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MAN-Belegschaft bangt um Jobs, MAN-Eigentümerfamilie besitzt Schlösser in Salzburg

Bild: Wikimedia/pinzgauer & Montage. Link: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Maishofen_Prielau_Schloss_1.png

Die einen besitzen Schlösser, die anderen bangen um ihre Jobs. Hinter der MAN-Steyr steht über Umwege die Eigentümerfamilie Porsche und Piëch. Sie gilt mit einem Vermögen von 34 Milliarden Euro als reichste Familie Österreichs – und fiel in der Vergangenheit durch Steuertricks auf. Heute ist dem MAN-Mutterkonzern Volkswagen das Werk in Steyr zu teuer. Aber der Betriebsrat gibt nicht auf: „Wir werden der Schließung des Werks nicht zustimmen!“

„Wir werden der Schließung des Werks nicht zustimmen“, sagt MAN-Arbeiterbetriebsrat Helmut Emler, während hinter ihm die LKWs vorbei rauschen. „Egal welchen Weg wir einschlagen, es kann nur mit der Belegschaft funktionieren.“

Betriebsrat und Landes-SPÖ gaben am Donnerstag direkt vor den Werkstoren des LKW-Bauers MAN in Steyr eine Pressekonferenz. Wie berichtet will der Mutterkonzern das Werk verkaufen oder schließen. Das wollen sich die Beschäftigten nicht gefallen lassen, Unterstützung kommt von SPÖ-Landeschefin Birgit Gerstorfer:

„Ich stehe nicht nur physisch an der Seite der Belegschaft, sondern auch in der Sache. Wir reden mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, nicht über sie“.

MAN und VW: Vor dem Werk in Steyr
SPÖ-Klubobmann Michael Lindner, Parteichefin Birgit Gerstorfer, Arbeiterbetriebsrat Helmut Emler und Angestelltenbetriebsrat Thomas Kutsam (von links) halten ihren Presseauftritt nicht zufällig vor dem MAN-Werksgelände ab. Man stehe Seite an Seite mit der Belegschaft.

2.356 Arbeiter und Angestellte arbeiten derzeit im Traditionswerk, darunter sind 350 Lehrlinge. Auch andere Unternehmen aus der Region bilden ihre Lehrlinge in den Werkstätten der MAN aus. Sperrt der Standort zu, gehen österreichweit mit allen Zulieferbetrieben 8.400 Jobs verloren. Nächste Woche startet eine neue Verhandlungsrunde zwischen MAN und Betriebsrat. Arbeiter-Vertreter Emler betont, man sei für jeden Weg offen, sowohl mit der MAN, als auch mit neuen Investoren. „Aber die Rahmenbedingungen müssen stimmen.“

MAN und VW gehören zusammen

Belegschaft, Betriebsrat und ihre Unterstützer stehen auf der einen Seite. Auf der anderen baut sich der Weltkonzern Volkswagen auf, der die Marke MAN besitzt. Die Volkswagen AG wiederum befindet sich über die „Porsche SE“ mehrheitlich in Besitz der Familie Porsche und Piëch – sie gilt mit einem Vermögen von fast 34 Milliarden Euro als reichste Familie Österreichs. Trotzdem sind dem Volkswagen-Konzern mit ihrer reichen heimischen Eigentümerfamilie die Arbeitsplätze in Steyr zu teuer.

Volkswagen-MAN will die Produktion aus Oberösterreich entweder ins billigere Ausland verschieben oder das Werk überhaupt an einen externen Investor verkaufen. Trotz Milliarden-Vermögen will man wohl keinen Cent mehr ausgeben, als unbedingt notwendig. Dafür gibt es neben dem MAN-Werk in Steyr noch weitere Beispiele.

