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Wieso die Teuerung in Spanien nur halb so hoch wie in Österreich ist

In Spanien lag die Inflation im Jänner bei 5,8%. In Österreich war die Teuerung mit 11,1% fast doppelt so hoch. Was macht Spanien besser – oder zumindest anders?

Schon wieder ein Rekord: Im Jänner stieg die Inflationsrate in Österreich auf 11,1% – der höchste Wert in der aktuellen Teuerungswelle. In den meisten anderen europäischen Ländern ist die Teuerung hingegen rückläufig. In der Eurozone lag die Inflationsrate im Jänner 2023 im Schnitt bei 8,5%. Im Dezember waren es noch 9,2% gewesen, im November 10,1%.

Ein Staat sticht besonders heraus: Spanien. Dort gab es im Jänner „nur“ 5,8% Inflation. Das ist zwar um 0,3% mehr als im Vormonat (die spanische Statistikbehörde führt den leichten Anstieg auf eine statistische Umstellung in der Berechnungsmethode zurück), aber deutlich weniger als in Österreich.

Was macht Spanien anders als unsere Alpenrepublik?

Um Inflation zu senken: Spanien greift per Gesetz in Preise ein

Klar ist: Die Inflation liegt an vielen Faktoren. Analyst:innen gehen davon aus, dass Spanien bei der Inflationsentwicklung grundsätzlich rund zwei Monate weiter als Rest-Europa ist. Den Höhepunkt der Teuerung erreichte das iberische Land bereits im Sommer 2022, deshalb sei die Inflation jetzt schon wieder stärker zurückgegangen als in anderen Staaten.

Klar ist aber auch: Die spanische Regierung – ein Linksbündnis angeführt von der sozialdemokratischen Partei „PSOE“ – setzte weitreichendere Teuerungshilfen als viele andere Länder. Vor allem bei der gesetzlichen Beschränkung von Preisen ist Spanien Vorreiter.

So dürfen etwa die Mieten in Spanien nur um maximal zwei Prozent steigen. Zum Vergleich: Wenn die türkis-grüne Regierung nicht mehr eingreift, werden viele heimische Mieten mit 1. April planmäßig um 8,6 Prozent teurer. Die Erhöhung der sogenannten Richtwertmieten orientiert sich an der Inflation (bzw. dem Verbraucherpreis-Index) und fällt daher heuer dementsprechend hoch aus.

Auch der Gaspreis ist in Spanien gesetzlich gedeckelt. Im Frühsommer 2022 waren die beiden iberischen Staaten Spanien und Portugal die ersten, die eine Gaspreisbremse eingeführt haben. Für zwölf Monate darf Gas nicht mehr als 50 Euro pro Megawattstunde kosten. Das drückt auch den Strompreis nach unten: Letzten November war er um 22 Prozent günstiger als im Jahr zuvor.

Die spanischen Maßnahmen gegen die Inflation im Überblick
  • Die Mehrwertsteuer auf Grundnahrungsmittel wie Brot, Milch, Käse, Obst und Gemüse wurde für sechs Monate gestrichen.
  • Für Öl- und Teigwaren hat die Regierung die Steuer von 10 auf 5% gesenkt.
  • Mieten dürfen in Spanien nur um maximal 2% steigen.
  • Spanien hat gemeinsam mit Portugal eine Preisbremse für Gas eingeführt.
  • Pendlerinnen und Pendler können befristet gratis mit Öffis fahren.
  • Rund 4,2 Millionen Familien mit niedrigem Einkommen bekommen einen „Anti-Inflations-Scheck“ von 200€.
  • Superreiche mit mehr als drei Millionen Euro Vermögen müssen bis 2024 eine Vermögenssteuer zahlen.
  • Energiekonzerne müssen zwei Jahre lang eine Sondersteuer auf ihre Übergewinne abgeben.

Weniger Einmalzahlungen und weniger Steuern

In den Preisdeckeln sieht Ökonom Oliver Picek vom Thinktank „Momentum-Institut“ den größten Unterschied zwischen Spanien und Österreich. Die spanischen Preisbremsen würden genau dort eingreifen, wo die Teuerung am stärksten zuschlägt, etwa bei den Mieten. In Österreich hingegen gebe es mit der Strompreisbremse nur eine nennenswerte Maßnahme, die Preise dämpft. Deshalb könne die Inflation hierzulande ungebremst weiterlaufen.

Die Einmalzahlungen fallen in Spanien indessen geringer aus als in Österreich. Rund 4,2 Millionen Familien bekommen von der spanischen Regierung einen „Anti-Inflations-Scheck“ von 200 Euro – deutlich weniger als der heimische 500-Euro-Klimabonus.

Dafür müssen Spanierinnen und Spanier derzeit weniger Steuern zahlen. Die Links-Regierung hat die Mehrwertsteuer auf Grundnahrungsmittel wie Brot, Milch, Käse, Obst und Gemüse für sechs Monate gestrichen. Für Öl- und Teigwaren wurde die Steuer von zehn auf fünf Prozent gesenkt.

In Österreich lehnt Türkis-Grün eine Mehrwertsteuer-Senkung seit Beginn der Teuerungswelle ab.

Superreiche & Energiekonzerne müssen zahlen

Finanziert werden die spanischen Teuerungshilfen zum Teil mit zwei neuen Steuern. Zum einen müssen Energiekonzerne zwei Jahre lang eine Sondersteuer auf ihre Übergewinne zahlen. Und zum anderen gilt seit dem Jahreswechsel eine neue Reichensteuer.

Sie ist bis Ende 2024 befristet und soll rund 1,5 Milliarden Euro in die spanische Staatskasse spülen. Dabei trifft sie nur wenige: Nur wer über drei Millionen Euro Nettovermögen hat, muss die neue Steuer zahlen. Rund 23.000 Spanierinnen und Spanier sind davon betroffen. Für die großen Vermögen fallen gestaffelt zwischen 1,7 und 3,5 Prozent Steuern an.

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