Island zeigt vor, wie es geht: Männer und Frauen bekommen auf der kleinen Insel im Norden dank eines strengen Lohntransparenz-Gesetzes fast die gleichen Gehälter. Österreich hinkt dagegen massiv hinterher. Frauen erhalten immer noch rund 20 Prozent weniger Lohn als Männer. Darum kämpft die SPÖ um Lohntransparenz nach isländischem Vorbild.
In keinem anderen Land der Welt ist die Einkommenslücke zwischen Männern und Frauen so gering wie in Island. Seit 14 Jahren belegt Island den ersten Platz des sogenannten Gender-Pay-Gap-Rankings. Der Grund: Ein strenges Gesetz sorgt für Lohntransparenz. Damit beweist der kleine Inselstaat im hohen Norden der ganzen Welt, wie Lohntransparenz die Geschlechtergleichstellung fördert.
Österreich deutlich schlechter als EU-Durchschnitt: Immer noch rund 20 Prozent Einkommenslücke zwischen Frauen und Männern!
Doch was ein Land mit gerade einmal etwas mehr Einwohnern als Graz schafft, scheint in Österreich immer noch ein Wunschdenken zu sein. Laut EU-Gender-Pay-Gap-Ranking liegt in Österreich die Einkommenslücke bei 18,4 Prozent – das ist deutlich über dem EU-Schnitt von 12,7 Prozent. Insbesondere bei der Lohntransparenz hinkt Österreich massiv hinterher.
„Wir wollen Österreich bei Frauenrechten und Gleichstellung endlich vom Pannenstreifen auf die Überholspur bringen! Wir wollen nicht mehr länger warten, sondern das Leben der Frauen jetzt verbessern“, sagt darum SPÖ-Frauensprecherin Eva-Maria Holzleitner.
Zwar gibt es in Österreich ein Gesetz, das Unternehmen ab 150 Mitarbeiter:innen dazu verpflichtet, Einkommensberichte zu erstellen – doch im Vergleich zum isländischen Modell ist diese Lohntransparenzregelung viel zu zahnlos. In Island müssen seit 2018 Unternehmen ab 25 Mitarbeiter:innen nachweisen, dass sie Frauen und Männern für „gleichwertige“ Arbeit gleich bezahlen. Alle drei Jahre müssen sie hierfür ein Zertifikat erwerben. „Gleichwertig“ bedeutet, dass auch Jobs miteinander verglichen werden, die zwar verschiedene Aufgaben haben, aber von Belastung und Ausbildungsniveau her gleichzustellen sind. Jede Lohnlücke über fünf Prozent muss korrigiert werden. Die Sanktionen sind dabei streng: Wenn Unternehmen die Auflagen des sogenannten Equal Pay Acts nicht erfüllen, sind 400 Euro Strafe pro Tag fällig.
Isländisches Vorbild: SPÖ kämpft für Lohntransparenz auf allen Ebenen
Um Österreich bei der Geschlechtergleichstellung endlich nach vorne zu bringen, orientiert sich die SPÖ am isländischen Vorbild: Lohntransparenz ist der Schlüssel. Schon 2019 brachte die Partei das isländische Modell in die politische Debatte ein. Eine Maßnahme wäre dabei sofort umsetzbar: Österreich müsste nur die bereits existierende EU-Lohntransparenzrichtlinie in nationales Recht umsetzen. Darum legte Frauensprecherin Holzleitner im letzten Gleichbehandlungsausschuss des Parlaments einen entsprechenden Antrag vor, „um ganz einfach die Gehaltsschere zwischen Männern und Frauen in Österreich endlich zu schließen“. Setzt Österreich die Richtlinie nicht schnell um, drohen empfindliche Strafzahlungen. „Nur die Sozialdemokratie setzt Gleichstellung ganz oben auf die Tagesordnung“, sagt Eva-Maria Holzleitner.
Neben der Transparenz bei Gehältern geht es darum, alle strukturellen Benachteiligungen von Frauen im Arbeitsleben zu beseitigen– von der ungleichen Verteilung von unbezahlter Care-Arbeit bis hin zur gläsernen Decke, die Frauen den Aufstieg in Führungspositionen erschwert. Deswegen arbeitet die SPÖ auch an der Umsetzung der „Women on Boards“-Richtlinie zur ausgewogenen Vertretung von Männern und Frauen in Leitungspositionen sowie an der Ratifizierung der „ILO-Konvention 190“, einem internationalen Übereinkommen zum Schutz vor Gewalt am Arbeitsplatz.
Dass echte Gleichstellung möglich ist, zeigt Island eindrucksvoll vor. Nach Daten des World Economic Forums ist die Lohnlücke dort bereits zu 91,2 Prozent geschlossen. 100 Prozent würde volle Einkommensgleichheit bedeuten.