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Schnäppchenjäger: ÖVP-Bürgermeister Riedl kauft 5.000 Quadratmeter Grund für 630€ – wie geht das?

Alfred Riedl: Gemeindebundchef (Funktion ruhend gestellt), Bürgermeister, ÖVP-Größe, Schnäppchenjäger. Zuletzt hat er ein Grundstück für 630 Euro ergattert. Wir haben Fragen. Bild: BKA/Christopher Dunker

Der mittlerweile bekannteste ÖVP-Bürgermeister Österreichs hat wieder zugeschlagen: Alfred Riedl hat ein knapp 5.000 Quadratmeter großes Grundstück für 630 Euro gekauft. Ein vergleichbares Areal mit 9.000 Quadratmetern kostet 3.800 Euro Miete pro Monat! Wegen seiner Grundstücksdeals musste er bereits die Funktion als Gemeindebundpräsident still legen. Was kommt als Nächstes?

4.779 Quadratmeter Grund in Grafenwörth für 630 Euro und 83 Cent. Das ist der neueste Grundstücksdeal von ÖVP-Gemeindebundchef und Bürgermeister von – erraten: Grafenwörth –  Alfred Riedl. Der Kauf fügt sich nahtlos in eine Reihe von Immo-Deals des ÖVP-Politikers, die Fragen aufwerfen. Die heftige Kritik daran hat den ÖVP-Politiker schon zur Stilllegung seiner Gemeindebund-Tätigkeit gezwungen.

Der Eigentümer “musste” an Riedl verkaufen

Sucht man nach Gewerbegrundstücken in Grafenwörth, findet man beispielsweise ein Angebot über 9.000 Quadratmeter für 3.800 Euro. Das ist allerdings nicht der Kaufpreis, sondern die monatliche Miete. Bürgermeister Alfred Riedl kostet das nur ein mildes Lächeln. Denn er hat 4.779 m² für 630,83 Euro gekauft(!).

Wie kann das gehen? Der Grafenwörther Bürgermeister und Gemeindebundchef hat das Grundstück von der Swietelsky AG erstanden. Auf die Frage, warum es seine Immobilie zu diesem Schnäppchenpreis an Riedl abgegeben hat, antwortet das Unternehmen überraschend: Man musste (!) das tun. Warum das wieder?

Riedl und die Swietelsky AG widersprechen sich

Die Geschichte reicht zurück ins Jahr 1966. Damals verkaufte der Vorgänger Riedls als Bürgermeister von Grafenwörth, Walter Sedlmayer (ÖVP), das Grundstück an einen Kieswerksbetreiber. Er sicherte sich allerdings ein Rückkaufsrecht um 1 Schilling pro Quadratmeter. Später kaufte dann die Swietelsky AG das Areal von eben diesem Kieswerksbetreiber. Das Rückkaufsrecht Sedlmayers blieb erhalten. Er beanspruchte es allerdings zeitlebens nicht.

Doch er übertrug dieses Recht an Riedl. Das erklärte zumindest die Swietelsky AG der Wiener Zeitung. Es sei ihr notariell bestätigt worden. Die Wiener Zeitung konnte bei ihren Recherchen allerdings keinen Hinweis darauf im Grundbuch finden. Trotzdem kaufte Riedl 2020 die 4.779 Quadratmeter zum besagten Schnäppchenpreis von 630,83 Euro. Das geht aus entsprechende Kaufverträgen hervor, berichtet die Wiener Zeitung. Auch die Swietelsky AG soll das bestätigt haben.

Kurz nachdem Bürgermeister Riedl das Grundstück gekauft hat, plant die Gemeinde eine Straße dorthin

Mittlerweile denkt der Gemeinderat Grafenwörths darüber nach, den Güterweg zu diesem Grundstück zu asphaltieren. Also kurz nachdem der Bürgermeister der Gemeinde es gekauft hat. Man hat bereits Angebote dafür einholen lassen. Laut denen würde es die Grafenwörtherinnen und Grafenwörther 323.178 Euro kosten, die Straße zum neu erworbenen Grundstück des Bürgermeisters samt Gehsteig auszubauen.

Durchführen soll diese Arbeiten die Sedlmayer GesmbH. Die heißt nicht zufällig wie besagter Walter Sedlmayer, sondern war einst dessen Baufirma. Er hat sie allerdings schon lange verkauft. Und zwar an ein bekanntes Bauunternehmen aus Linz: Die Swietelsky AG. Genau: Die Swietelsky AG, von der Riedl später besagten Grund zum Schnäppchenpreis kaufte und die möglicherweise bald eine Straße dorthin baut.

Bald das nächste Schnäppchen für 7 Cent pro Quadratmeter?

„Konkrete Hinweise“, dass bei der Vergabe bisher rechtliche Vorgaben nicht eingehalten wurden, konnte die Wiener Zeitung nicht ausmachen. Das Ganze ist trotzdem bemerkenswert und fügt sich nahtlos in eine Reihe heftig kritisierter Grundstücksdeals des Grafenwörther Bürgermeisters und ÖVP-Gemeindebundchefs ein.

Und diese Reihe ist noch nicht vorbei. Denn das 4.779 m² Grundstück für 630,83 Euro war nur der erste Happen. Insgesamt verkaufte Sedlymayer seinerzeit nämlich 57.000 Quadratmeter, für die er sich die Rückkaufrechte sicherte, die nun Riedl innehaben soll. Ab 2027 darf der also die restlichen 52.000 m² kaufen – zumindest laut Angaben der Swietelsky AG gegenüber der Wiener Zeitung. Und zwar für 1 Schilling pro Quadratmeter.

Riedl: Habe Grund bereits vor 10-15 Jahren gekauft

Auf Anfrage der Wiener Zeitung antwortete Alfred Riedl überraschend: Er habe das Grundstück bereits vor über einem Jahrzehnt von Sedlmayer erstanden. Das ginge sich knapp aus: Sedlmayer verstarb 2008. Die Angabe widerspricht allerdings den Recherchen der Wiener Zeitung im Grundbuch und bei der Swietelsky AG. Nicht zuletzt berichtet sie sogar von einem Kaufvertrag zwischen Riedl und der Swietelsky AG aus dem Jahr 2020.

Am Freitag konnten wir Riedl dazu weder über den Gemeindebund, noch die Gemeinde Grafenwörth erreichen. Die Wiener Zeitung berichtet, dass er nichts mehr zu der Causa sagen will. Und sie fügt an: Ein Grundstücksdeal zu diesem Preis sei auch schwer zu erklären.

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