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Medizin für alle: Wie Kärnten Frauen sichtbar macht und seit 4 Jahren das System verändert

Gendermedizin ist ein Begriff, bei dem viele erst mal die Augen verdrehen. Doch, statt um einen politischen „Kampfbegriff“, handelt es sich hierbei um lebensnotwendige Maßnahmen, die im Ernstfall Leben retten. In Kärnten werden seit 2021 Ärzt:innen zum Thema frauenspezifische Medizin ausgebildet. Das soll den Blick auf geschlechtsspezifische Unterschiede lenkenund somit neue Maßstäbe in der medizinischen Versorgung für Frauen setzen.

Iniitiert haben das Projekt die Gendermedizinbeauftragte Dr. Miriam Hufgard-Leitner von der Universität Wien und die Kärnter Landesrätin für Gesundheit, Beate Prettner von der SPÖ. Doch was ist Gendermedizin und warum braucht’s sowas denn überhaupt? Jahrhundertelang haben Forscher nur den männlichen Körper erforscht. Weibliche Symptome und Krankheitsbilder interpretieren Ärzte und medizinisches Personal deshalb bis heute immer wieder falsch.

Obwohl das ein großes Problem darstellt, gab es Anfangs eine Menge Kritik an der geplanten Modellregion. Gerade während einer Pandemie so eine Modellregion aufbauen zu wollen, galt als komplex. Die Antwort der Landesrätin: „Frauen sind eh immer unwichtiger.“ Der Startzeitpunkt war mutig, aber richtig. Und das wurde auch international wahrgenommen.

15 Monate Ungewissheit — darum ist geschlechtersensible Medizin so wichtig

In der Vergangenheit war eine Frau medizinisch gesehen ein „kleiner Mann“, doch dadurch wurde vielen Frauen in eine falsche oder gar überhaupt keine Diagnose gestellt. Die ehemalige Gendermedizinbeauftragte des Barmherzigen Brüder Krankenhauses in St. Veit an der Glan, Dr. Eva Ornella, erklärte im Gespräch mit der NeueZeit wie lange die richtige Diagnose auf sich warten lässt, wenn das Geschlecht außen vor gelassen wird.

Eine ihrer Patientinnen wurde über 15 Monate hinweg zweimal nach Hause geschickt, mit der Begründung, man könne nichts feststellen. Ihre Symptome, die denen eines Herzinfarkts glichen, blieben jedoch. Erst beim dritten Anlauf konnte man mithilfe eines speziellen Diagnostik-Verfahrens eine Störung im Herz-Kreislauf-System finden, die hauptsächlich bei weiblichen Personen auftritt. Einer von vielen Fällen, in dem Gendermedizin, Leben retten konnte. Übrigens: nicht nur Frauen profitieren von einer Berücksichtigung des Geschlechts, auch Männer können von stereotypischen Diagnosen betroffen sein.

Von der Modellregion zur medizinischen Zukunft

Um solche Fehldiagnosen in Zukunft zu vermeiden, wurden schon über 20 Ärzt:innen in Kärnten zum Thema Gendermedizin weitergebildet. Der erste Lehrgang endet diesen Herbst, für nächstes Jahr ist bereits ein neuer geplant. Landesrätin Prettners Ziel ist es, dieses Projekt in unserem Gesundheitssystem zu verankern. Das Interesse ist groß, auch aus Deutschland und Südtirol kamen schon Anfragen zur Modellregion.Das durchwegs positive Feedback der Kärntner:innen zeigt, dass Gendermedizin durchaus mehr Beachtung verdient hätte. So kannaus einem angeblichen Modewort, ein entscheidender Schritt hin zu einer Medizin werden, die alle ernst nimmt – und Leben retten kann.

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