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Kinder schlafen in Heimen auf Matratzen am Boden – österr. Jugendhilfe schlägt Alarm

Foto: Austin Pacheco on Unsplash

Es steht schlecht, um die Jugend und Kinderhilfe in Österreich. Einrichtungen müssen schließen und neu geplante werden nicht eröffnet, denn überall fehlt es an Personal. Die Betreuungsteams sind unterbesetzt, unterbezahlt und überlastet. Kinder schlafen auf Matratzen am Boden, haben keinen Schreibtisch zum Lernen und keinen privaten Rückzugsort – Die Heime sind überfüllt. Der Dachverband der österreichischen Kinder und Jugendlichen und die Kinder- und Jugendanwaltschaft sehen den Bund in der Verantwortung: Es brauche (wieder) ein Kinderschutzgesetz auf Bundesebene. 

Matratzen auf dem Boden, keine Schreibtische zum Lernen und kaum Rückzugsorte – laut einer Aussendung der Kinder und Jugendanwaltschaft ist die Lage in vielen Jugend- und Kinderheimen dramatisch. Sie seien überfüllt und es fehle an Pflegepersonal. Der Dachverband der österreichischen Kinder- und Jugendhilfe (DÖJ) schlägt jetzt Alarm: „Es sei kein Feuer am Dach, das Haus brenne bereits.

Dramatische Lage: Einrichtungen schließen und Fachkräfte fehlen

In vielen Kinder- und Jugendeinrichtungen fehlen Arbeitskräfte. Das Personal rennt den Einrichtungen davon, da sie die hohe psychische Belastung und die schlechte Bezahlung nicht mehr aushalten. Die wenigen Mitarbeiter:innen, die noch da sind, seien überarbeitet und überlastet. 

„Der Kinderschutz kann unter diesen Bedingungen nicht mehr aufrechterhalten werden“  mahnt Gerald Herowitsch-Trinkl, Obmann DÖJ. 

Inzwischen werden Einrichtungen geschlossen und neu geplante nicht eröffnet. Selbst nachdem die Qualifikationsanforderungen an neue Fachkräfte maximal reduziert wurden, falle es immer noch schwer, neue Mitarbeiter:innen zu finden. 

Die Jugendämter der jeweiligen Bundesländer haben es mittlerweile schwer, eine Unterkunft für schutzbedürftige Kinder zu finden. Durch den Fachkräftemangel und die fehlenden Einrichtungen gibt es einfach nicht mehr genug Plätze. 

DÖJ fordert einheitliches Krisenmanagement in der Kinder- und Jugendhilfe in ganz Österreich

Kinder und Jugendliche sind durch den Artikel 5. des Bundesverfassungsgesetzes und durch Artikel 19. der UN-Kinderrechtskonvention vor jeglichen Formen der Gewalt geschützt. Somit ist der Bund verpflichtet, für das Wohl der Kinder zu sorgen. Und dennoch hat der Bund vor zwei Jahren die Kompetenzen an die Bundesländer ausgelagert. “Das sei bedauerlich” so der DÖJ. 

Es brauche ein “einheitliches Krisenmanagement in der Kinder und Jugendhilfe”, sowie eine Wiedereinführung des “Kinderschutzgesetzes” auf Bundesebene und die “Bereitstellung von Bundesfördermittel für Kinder und Jugendhilfe”, fordert der DÖJ weiter.   

Kinder und Jugendanwaltschaft fordert ein bundesweites Kinderschutzgesetz

Auch die Kinder und Jugendanwaltschaft fordert ein bundesweites Kinderschutzgesetz. Es müsse an zwei Stellschreiben gedreht werden: Prävention (Vorbeugung) und Intervention. Jugendämter, Schulen, Polizei und Betreuungseinrichtungen – alle wichtigen Institutionen – müsse man zu einem Kooperationsnetzwerk verbinden. Gemeinsam müsse man vorbeugende Schutzmaßnahmen erarbeiten. Es braucht für jede sozialpädagogische Einrichtung eine Risikoanalyse: Wo liegen die Gefahren für Kinder? Wie und wo können Verdachtsfälle von Kindergefährdung gemeldet werden? 

Jugendhilfe Österreich: Die Teuerung erhöht das Gefährdungsrisiko für Kinder

In Österreich werden sozialpädagogische Einrichtungen meist von privaten Organisationen geführt. Diese Organisationen haben sich unter dem der Dachverband österreichischer Kinder- und Jugendhilfe zusammengeschlossen. Es leben ca. 13.000 Kinder in Heimen, Jugendeinrichtungen oder bei Pflegefamilien, weil sie in ihren Herkunftsfamilien gefährdet sind. Die Gefährdungen reichen dabei von Vernachlässigung bis zu Gewalt oder sexuellen Missbrauch. 

Nicht nur der Arbeitskräftemangel, sondern auch die steigende Teuerung sei ein Risiko für Kinder. Der Grund: Ein großer Teil der Kinder in stationären Betreuungseinrichtungen stammen aus Familien mit prekären finanziellen Verhältnissen. Armutsgefährdete Familien sind mitunter am stärksten von der Teuerung betroffen. 

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