Am 17. Oktober 1918 – knapp zwei Wochen vor der offiziellen Kapitulation Österreich-Ungarns am 3. November 1918 – beansprucht die slowenische Nationalversammlung in einer Erklärung Teile Südkärntens. Die Kärntner Landesregierung fasst eine Gegenerklärung – in dieser erklärt man, man wolle Teil des neu gegründeten Österreichs sein.
Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs befindet sich Europa im Fieber. In den Trümmern ringt eine junge Alpenrepublik mit den Folgen der Zerstörung – Hunderttausende Kriegsrückkehrer, Kranke und Verletzte. In den vier vergangenen Jahren fielen mehr als eine Million Bürger des gefallenen Vielvölkerstaats – 1,6 Millionen wurden vermisst – mehr als 400.000 in Gefangenschaft. Ein nationales Trauma muss verarbeitet werden.
Europa im Fieber
Inmitten dieses Fiebers werden neue Grenzen gezogen. Man baut die seit Jahrhunderten kaum angetastete Ordnung in Zentraleuropa radikal um. Man teilt Österreich-Ungarn auf und erschafft neue, souveräne Staaten entlang ethnischer Linien. Doch diese waren nicht immer eindeutig. Eine dieser schwammigen Linien verläuft durch das heutige Kärnten.
Am 5. November 1918 überqueren slowenische Kampfverbände die Karawanken – sie überschreiten die Drau und besetzen das Gebiet. Die Kärntner Landesregierung flieht aus Angst vor einer Besetzung Klagenfurts durch slowenische Truppen nach Spittal an der Drau. Dort erklärt sie ihr Recht auf Selbstbestimmung und initiiert eine Volksbefragung.
Steiniger Weg zur Volksabstimmung in Kärnten
Bevor es zur Abstimmung kommt, setzen sich Kärntner Milizen und bewaffnete Zivilisten in Bewegung. Die erbitterten Kämpfe in Südostkärnten alarmieren die Alliierten. Höhepunkt des Blutvergießens bildet der »Blutige Sonntag von Marburg«, der eigentlich ein Montag war. An besagtem Montag, dem 27. Jänner 1919, ermorden slowenische Soldaten zwischen 9 und 13 Menschen im heutigen Maribor.
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Die Alliierten handeln einen Waffenstillstand aus, während Spähtrupps der US-Armee in das Gebiet vordringen, um die Grenzregion zu erkunden und eine mögliche Grenze festzulegen. Auf Vorschlag von US-Lieutenant Colonel Sherman Miles wurden die Karawanken als Grenzregion vorgeschlagen, um das Klagenfurter Becken nicht zu entzweien.
Umkämpfte Volksabstimmung
Man teilt die Abstimmung in zwei Zonen. Zone A würde zuerst abstimmen, ob sie sich Österreich oder dem neu gegründeten Königreich Jugoslawien anschließen würden. Im Falle einer Entscheidung für Jugoslawien würde Zone B selbiges Referendum abhalten. Im Vorfeld liefern sich Österreich und Jugoslawien eine Propagandaschlacht um die Gunst der Wählenden. Auf beiden Seiten dominieren antisemitische und klassizistische Motive – wie erhaltene Plakate und Flugblätter belegen.
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Am 10.10.1920 ist es dann so weit. Das zweistufig vorbereitete Referendum findet schon im ersten Durchgang sein Ende – zunächst beanspruchen beide Seiten den Sieg, doch dann verkünden die Behörden das offizielle Ergebnis: 59 zu 41 Prozent stimmen dafür, dass Kärnten bei Österreich bleibt!
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