Volkswagen-Mehrheitseigentümer musste 632 Millionen Euro Steuern nachzahlen

2017 übernahm Volkswagen das Automobilgeschäft von Porsche. Dabei bekam Porsche nicht nur Geld für den Verkauf, sondern auch eine sogenannte Stammaktie von Volkswagen. Ein Trick, denn dadurch handelt es sich steuerrechtlich nicht um einen Verkauf, sondern nur um einen internen Umbau. Und das spart Steuern im großen Stil: 1,5 Milliarden Euro Steuerzahlungen umging der VW-Konzern damit, schätzen Experten. Das Management wollte das nie bestätigen.

In einer anderen Angelegenheit nahm es die „Porsche Holding SE“ mit den Steuern offenbar nicht so genau. Das Firmenkonstrukt befindet sich mehrheitlich in Besitz der Familie Porsche und Piëch und musste 2014 und 2015 kräftig Steuern nachzahlen. Der Fiskus hat nach einer Prüfung festgestellt, dass die Porsche SE zwischen 2006 und 2009 satte 632 Millionen Euro zu wenig an Steuern bezahlt hatte. Es sei ein „komplizierter Sachverhalt in Verbindung mit Kurssicherungsgeschäften“ gewesen, beschwichtigte das Management damals.

Porsche zog nach Österreich, aber das Vermögen blieb vorerst in Deutschland

Die Verstrickung der reichsten Familie Österreichs mit Volkswagen-MAN wird besonders an der Person Wolfgang Porsche deutlich. Er ist Aufsichtsrats-Vorsitzender der „Porsche Automobil Holding SE“ (über sie hält die Familie den Mehrheitsanteil an Volkswagen) und sitzt auch direkt im Aufsichtsrat des MAN-Mutterkonzerns Volkswagen.

2010 zog Wolfgang Porsche von Deutschland nach Österreich um und lebt seitdem in Zell am See in Salzburg. Dort ist er übrigens auch offizieller Honorarkonsul des Königreichs Norwegen. Sein Vermögen beließ der vielbeschäftigte Milliardär nach seinem Umzug vorerst in Deutschland. Wohl auch deshalb, weil eine Verschiebung seiner Vermögenswerte eine steuerliche Belastung von mehreren hundert Millionen Euro bedeuten würde. Deshalb lotete Wolfgang Porsche noch Jahre nach seinem Umzug aus, wie er sein Hab und Gut möglichst günstig nach Österreich transportieren könnte. Mit seinen Überlegungen schrammte er an den Grenzen der strafbaren Steuerhinterziehung entlang, berichtet die FAZ.

MAN und VW: Eine Demo im Oktober 2020.
Bereits im Oktober 2020 gingen 4.000 Menschen in Steyr für den Erhalt der Jobs auf die Straße. // Bild: SPÖ/Prinz

„Nicht akzeptieren, dass ein deutscher Konzern einer ganzen Region die Perspektiven nimmt“

Mittlerweile gehört der Familie Porsche und Piëch so einiges in Salzburg. Dazu gehören etwa 27 Bergbahnen und Skilifte sowie der Flughafen Zell am See. Oder das Schloss Prielau. Dort kann man heute die ehemalige Privatwohnung der Porsches als Hotelsuite mieten – für rund 600 Euro pro Nacht.

Zurück nach Steyr. Dort stehen immer noch Betriebsrat und Landespolitiker vor dem Werk, während die MAN-LKWs ein und aus fahren. „Um das nochmal klar zu machen“, sagt SPÖ-Klubobmann Michael Lindner, „hier werden Arbeitskräfte gegeneinander ausgespielt, damit sich einige wenige noch weiter bereichern können.“

Die Sozialdemokraten wollen alle Landtagsparteien an einen Tisch holen, um gemeinsam nach Lösungen für den Erhalt des Werks zu suchen. Für SPÖ-Klubobmann Lindner ist klar: „Es braucht Entscheidungsträger, die nicht akzeptieren, dass ein deutscher Konzern einer ganzen Region die Perspektiven nimmt.“

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Foto: Unsplash/Kuanish Reymbaev

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