Seit 1955 feiert man in Österreich jeden zweiten Sonntag im Juni den Vatertag. Doch nur 16 Prozent der Väter können hierzulande überhaupt in Karenz gehen. In Luxemburg sind es hingegen 95 Prozent. Wie kommt diese Kluft zustande? Noch dazu, wo sich immer mehr Väter mehr Zeit mit ihren Kinder wünschen würden. Ein Appell an Regierung und Unternehmen bei Karenzregelungen nachzubessern.
Die Tatsache, dass Väter oft einen geringeren Beitrag im Familienleben leisten, ist nicht unbedingt eine persönliche Entscheidung. Oft liegt es auch an den wenig attraktiv gestalteten Möglichkeit zur Elternzeit für Väter.
Vatertag: Österreich ist europäisches Schlusslicht bei Väterbeteiligung und Karenz
Die Verteilung von Familienaufgaben, auch Sorgearbeit genannt, leisten heute immer noch zu einem Großteil Mütter. Damit sind beispielsweise Aufgaben wie Haushaltsführung und Kindererziehung gemeint. Diese ungleiche Verteilung zeigt sich bei so gut wie allen Familien schon kurz nach der Geburt des Kindes: Während Mütter in Österreich quasi ausnahmslos in Karenz gehen, sind es bei Vätern nicht einmal 20 Prozent. Seit 2010 geht die Väterkarenz-Quote in Österreich sogar zurück, während sie im Rest der EU ansteigt.
Wie funktioniert Elternkarenz für Papas?
In Österreich besteht seit 1989 ein gesetzlicher Anspruch auf Väterkarenz und einen sogenannten “Papamonat”. Familien beziehungsweise die Väter können schon vor Geburt des Kindes eine Freistellung beantragen, wohlgemerkt ohne Bezahlung.
Besonders für finanziell schwächer aufgestellte Familien ist die Väterkarenz somit eine Frage der Leistbarkeit. Denn diese kommt nur für jene in Frage, die sich erlauben können, auf zwei Monate Vollzeit-Gehalt zu verzichten. Das könnte einer der Gründe sein, weshalb Österreich mit nur 16 Prozent Vätern, die in Karenz gehen den letzen Platz im EU-Vergleich belegt.
Nach der Geburt eines Kindes haben in Österreich beide Elternteile die Möglichkeit zur Karenz. Das bedeutet einen gesetzlichen Anspruch auf Freistellung, allerdings ohne Gehaltszahlung. Stattdessen bekommen Eltern in dieser Zeit ein “Kinderbetreuungsgeld” von der Krankenkasse. Die Höhe dieser Zahlung variiert zwischen 16 und 39 Euro und hängt von der Dauer der Karenzzeit ab. Wer kürzer in Karenz geht, bekommt einen höheren Tagessatz und umgekehrt.
Nimmt nur ein Elternteil Karenz in Anspruch, kann diese in Österreich bis zum 22. Lebensmonat des Kindes dauern. Entscheidet sich ein Paar dafür, sich bei der Karenz abzuwechseln, erhöht sich der Anspruch auf 24 Monate von denen jeweils zwei Monate pro Elternteil und somit auch für die Papas, verpflichtend einzuhalten sind.
Mehr Kita-Plätze und flexible Arbeitszeitmodelle für gleichberechtigte Familien
Während in Ländern wie Norwegen und Schweden rund neun von zehn Vätern nach der Geburt ihres Kindes in Karenz gehen, entscheiden sich laut in Österreich nur 1Prozent der Väter, länger als 2 Monate bei ihrem Kind zu bleiben.
Einer der Gründe ist der nach wie vor bestehende Gehaltsunterschied zwischen den Geschlechtern, der in Österreich bei knapp 19 Prozent und damit deutlich über dem EU-Durchschnitt von 13 Prozent liegt. Für Paare, bei denen zumindest ein Mann arbeitet, macht es oft mehr Sinn, dass der Vater statt der Mutter arbeitet, da so in der Regel mehr Geld zur Verfügung steht.
Ein weiterer Faktor ist die Unterstützung von Unternehmen. So könnten Betriebe etwa flexible Arbeitszeitmodelle oder bezahlte Elternzeit anbieten, die die Familienplanung erleichtern. Vätern wird es so leichter gemacht, sich gleichermaßen an der Sorgearbeit zu beteiligen.