Vom Tellerwäscher zum Millionär – oder auf gut österreichisch: „Jeder kann ein Mateschitz werden“. Das hat zumindest der ehemalige ÖVP-Chef Michael Spindelegger behauptet. Die Idee, dass jeder durch maximalen Einsatz reich werden kann, ist auch heute noch weit verbreitet in der türkisen ÖVP. „Aber ist das so?“, fragt NeueZeit Video-Blogger Niki Kowall.
Die Idee des „American Dream“ – reich werden zu können, wenn man sich nur genug anstrengt – treibe Menschen in den Konkurrenzkampf, sagt Kowall. Das beginne schon früh: Bereits Kinder werden in Privatschulen gesteckt oder mit Nachhilfe zu möglichst viel Leistung gedrängt. Dieses System der „Selbstoptimierung“ setze alle Beteiligten unter enormen Stress.
Druck, Stress und Konkurrenz bekommen auch Leiharbeiter, Scheinselbstständige oder Teilzeitkräfte zu spüren. „Obwohl Österreich eine unglaublich reiche Gesellschaft ist, sind wir mit Existenzängsten, Burn out, Erfolgsdruck, Workahloismus und Lebenssinnkrisen konfrontiert“, sagt Kowall.
„Das kommt heraus, wenn Menschen in erster Linie für die Wirtschaft da sind und nicht die Wirtschaft für die Menschen.“
Kowalls Fazit: Die Menschen möchten mehr vom Leben als Arbeit. „Also müssen wir uns als Gesellschaft entscheiden, ob wir uns weiter im Hamsterrad für Karriere, Konkurrenzkampf und Konsum zu Tode stressen möchten. Oder ob wir nicht versuchen, durch politische Maßnahmen Stress im Leben zu reduzieren, Not zu beseitigen und Existenzängste abzumildern.“