allgemein viel präsenter. Hat sich mein Fortgehverhalten verändert? Natürlich. Aber in guter Gesellschaft kann man auch nüchtern bis in die Morgenstunden tanzen und das Gute daran ist: Man kann sich am nächsten Tag an alles erinnern.

Alkoholismus ist eine Volkskrankheit

Alkohol hat in unserer Gesellschaft einen hohen Stellenwert. Trinken ist „normaler“ als Nicht-trinken und das sagt viel über unseren Umgang mit Alkohol aus. Nichts Leichteres als an Alkohol zu kommen und nichts Normaleres als am Land schon mit 12 anzufangen. Alkoholismus wird bis zu dem Moment ignoriert, bis es fast schon zu spät ist. Und dann werden Suchtkranke abgestempelt und oft verstoßen. Über Sucht wird wenig gesprochen, weshalb auch Angehörige im Stillen leiden, denn viele schämen sich und haben Angst vor sozialer Ausgrenzung.

Der hohe Stellenwert von Alkohol ist im Übrigen auch kein Zufall. Die Alkohol-Lobby hat vor allem Europa fest im Griff. Da wird fest „mitgemischt“, wenn es zB um eine strengere Kennzeichnungspflicht bei alkoholischen Getränken geht (die wiederum Krankheiten vorbeugen könnte). Hier wird aktiv verhindert, dass Menschen mehr über die schädlichen Auswirkungen von Alkohol informiert werden. Dabei ist längst bewiesen, wie schädlich Alkohol wirklich für den Körper ist.

Seit ich angefangen habe, über meine Erfahrungen mit einem suchtkranken Elternteil und meine eigene Abstinenz zu sprechen, bin ich mit so vielen Menschen in Kontakt gekommen, denen es ähnlich geht. Ich bin mir sicher, dass jede:r von uns (mindestens) eine Person kennt, die/der Angehörige einer suchtkranken Person ist oder selbst ein Alkoholproblem hat. Und dennoch lastet nach wie vor ein Tabu auf dem Thema. Dabei ist Alkoholismus eine gesellschaftlich geförderte Volkskrankheit und wir müssen kollektiv offener darüber sprechen.

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